PHOENIX-Programmhinweis für Sonntag, 20. Februar 2000
Köln (ots)
10.15 Uhr Der Stoff, aus dem die Filme sind Jules und Jim. Die wahre Geschichte
Francois Truffauts Jugendwerk "Jules und Jim", 1961 gedreht, ist längst einer der großen Klassiker des Liebesfilms. Dass seine Filmstory zu den wenigen zählt, die ganz auf gelebtes Leben zurück geht, wussten lange Zeit nur wenige Eingeweihte, nicht zuletzt der Regisseur selbst. Aber das Who is Who in dem Verhältnis der Liebeshelden und Freunde Jules, Jim und Cathérine, hinter dem sich die wahre Geschichte von Franz Hessel, Henri-Pierre Roché und Helen Hessel, geborene Grund, verbirgt, wurde erst nach dem Tod von Helen Hessel öffentlich gemacht - sie starb 1982 in Paris im Alter von 96 Jahren. Alle drei waren sich bewusst, dass ihr Leben zum Roman tendierte, und so sollte aus ihren Tagebüchern ein gemeinsam verfasstes Buch der Liebe entstehen. Aber daraus wurde nichts - warum, erzählt die Filmautorin.
Die Dokumentation handelt vor allem davon, wie sich gelebtes Leben in Kunst, in Fiktion verwandelt. Sie rekonstruiert die wahre Geschichte von Jules und Jim aus den erhaltenen Tagebüchern von Helen Hessel alias Cathérine und aus dem Tagebuch von Roché alias Jim sowie aus den Romanversionen seines Schriftstellerfreundes Franz Hessel. Ihr Leben, kein Roman, sondern ein aufregendes und bitteres Kapitel Zeitgeschichte, das diese gegen die Zeit gerichtete Liebe zu dritt ermöglicht und zerstört. So erzählt die Filmautorin nicht zuletzt vom Scheitern eines groß gedachten Lebensentwurfes und davon, wie sich die Trümmer eines Lebens wieder zusammenfügen: in der Literatur, auf der Leinwand - in der Fiktion.
Dokumentation von Elisabeth Weyer
20.15 Uhr Wunderbare Welt 8-teilige Reihe. 6. Teil: Sturm in Neptuns Garten
In eine ebenso fremdartige wie geheimnisvolle Welt entführt uns diese Folge. Vor der Westküste Amerikas gedeiht in den klaren Fluten des Pazifik eine Pflanze von gigantischem Ausmaß: der Kelp. Diese überdimensionale Braunalge kann eine Länge von mehr als 120 Metern erreichen und bietet einer Vielzahl von außergewöhnlichen Lebewesen Nahrung und Unterschlupf. Im vergangenen Jahr war diese zauberhafte Unterwasserwelt jedoch durch die klimatischen Auswirkungen von El Nino stark gefährdet. Ein Kamerateam der National Geographic Society beobachtete über mehrere Monate, wie sich dieses einmalige Ökosystem auch nach verheerenden Zerstörungen wieder regeneriert hat.
Bereits vor 100 Jahren gaben peruanische Fischer den vorweihnachtlichen Wetterkapriolen vor ihrer Küste den Namen El Nino, "der Knabe". Anders als das "Christkind" hielt El Nino jedoch mit unerbittlicher Regelmäßigkeit stets böse Überraschungen für Mensch und Tier bereit. Das komplexe Zusammenspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten über dem Pazifik führt zu einer Erwärmung des Meerwassers und damit für Wochen oder sogar Monate zum Rückgang der Fischbestände. Vor allem für große Meeressäuger wie Seelöwen und See-Elefanten wird die Nahrung dadurch knapp. Stürme, Überschwemmungen und Dürrekatastrophen sind ständige Begleiter von El Nino und richten in den betroffenen Gebieten enorme Schäden an. Auch unter Wasser sind die Zerstörungen katastrophal. Die gigantischen Kelpwälder vor der Küste Kaliforniens werden immer wieder von Hurrikans entwurzelt und in alle Richtungen verstreut. Aber der Große Blasentang ist zäh und schon wenige Tage nach einem Sturm beginnen kleine Tangpflänzchen mit der Rückeroberung des Meeresgrundes. Mit der unglaublichen Geschwindigkeit von bis zu 60 Zentimetern pro Tag wachsen die Mammutbäume der Tiefe dem Licht entgegen und begrünen von neuem Neptuns Garten.
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