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"Wir werden die Natur wie Ingenieure beherrschen"
Programmierte Bakterien, die Abgase fressen und Pillenrückstände aus Abwasser filtern
Die aufregenden Fähigkeiten der synthetischen Biologie

Mainz (ots)

"Wissenschaft am Donnerstag", 17. Januar 2013, ab 20.15 Uhr, 3sat
Dokumentation "Biobricks - Bausteine des Lebens" und "scobel"-Sendung
Erstausstrahlungen

"Wir werden die Biologie wie Ingenieure beherrschen. Biologische Systeme werden machen, was wir von ihnen erwarten, und nicht das, was sie natürlicherweise machen würden", prognostiziert der amerikanische Pionier der synthetischen Biologie Tom Knight. Die Idee der synthetischen Biologie ist, Biobricks oder Genbausteine, die für bestimmte Eigenschaften stehen, zu isolieren und frei kombinierbar zu machen, so wie Apps dem Handy einzelne neue Möglichkeiten eröffnen. Die "Bio-Hacker" lassen Lebewesen mit aufregenden Fähigkeiten entstehen: Bakterien, die Abgase vernichten, oder solche, die das weibliche Sexualhormon Östrogen aus den Abwässern entfernen - ein großes Problem, denn Rückstände aus der "Pille" wirken auch bei Fischen und anderen Tieren. Anwendungen dieser Boom-Wissenschaft mag es viele geben. Robert Braun von Universität Bielefeld erklärt: "Dadurch, dass man die Biobricks standardisiert hat und sie frei hintereinander kombinieren kann, ist es in etwa so, als ob man den Organismus programmiert." Braun arbeitet mit einer Gruppe Bielefelder Studenten an diesem Östrogen-Projekt, mit dem sie sich beim iGEM-Wettbewerb engagieren. Seit 2003 treffen sich Studententeams aus aller Welt, um sich bei diesem vom "Massachusetts Institute of Technology" in Cambridge (MIT) initiierten Wettbewerb zu messen. Schnell wird klar: Die Fähigkeiten der synthetischen Biologie entwickeln sich noch viel rasanter als die Computertechnik. In der Dokumentation "Biobricks - Bausteine des Lebens" berichtet John A. Kantara über diese der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannte Entwicklung.

Während es für viele Wissenschaftler ein Traum ist, solche Lebewesen kreieren zu können, scheint es für andere eher, als habe der liebe Gott oder Frankenstein Konkurrenz bekommen. Wo die Grenzen liegen, wird schnell bei einem anderen Projekt aus der Dokumentation klar. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie entwickelten Methoden, um das Erbgut unseres nächsten ausgestorbenen Verwandten, des Neandertalers, zu entschlüsseln. Mit der synthetischen Biologie könnten in einem weiteren Schritt längst ausgestorbene Spezies wieder zum Leben erweckt werden - auch der Neandertaler? Der Molekularbiologe Stephan Schuster von der Pennstate University merkt süffisant an: "Wer wäre beim Neandertaler die Leihmutter?"

Gert Scobel diskutiert anschließend um 21.00 Uhr mit seinen Gästen Friedemann Schrenk, Leiter der Forschungsabteilung Paläoanthropologie am Frankfurter Senckenberg-Museum, und Svante Pääbo, Direktor des Max Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig, in der Sendung "scobel - Paläoanthropologie" unter anderem, was den Homo sapiens, den Menschen, zum evolutionären Erfolgsmodell werden ließ und wie die Chancen für sein weiteres Überleben stehen. Wird die Kooperationsfähigkeit, die offensichtlich die Evolution des Menschen bisher enorm beschleunigt hat, weiterhin das Überleben sichern können? Kann man von den neuen Erkenntnissen über die heutigen Veränderungen im menschlichen Erbgut Rückschlüsse auf unsere Herkunftsgeschichte gewinnen? Und wie ernst muss man den Versuch nehmen, längst ausgestorbene Spezies - wie in der Dokumentation "Biobricks - Bausteine des Lebens" beschrieben - zum Leben zu erwecken?

Hinweis für Journalisten: Einen Video-Stream der Dokumentation finden Sie im 3sat-Pressetreff unter www.pressetreff.3sat.de.

Pressekontakt:

Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat
Pepe Bernhard
Telefon: +49 (0) 6131 - 701 6261
E-Mail: bernhard.p@3sat.de

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