3sat
Sterbebegleitung in Deutschland
Donnerstag, 1. Dezember 2005, 3sat
Mainz (ots)
20.15 Uhr: Leben bis in den Tod Sterbebegleitung in Deutschland Film von Markus Reher
21.00 Uhr: delta Das Denk-Magazin mit Gert Scobel Tod sicher? Sterbebegleitung in Deutschland Gäste: - Dietrich Grönemeyer, Leiter des Bochumer Entwicklungs- und Forschungszentrums für Mikrotherapie - Klaus Kutzer, ehem. Vors. Richter am Bundesgerichtshof und Leiter der Arbeitsgruppe Patientenautonomie am Lebensende des Bundesjustizministeriums - Petra Gehring, Professorin für theoretische Philosophie, Darmstadt
Erstausstrahlungen
Sterben und Tod sind in unserer Gesellschaft Tabuthemen. Dabei ist Sterben ein natürlicher Teil des Lebens manchmal allerdings, nach einer langen schweren Krankheit wie Krebs oder AIDS, kein einfacher. Viele fürchten das langwierige und oft entwürdigende Martyrium der Intensivmedizin mit ihren Apparaten und Schläuchen, abgeschoben auf Krankenhausfluren, einsam im Leid. Dabei könnte diese letzte Lebensphase selbst für schwerstkranke Menschen an Schrecken verlieren, wenn Schmerzen und Angstzustände gelindert würden. Genau das hat sich die Palliativmedizin zum Ziel gesetzt: unheilbar kranken Menschen zu helfen, bis in den Tod menschenwürdig und möglichst beschwerdefrei zu leben. Hilfe im Sterben anstatt Sterbehilfe. Wie soll die Gesellschaft in Zukunft mit sterbewilligen Patienten umgehen, die teilweise gegen ihren erklärten Willen nur durch Apparate am Leben erhalten werden? Mit der Dokumentation Leben bis in den Tod und der Ausgabe Tod sicher? des Denk-Magazins delta geht 3sat auf diese Fragestellung ein, die in Zukunft mit der steigenden Überalterung unserer Gesellschaft immer bedeutender werden wird.
Der Film von Markus Reher zeigt an mehreren Bespielen, wie menschlich und würdig Leben bis in den Tod sein kann: Im Raum Regensburg versorgt eine niedergelassene Ärztin mit Hilfe eines eingespielten Teams aus Intensivpflegern und Hospizhelfern Sterbende zu Hause, lediglich durch Spenden und einen Förderverein finanziert. In Dresden hat es ein Pilotprojekt in die Regelfinanzierung des Gesundheitssystems geschafft. Ein Team aus Ärzten und Pflegepersonal leistet dort neben der Krankenhausarbeit auf der Palliativstation auch ambulante Hilfe zu Hause. Doch solche Hilfe erfordert, wie die Dokumentation belegt, Fachkenntnisse, die weit über das herkömmliche schulmedizinische Wissen hinausreichen, und vor allem verlangt sie ständige Einsatzbereitschaft. Sterbenskranke Menschen brauchen intensive Betreuung, doch im Gesundheitssystem ist für die letzte Lebensphase zu wenig Geld vorhanden.
Wie dieser Missstand behoben werden kann, diskutiert Gert Scobel im 3sat-Denk-Magazin delta mit seinen Gästen. Eine langfristige palliativmedizinische Perspektive scheint nötig zu sein. In Deutschland, einem Entwicklungsland in Sachen Palliativ- und Schmerzmedizin, kommen neuen Zahlen zufolge gerade einmal neun Betten für palliativmedizinische Betreuung auf eine Million Einwohner. Auch die Ausbildung der Ärzte ist bislang weder auf die steigende Zahl alter, auch psychisch zu betreuender Menschen noch auf Sterbebegleitung ausgerichtet. Das Grundprinzip Leben, das vor allem von den Kirchen hochgehalten wird, scheint Vorrang zu haben. Der Wunsch, selbstbestimmt und in aller Freiheit sterben zu wollen, wird dabei möglicherweise zu sehr ausgeblendet. Das 3sat-Denk- Magazin delta fragt, ob es möglich ist, ethische und juristische Standards für die Sterbebegleitung zu entwickeln.
Redaktionshinweis: Auch das 3sat-Wissenschaftsmagazin nano sendet an diesem Tag um 18.30 Uhr einen Schwerpunkt zum Thema Sterbebegleitung.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat Peter Bernhard (06131 706261) Mainz, 15. November 2005
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