BLOGPOST Prämierte Pressefotografie: Ganz nah dran am Geschehen
Gute Bilder erzählen immer eine Geschichte und bringen uns zum Lachen, Weinen oder Nachdenken. Herausragende Bilder bewirken noch mehr: Sie graben sich nachhaltig in unser Gedächtnis ein. So das Bild der Berliner Fotografin Britta Pedersen. Sie hat einen richtig dicken Fisch vor die Linse bekommen - im wahrsten Sinn des Wortes. Und gewann dafür den ersten Preis bei den dpa-Bildern des Jahres in der Kategorie "Feature & Vermischtes". In TREIBSTOFF erzählt sie, wie das Bild entstanden ist und welche Trends es aktuell in der Pressefotografie gibt.
TREIBSTOFF: Wie ist Ihr dpa-Bild des Jahres entstanden?
PEDERSEN: Von Freunden hatte ich über das Abfischen der Teiche im Herbst erfahren und bin dann sofort hellhörig geworden. Es war mir gleich klar, dass es ein Thema sein könnte, was schöne Bilder bietet. Ich habe es dann dem zuständigen regionalen Multimediachef vorgeschlagen und er war auch gleich einverstanden, dass ich mir das einmal genauer ansehen darf.
Gesagt getan und so fand ich mich mit Gummistiefeln ausgestattet am Rande eines Teiches wieder und konnte die Arbeit der Männer fotografisch festhalten. Das Bild selber entstand, als der Freizeitfischer Uwe Lorenz den Fisch von einer Wanne in die andere Wanne setzen wollte. Der Fisch hat sich ordentlich gewehrt und er musste ihn mit aller Kraft festhalten, damit er nicht einfach auf den Waldboden fällt.
TREIBSTOFF: Was war dabei die größte Herausforderung?
PEDERSEN: Die größte Herausforderung bei einer solchen Geschichte ist - wie so oft - den Zugang zu bekommen und vor allem auch die Zeit zu haben, dies neben der aktuellen Arbeit umzusetzen. Oft geht viel Zeit für Recherche drauf. In dem Fall hat aber alles gut geklappt.
TREIBSTOFF: Welcher Auftrag in Ihrer dpa-Laufbahn ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben? Und warum?
PEDERSEN: Da gibt es zuviel, um das wirklich auf einen Auftrag zu reduzieren. Sicher bleiben die Einsätze bei Terroranschlägen oder Amokläufen wie auf der norwegischen Insel Utoya, in Kopenhagen oder auch in Berlin in spezieller Erinnerung. Aber auch einige Reportagen, die ich zusammen mit einem dpa-Textredakteur gemacht habe, etwa die Geschichte über Roma auf dem Balkan. Dabei hat mir besonders die enge Zusammenarbeit mit dem Kollegen und das "ganz nah an den Menschen sein und deren Geschichte erzählen können" gefallen.
TREIBSTOFF: Welches Ihrer Bilder ist Ihr persönliches Lieblingsbild? Warum?
PEDERSEN: Ein richtiges Lieblingsbild habe ich eigentlich nicht. Ein besonderes Bild ist sicher das Foto der Sängerin Skin der Band Skunk Anansie. Weil es das perfekte Musikfoto ist. Ich habe schon recht viele Konzerte fotografiert und war immer auf der "Jagd" nach einem Bild, das die Musik so transportiert als wenn man Zuschauer in der ersten Reihe wäre. Es gibt sehr viele gute Musikbilder, aber selten passt alles so gut zusammen. Die Sängerin wird übrigens in der Musikszene "the Mouth" genannt .
TREIBSTOFF: Wann ist für Sie ein Pressebild ein herausragendes Pressebild?
PEDERSEN: Sehr gute Bilder erzählen meist ganze Geschichten und oftmals ist kein erklärender Text dazu notwendig. Besonders beeindrucken mich Bilder, die mehr erzählen als ein Text das vermag. Persönlich gefallen mir oft Bilder, die das Gefühl vermitteln, mitten im Geschehen zu sein. Ganz nah dran zu sein. Bilder, die Emotionen in mir auslösen, mich zum Nachdenken oder zum Lachen bringen. Bilder, die in Erinnerung bleiben. Nachrichtenbilder müssen in erster Linie ehrlich sein. Sie müssen die Situation so wiedergeben, wie sie vor Ort auch war. Sonst sind es vielleicht auch gute Bilder, aber eben keine Pressebilder.
TREIBSTOFF: Welche Trends sehen Sie aktuell in der Presse-Fotografie?
PEDERSEN: Das komprimierte, klare Nachrichtenbild ist nach wie vor gefragt. Aber immer öfter sehe ich auch vermehrt Bilder, die weiter aufgefasst sind. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass verstärkt wieder Hochformate verwendet werden. Seit langer Zeit wird ja das Querformat favorisiert. Ein Grund ist sicher, dass es mehr unserer Sichtweise entspricht, also für uns natürlicher wirkt und oft für Slideshows im Internet genutzt wird. Im Zeitalter der Smartphones werden Bilder aber auch wieder öfter im Hochformat genutzt. Besonders bei Jugendlichen beobachte ich, dass das Smartphone nicht mehr gedreht wird und nun selbst Filme im Hochformat angeschaut werden. Ob man es mag oder nicht, ich glaube, dass das Hochformat eine Renaissance erleben wird.
TREIBSTOFF: Wie beeinflussen Instagram und Co. die professionelle Fotografie?
PEDERSEN: In jeglicher Hinsicht. Positiv finde ich, dass es nun viel mehr Menschen gibt, die gerne fotografieren und sich für Bilder interessieren. Fotos sind aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken. Oftmals handelt es sich dabei aber um Bilder, die wissentlich oder unwissentlich manipuliert sind. Schnell wird ein Filter drüber gelegt und der Sonnenuntergang sieht nochmal ein bisschen kräftiger aus. Oder bei einem Brand wird schnell nochmal etwas Rauch hinzugefügt, damit es dramatischer wirkt. Das unbearbeitete Bild wirkt dann im Vergleich dazu richtig blass. Bei Nachrichtenagenturen sind jedoch jegliche Bildmanipulationen aus gutem Grund strikt verboten, denn Echtheit und Glaubwürdigkeit zählen zu den wichtigsten Kriterien der Nachrichtenfotografie. So grenzen wir uns als Fotojournalisten mit unseren Bildern ganz klar ab.
Dieser Beitrag ist ein Original-Blogpost aus TREIBSTOFF:
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