Versuchskaninchen
Gibt es Alternativen zu Tierversuchen?
"Wissenschaft am Donnerstag" mit einer Dokumentation und einer "scobel"-Ausgabe
Mainz (ots)
Donnerstag, 27. September 2012, 3sat
Erstaustrahlung
Darf man Tierversuche in großer Zahl durchführen, um das Gefährdungspotenzial von chemischen Substanzen für den Menschen abschätzen zu können? Im Rahmen von "Wissenschaft am Donnerstag" zeigt die Dokumentation "Versuchskaninchen" von Pierre-François Gaudry, wie Versuche an lebenden Tieren durch Labor-Experimente mit künstlichen Zellgeweben ersetzt werden, und schaut auf die Vorteile und Grenzen dieser Methoden. Gilt der weit verbreitete ethische Appell an die Zurückhaltung nur für Tierversuche mit Hunden, Katzen und Pferden oder auch für solche mit Ratten? Hat am Ende der französische Mediziner und Biologe Jean-Claude Nouët Recht, wenn er in der Dokumentation kritisiert: "Das ethische Interesse bewegt sich in diesen Fällen in Kreisen nach außen abgestuft - je weiter ein Tier entfernt von uns ist in seiner Form, seinem Verhalten, desto weniger interessiert es uns."
Von dieser Frage abgesehen, scheint es gesellschaftlicher Konsens zu sein, dass Tierversuche für Forschungszwecke reduziert werden sollen und Tieren so wenig wie möglich Leid dabei zugefügt werden soll. Dennoch nimmt die Zahl der in Experimenten getöteten Tiere wieder zu. Ein Grund ist die Richtlinie der EU zum sicheren Umgang mit Chemikalien, REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemical Substances), die vorsieht, dass bis 2025 30.000 Substanzen auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft werden müssen.
Umso wichtiger ist es, dass "in vivo"-Experimente, also Versuche an lebenden Tieren, in "in vitro"-Experimente, also solche mit künstlich gezüchteten Zellgeweben, umgewandelt werden: Der wissenschaftlich-technische Fortschritt der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass Zellkulturen oder Miniaturreproduktionen lebender Systeme für Experimente bereitstehen. Auch Simulationen am Computer können mittlerweile verlässliche Aussagen über die Wirksamkeit von Stoffen geben. Und wenn auch nicht alle Tierversuche ersetzt werden können, so haben alternative Testmethoden zum Teil sogar Vorteile, die Tierversuche niemals leisten können: "Der Stoffwechsel von Tieren unterscheidet sich sehr von dem des Menschen in Bezug auf viele Chemikalien. Außerdem leben Tiere nicht so lange, während der Mensch über viele Jahre hinweg chemischen Substanzen ausgesetzt sein kann. Das kann man im Experiment mit Tieren nicht simulieren, deshalb kann man viele Ergebnisse nicht einfach übertragen", argumentiert Greet Schoeters vom Zentrum für alternative Forschungsmethoden in Belgien.
Im Anschluss um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel in seiner Sendung "scobel - Planet ohne Affen" unter anderen mit dem Affenforscher Volker Sommer und dem Biologen Josef Reichholf über die Zukunft der Affen auf der Erde sowie über das ambivalente Verhältnis von Mensch und Tier.
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