3sat-Dokumentarfilme in Erstausstrahlung: "Mädchengeschichten" und "Karla 51", Sonntag, 16. Dezember 2001
Mainz (ots)
21.15 Uhr: Mädchengeschichten: Nightgirl Dokumentarfilm von Yingli Ma, Deutschland 2001
Erstausstrahlung Die 17-jährige Han Lin ernährt ihre Familie durch ihre Arbeit als Go-go-Tänzerin. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in einer Wohnung im Zentrum von Peking. Drei Generationen treffen dort täglich unter einem Dach aufeinander. Das Zusammenleben gestaltet sich nicht immer einfach. Druck erfährt Han Lin wegen ihrer Arbeit als Go-go-Tänzerin, die andererseits der Familie das finanzielle Überleben sichert. Außerdem liebt das Mädchen einen Mann, der verheiratet ist und Kinder hat.
"Nightgirl" ist neben dem Porträt eines Mädchens aus Peking auch ein Film über gesellschaftliche Umbrüche, Generationskonflikte und die Existenz der "einfachen" Menschen im heutigen China. Die Regisseurin Yingli Ma, geboren 1965, studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). "Nightgirl" ist Teil der 3sat-Dokumentarfilm-Reihe "Mädchengeschichten". Zeitgenössische Filmemacherinnen porträtieren 17-jährige Mädchen von heute aus ihren jeweiligen Heimatländern. Sie machen nicht nur die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Protagonistinnen, sondern auch die kulturell geprägten dokumentarischen Erzählweisen deutlich.
22.00 Uhr: Karla 51 Film von Sylvie Banuls, Deutschland 2001
Erstausstrahlung
"Karla 51" ist ein Münchner Hotel besonderer Art, in Deutschland bisher einzigartig: ein Hotel für obdachlose Frauen. Weibliche Obdachlosigkeit ist unsichtbar. Den meisten Frauen sieht man nicht an, dass sie kein Zuhause mehr haben. Aus Scham über den Verlust der Wohnung tun sie alles, um möglichst unauffällig zu bleiben - und sie haben Angst vor dem Leben auf der Straße. In dieser existenziellen Notlage finden sie Unterstützung bei Carol Wandt, der Leiterin von "Karla 51". Das Hotel wurde nach ihr benannt, als sie es vor fünf Jahren eröffnete. "Unsere Bewohnerinnen sollen sich fühlen wie im Hotel", sagt sie. "Es mag vielleicht befremdlich klingen, hilfesuchende Frauen als 'Kunden' zu bezeichnen, dennoch wollen wir sie mit unserer Gastfreundlichkeit empfangen. Durch Respekt und Anerkennung sollen sie ihre Würde wiedergewinnen." Kein Obdach zu haben, ist für Frauen oft schwerer zu ertragen als für Männer, denn traditionell ist die Frau die "Haus-Frau", die Hüterin des Heims. Wenn sie es verliert, geht damit auch ein Teil ihrer Identität verloren.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitete Sylvie Banuls mit einem weiblichen Kamerateam das Kommen und Gehen bei "Karla 51". Der Film zeigt das Leben in einem Hotel, in dem die Wohnungslosigkeit der weiblichen Gäste nur der kleinste gemeinsame Nenner ist. Gleichzeitig ist der Film ein Porträt der Engländerin Carol Wandt, die sich seit über 20 Jahren für in Not geratene Frauen einsetzt.
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