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Studie: Glücksspiele in Deutschland
Dokumentation des Bremer Instituts für Drogenforschung (BISDRO)

Hamburg (ots)

Im Auftrag des Bremer Instituts für
Drogenforschung (vertreten durch Prof. Dr. Heino Stöver) und 
gefördert durch den Verband der Lottovermittler führte das 
Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest Sozialforschung GmbH im Zeitraum vom 17. 
November bis 5. Dezember eine Befragung von insgesamt 8.000 in 
Deutschland lebenden Personen zu ihrem Glücksspielverhalten durch.
Die Befragung erfolgte bei der Hälfte aller einbezogenen Personen
mittels eines telefonisch geführten Interviews. Weitere 4.000 
Befragte füllten den Fragebogen am Computer aus. Die Ergebnisse 
dieser Befragung stellen in Bezug auf die 18 bis 65-jährige 
Bevölkerung erstmalig ein repräsentatives Abbild des 
Glückspielverhaltens der Deutschen dar.
Nahezu 40% der befragten Personen nahmen im Laufe der 
zurückliegenden 12 Monate an einem Glücksspiel teil. Personen, die 
mindestens wöchentlich spielen bzw. mehr als 50 Euro im Monat für ein
Glücksspiel ausgeben, wurden gebeten, einen Test ("Das diagnostische 
und statistische Manual psychischer Störungen": DSM-IV) zur 
Bestimmung eines pathologischen Spielverhaltens zu absolvieren. Nach 
den Ergebnissen dieses Tests erfüllen 0,5% aller 8.000 befragten 
Personen in Bezug auf das zurückliegende Jahr die Kriterien einer 
Spielsucht. Die Prävalenz pathologischen Spielens in Deutschland 
liegt somit im internationalen Vergleich über den Werten aus Norwegen
(0,15%) und Großbritannien (0,3%), aber unter den Anteilen aus 
Schweden (0,6%), der Schweiz (0,8%) und Spanien (1,7%).
Genau ein Drittel aller befragten Personen nahm im zurückliegenden
Jahr am Zahlenlotto ("6 aus 49") teil; es folgen Rubbellose (12%), 
Glücksspirale (6%), Klassenlotterien (5%), Sportwetten (4%), 
Spielautomaten (3%) und Casinospiele (3%). Die Mehrheit dieser 
Spieler hat sich während dieses Zeitraumes an mehreren Spielarten 
beteiligt. Lediglich bei den Teilnehmern des Zahlenlottos geht ein 
beachtenswerter Anteil von 46% ausschließlich dieser einen 
Glücksspielart nach.
Das Spielen um Geld gilt in der Glücksspielforschung insbesondere 
dann als besonders suchtgefährdend, wenn es mit einer raschen 
Spielabfolge (hohe Ereignisfrequenz) und einer kurzen Zeitspanne 
zwischen dem Geldeinsatz und der Bekanntgabe des Spielergebnisses und
der Auszahlung eines möglichen Gewinns verbunden ist. Insbesondere 
die Casinospiele und die Geldspielautomaten, aber auch Rubbellose und
bestimmte Formen der Sportwette erfüllen diese Kriterien. Auf das 
Zahlenlotto, mit seiner vergleichsweise geringen Spielfrequenz (zwei 
Ziehungen pro Woche) und der in der Regel großen Zeitspanne vom 
Ausfüllen der Tippscheine bis zur Ziehung der Zahlen treffen sie 
hingegen kaum zu. Als eine empirische Bestätigung dieses 
letztgenannten Sachverhaltes kann die sehr geringe Verbreitung 
pathologischen Spielens von 0,33% der ausschließlichen Lottospieler 
angesehen werden. Dieser Personenkreis ist somit nur einem äußerst 
geringen Risiko ausgesetzt, ein Spielproblem zu entwickeln. 
Spielautomaten bergen hingegen ein sehr hohes Suchtpotential. Jeder 
Zwölfte Spieler dieser Glücksspielart (8%) ist von einer Spielsucht 
betroffen. Neben den Automaten spielen diese Personen noch eine 
Vielzahl anderer Glücksspiele. Hierzu gehören sowohl die klassischen 
Lotterien als auch Casinospiele und Sportwetten. Vergleicht man die 
Geldeinsätze für die Lotterien auf der einen Seite und für die 
Automaten, Pferdewetten, Sportwetten und Casinospiele auf der 
anderen, so zeigen sich hier gravierende Unterschiede. Während die 
Hälfte der pathologischen Automatenspieler nur maximal 20 Euro für 
Lotterieprodukte im Monat ausgeben, sind es 130 Euro in Bezug auf die
anderen Glücksspielarten. Anzunehmen ist, dass diese Personen an den 
Lotterien teilnehmen, in der Hoffnung, durch einen großen Gewinn 
bestehende Spielschulden ausgleichen und das zukünftige Spielen 
finanzieren zu können.
Die hohen finanziellen Belastungen der pathologischen 
Automatenspieler werden auch an dem Anteil deutlich, den sie am 
gesamten Umsatz mit dieser Glücksspielart haben. Nach den Ergebnissen
dieser Befragung stammen 40% aller für Spielautomaten getätigten 
Geldeinsätze von Personen, die ein pathologisches Spielverhalten 
aufweisen. Bei den klassischen Lotterieprodukten liegt dieser Anteil 
hingegen bei sehr geringen 2% bis 3%.

Pressekontakt:

Prof. Dr. Heino Stöver
BISDRO
Universität Bremen
Postfach 330440
D 28334 Bremen
Tel.: 49-421-218-3173
Fax: 49-421-218-3684
email: bisdro@uni-bremen.de

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