PHOENIX-Programmhinweis für Mittwoch, 12. Januar 2000
Köln (ots)
PHOENIX VOR ORT
14.45 Uhr Tacheles - Talk am roten Tisch Diskussionsrunde der Evangelischen Kirche: "Arbeit rund um die Uhr - Abschied vom Sonntag"
Zehntausende stürmten die Kaufhäuser, als diese zum ersten Mal sonntags öffneten. Die Frankfurter Börsianer wollen mit Aktien auch am "Tag des Herrn" handeln. Call-Center, Dosenfabriken und Computerhersteller arbeiten längst ohne Ruhetag. Ist der Sonntag ein Auslaufmodell - oder ist eine Gesellschaft ohne gemeinsamen Arbeitsrhythmus familienfeindlich?
Darüber streiten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, und der Konzernchef Peter Dussmann, der sein Berliner Kulturkaufhaus am liebsten sonntags öffnen würde. Er wird unterstützt von Günter Rexrodt, der fordert Staat und Kirche sollten sich aus dem Markt mehr heraushalten.
Rudolf Hickel dagegen, gewerkschaftsnaher Wirtschaftsprofessor aus Bremen, warnt davor, Arbeitnehmer völlig unter das Diktat von Marktgesetzen zu stellen. Und Christa Grahl, Verkäuferin aus Leipzig beklagt "wir Obsverkäuferinnen waren die Versuchskaninchen für neue Öffnungszeiten."
Moderation: Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Aufzeichnung vom 19.10.99)
17.00 Uhr Tacheles - Talk am roten Tisch Diskussionsrunde der Evangelischen Kirche: "Geschlossene Gesellschaft - Abschied vom Recht auf Asyl"
Ist "die Grenze der Belastbarkeit Deutschlands durch Zuwanderung überschritten", wie jüngst Bundesinnenminister Otto Schily bekundete? Zustimmung erfuhr der Minister aus den Reihen von CDU/CSU und von sozialdemokratischen Landespolitikern wie dem niedersächsischen Innenminister Heiner Bartling.
Andere wiederum fürchten, ein Grundrecht werde ausgehöhlt. Der Berliner Bischof Wolfgang Huber warf Schily eine "demagogische Verzerrung der Asylsituation in Deutschland" vor.
Wie lange gibt es bei uns noch ein Recht auf Asyl? Das diskutieren Prof. Dr. Wolfgang Huber, Bischof in Berlin-Brandenburg, Dieter Wiefelspütz, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Hans-Peter Uhl (CSU), bundesweit bekannt geworden durch die Abschiebung des türkischen jugendlichen Straftäters Mehmet, und Wolfgang Grenz, Flüchtlingsexperte von amnesty international. Moderation: Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann(Aufzeichnung vom 11.01.00)
20.15 Uhr Schwerpunkt Trügerischer Frieden - Der Kosovo im Jahr 1 nach dem Krieg
Über Monate beherrschte der Krieg im Kosovo die Schlagzeilen, nunmehr ist es Tschetschenien. Dabei sind immer noch 50.000 KFOR-Soldaten vor Ort im Einsatz, um den Frieden zu sichern. Zahlreiche Hilfsorganisationen konkurrieren um die notwendige Unterstützung der Bevölkerung. Neben der UN-Verwaltung etablieren der ehemalige Führer der Rebellenarmee UCK, Hashim Thaci, und Bujar Bukoshi von der gemäßigten Partei LDK Parallelregierungen. Reste der UCK entwickeln mafiaähnliche Strukturen.
Wie stabil ist die Situation im Kosovo? Was hat die NATO durch ihr Eingreifen erreicht? Ist ein friedliches Zusammenleben von Serben und Albanern inzwischen möglich? Funktioniert die Aufbauhilfe? Wie lange sind die Friedenstruppen noch notwendig? Wann wird es eine verlässliche Regierung geben und wie wird diese aussehen?
Anke Plättner diskutiert darüber unter anderem mit Marie-Janine Calic, Stiftung Wissenschaft und Politik, Donika Gervalla, Kosovarin, Vladimir Umelji, Weltkongress der Serben, und Carsten Völz von der Hilfsorganisation CARE.
Mitdiskutiert werden kann unter Telefon 01802-8217 oder Fax 01802-8213.
21.15 Uhr Der ganz normale Wahnsinn Deutsche KFOR-Soldaten als Schutzmacht
Der Kosovo ist noch immer ein rechtsfreier Raum, in dem multinationale Truppen die feindlichen Lager auf Distanz halten und versuchen, Konflikte möglichst friedlich zu lösen. Eine heikle Mission. Die meisten Serben haben nach Kriegsende die Gegend um Prizren verlassen, aus Angst vor Rache. Geblieben sind überwiegend ältere Menschen, die inzwischen immer öfter von Banden genötigt werden, ihre Wohnungen und Häuser zu räumen, die dann von Kosovo-Albanern besetzt oder auch niedergebrannt werden, um eine Rückkehr der Vertriebenen auszuschließen. Einige serbische Familien wurden bei diesen brutalen Übergriffen bereits ermordet. Die Reportage von Klaus Werner zeigt den Alltag deutscher KFOR-Soldaten zwischen den "Fronten" und beschreibt zugleich den Hass und die Unversöhnlichkeit beider ethnischer Gruppen.
Reportage von Klaus Werner
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation Telefon 0221-220-8477, Fax 0221-220-8089
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