Mehr Sicherheit durch moderne Technologien
Verkehrsexperten: Potenziale zur Vermeidung von Unfällen werden nicht genutzt
Berlin (ots)
Moderne Sicherheitstechnik bei Fahrzeugen muss flächendeckend zum Einsatz kommen, um die Zahl der Verkehrstoten in Europa nachhaltig zu senken. So lautet die zentrale Botschaft des 3. Sachverständigentages von TÜV und DEKRA in Berlin. Besonders wiesen die rund 500 Verkehrsexperten aus den Prüforganisationen auf die steigenden Unfallzahlen jugendlicher Fahranfänger in Deutschland hin. Nach einer Hochrechnung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ist die Zahl der tödlichen Unfälle bei Jugendlichen 2007 gegen den Gesamttrend um drei Prozent gestiegen. Deswegen ist auch eine Optimierung von Ausbildung und Prüfung der Fahrschüler notwendig.
"Weder bei der heute möglichen Fahrzeugtechnik, noch bei der Ausbildung junger Fahrer werden momentan alle Potenziale zur Unfallvermeidung ausgeschöpft," erläuterte Dr. Guido Rettig, Vorsitzender des Verbandes der TÜV e.V. "Gerade junge Fahrer sind besonders gefährdet, weil sie sich häufig mit fehlender Praxis an das Steuer technisch mangelhafter Fahrzeuge setzen. Die fatalen Auswirkungen dieser brisanten Mischung können wir an der Unfallstatistik ablesen." Rettig forderte daher eine zügige Ausstattung aller Fahrzeuge mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm ESP. "Wenn wir die Forderung nach einer sicheren und nachhaltigen Mobilität und die Verpflichtungen der EU-Charta 2010 ernsthaft umsetzen wollen, so müssen wir alle Ressourcen ausschöpfen," sagte Klaus Schmidt, Vorstandsvorsitzender von DEKRA e.V. und DEKRA AG. Dazu zählt für Schmidt beispielsweise auch die Anpassung der Prüffristen von älteren Fahrzeugen an die Realität.
Große Sorge bereitet den Sachverständigen das steigende Alter der Fahrzeuge in Deutschland. "Rund 16 Millionen Pkw sind in Deutschland älter als 10 Jahre", erläuterte Dr. Guido Rettig. "Diese Fahrzeuge sind nur in den seltensten Fällen mit moderner Sicherheitstechnologie, wie z.B. ESP, ausgestattet". Der TÜV Report 2008 hat auf der Basis von über sieben Millionen Hauptuntersuchungen festgestellt, dass bei älteren Fahrzeugen die Quote erheblicher Mängel bis zu 30 Prozent beträgt. "Der Betrag, den Fahrzeughalter in ihr Fahrzeug investieren, geht mit zunehmendem Fahrzeugalter deutlich zurück" so Klaus Schmidt. "Die Folge: steigende Mängelquoten - zumeist sicherheitsrelevanter Bauteile - und damit steigendes Unfallrisiko." Dass aber ältere Fahrzeuge bevorzugt von Autofahrern der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen genutzt werden, hat im letzten Jahr die DEKRA Verkehrssicherheitsaktion SafetyCheck eindrucksvoll gezeigt, an der sich im vergangenen Jahr 14.000 junge Menschen mit ihren Fahrzeugen beteiligten. 77 Prozent der überprüften Autos waren acht Jahre und älter.
In einem breit angelegten Erfahrungsaustausch setzten sich 500 Experten der Sachverständigen-Organisationen TÜV und DEKRA gemeinsam mit namhaften Vertretern aus Wissenschaft, Industrie und Politik mit den Herausforderungen der mobilen Gesellschaft auseinander und entwickelten Empfehlungen für eine sichere Zukunft. Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Mensch, Fahrzeug, Umwelt: Wege zu einer sicheren und nachhaltigen Mobilität." Die Sachverständigentage haben sich dem Ziel verpflichtet, die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Europäischen Charta für Verkehrssicherheit, zu deren Erstunterzeichnern VdTÜV und DEKRA im Jahr 2002 in Dublin gehörten. In einer Grußbotschaft an die Teilnehmer des Sachverständigentages würdigte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Klaus W. Lippold, den Beitrag der Prüforganisationen zur Verkehrssicherheit: "Die hohe Qualität der technischen Untersuchungen in unserem Land leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die Unfallursache 'technische Mängel' und 'Wartungsmängel' in Deutschland vergleichsweise selten ist". Defizite beklagen die Verkehrsexperten nicht nur im Einsatz möglicher Sicherheitstechnologien, auch im Bereich des Umweltschutzes sehen die die Prüforganisationen der TÜV und DEKRA Potenziale, die noch nicht ausgeschöpft sind.
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