Diese verfluchten Stunden am Abend
Dokumentation über die Häftlingsbordelle in den KZs
Erstausstrahlung
Montag, 29. Oktober, 20.15 Uhr
Mainz (ots)
Kaum jemand weiß, dass es in den Konzentrationslagern der Nazis Bordelle gab, in denen Frauen als Zwangsprostituierte ihren Dienst tun mussten. Das erste KZ-Bordell entstand 1943 im österreichischen Mauthausen. Heinrich Himmlers Plan dabei: Die Arbeitsleistung der nichtjüdischen Zwangsarbeiter im benachbarten Steinbruch sollte so gesteigert werden. Die Dokumentation "Diese verfluchten Stunden am Abend", in 3sat am Montag, 29. Oktober 2012, um 20.15 Uhr in Erstausstrahlung, erzählt vom Schicksal betroffener Frauen, zeichnet ihren Alltag nach und beleuchtet das System der Zwangsprostitution im KZ.
Maria W. war eine der über 200 Frauen, die sich in einem der zehn "reichsdeutschen" KZ-Bordelle zwangsprostituieren musste. Jahrzehntelang hat sie über ihr Schicksal geschwiegen, zu groß war die Scham. Sie hatte bereits vier Jahre Zwangsarbeit im Frauen-KZ von Ravensbrück hinter sich, als sie für ein KZ-Bordell rekrutiert wurde. "Die schritten unsere Reihe ab, guckten alle einzeln an. Die und die und die Nummer vortreten. Und da hörte ich, wie Schildlauski, der SS-Arzt, sagte: 'Das Gerippe da wollen Sie auch mitnehmen?' Das war ich! Und da hörte ich, wie dieser Kommandant sagte, "die ist gut gebaut, die füttern wir uns wieder zurecht'."
Die Frauen mussten unter die Höhensonne, bekamen Essen aus der SS-Küche, hatten Seidenwäsche, Parfüm und durften im Gegensatz zu den anderen weiblichen Gefangenen lange Haare tragen. In der Erinnerung von Josef Paczynski, 1943 Lagerfrisör in Auschwitz, waren im dortigen Bordell "21 junge schöne Frauen, alle schön frisiert, mit hohen Schuhen und eleganter Kleidung. Den Frauen ging es dort gut, die hatten alles, was sie brauchten." So wie der polnische KZ-Überlebende Josef Paczynski machten sich die meisten männlichen Häftlinge wenig Gedanken um das Leid der Zwangsprostituierten, die täglich Männer empfangen mussten. So auch Sigmund Sobolewski. Er war damals 19 Jahre alt und war Kapo in Auschwitz, als er das Lagerbordell besuchte. Er verliebte sich im Bordell in die Polin Irka. "Man hatte ihr versprochen, dass sie frei kommt, wenn sie ein halbes Jahr im Bordell arbeitet. Sie hat fest daran geglaubt."
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