TÜV-Verband: Appell für KI-Moratorium zeigt politischen Handlungsbedarf
Berlin (ots)
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen mächtiger KI-Systeme bisher nicht beherrschbar. Europäischer "AI Act" jetzt zügig umsetzen. Regulierung schafft rechtliche Leitplanken für die Nutzung von KI-Systemen mit hohem Risiko.
Zum Vorschlag eines sechsmonatigen Moratoriums für die Weiterentwicklung bzw. das Training besonders leistungsfähiger KI-Systeme sagt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands:
"Weltweit führende KI-Expert:innen, Wissenschaftler:innen und KI-Unternehmer:innen weisen eindringlich darauf hin, dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen mächtiger KI-Systeme noch nicht beherrschbar sind. Dieser Appell zeigt den politischen Handlungsbedarf: für eine klare gesetzliche Regulierung Künstlicher Intelligenz. Nur so können wir die Risiken besonders leistungsfähiger KI-Systeme in den Griff bekommen. Gleichzeitig schaffen wir mit einer KI-Gesetzgebung die Grundlage, um die immensen Chancen dieser Technologie ausschöpfen zu können."
"Die Expert:innen warnen vor einer Flut von Propaganda und Fake News, der Vernichtung vieler Arbeitsplätze und einem generellen Kontrollverlust. Gleichzeitig ist klar, dass KI-Systeme verstärkt in der Medizin, in Fahrzeugen oder anderen sicherheitskritischen Bereichen eingesetzt werden. Fehlfunktionen können fatale Folgen haben. Hier braucht es rechtliche KI-spezifische Leitplanken, an denen sich die Anbieter orientieren können. Das schafft Vertrauen und fördert innovative Angebote statt sie auszubremsen."
"Europa hat mit dem Gesetzgebungsverfahren für den AI Act die Chance, weltweit den ersten Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz zu schaffen. Mit dem Wissen um die Fähigkeiten mächtiger KI-Systeme wie ChatGPT darf Europa jetzt keine Zeit mehr verlieren und zügig den gesetzlichen Rahmen schaffen. Wie von den Unterzeichner:innen des Appells vorgeschlagen, sollten unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen eine wichtige Rolle für Vertrauen und Akzeptanz von KI-Systemen spielen und damit dem Recht in der Praxis Geltung verschaffen."
"Die TÜV-Unternehmen bauen derzeit mit dem 'TÜV AI Lab' Kompetenzen für die Prüfung und Zertifizierung sicherheitskritischer KI-Anwendungen auf. Ziel ist es, Prüfverfahren für KI-Systeme und die Eignung ihrer Trainingsdaten zu entwickeln. Neben dem AI Lab sollten in Deutschland und in der EU weitere Kompetenzzentren für die Prüfung von KI-Systemen aufgebaut werden, um Know-how zu bündeln und Unternehmen, Forschende, Prüforganisationen und Normungsinstitute besser zu vernetzen."
Die gesetzliche Regulierung von KI befürworten sowohl die Bürger:innen als auch die deutsche Wirtschaft. Das zeigen repräsentative Umfragen im Auftrag des TÜV-Verbands. Demnach halten 82 Prozent der Bundesbürger:innen eine Regulierung von Künstlicher Intelligenz für sinnvoll. Die größten Gefahren von KI sind aus Sicht der Befragten die Benachteiligung oder Diskriminierung von Personen (66 Prozent), die Manipulation von Menschen (62 Prozent), Intransparenz beim KI-Einsatz (61 Prozent) und die Verletzung des Datenschutzes (57 Prozent). In einer weiteren Umfrage unter Unternehmen sagten 87 Prozent der Befragten, dass KI-Anwendungen in Abhängigkeit von ihrem Risiko reguliert werden sollten.
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben sind eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.005 Personen ab 16 Jahren im November 2022 sowie eine Ipsos-Umfrage unter 500 Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden in Deutschland. Befragt wurden im Jahr 2020 Geschäftsführer:innen und IT-Verantwortliche.
Weitere Informationen unter www.tuev-verband.de/digitalisierung/kuenstliche-intelligenz
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