PHOENIX-Programmhinweis für Mittwoch, 5. April 2000
Köln (ots)
12.00 Uhr PHOENIX VOR ORT Hannover: Tacheles - Talk am roten Tisch Thema: "Volkssport Voyeurismus: Darf das Fernsehen alles zeigen?"
Veranstaltungsreihe der Evangelischen Kirche Deutschlands mit Jobst Plog, Intendant des NDR, Johanna Haberer, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche, Axel Beyer, Programmdirektor Endemol Deutschland, Jörg Pilawa, TV-Moderator, Prof. Dr. Peter Vorderer, Medienpsychologe, und Axell Becker, Big-Brother-Fanclub.
Die Meinungen der Gesprächsgäste zum TV-Voyeurismus manifestieren sich u.a. an der RTL-Sendung "Big Brother". Die einen halten sie für einen "Menschenzoo" und fordern mehr journalistisches Qualitätsbewusstsein, Axel Beyer, Programmdirektor von Endemol, wo "Big Brother" produziert wird, kontert, dass jeder der Beteiligten freiwillig dabei sei und jederzeit gehen könne.
Moderation: Hanna Legatis und Jan Diekmann
20.15 Uhr Schwerpunkt Jugendparteiorganisationen ohne Zukunft?
Die Parteien in Deutschland sehen schweren Zeiten entgegen: Es fehlt an Nachwuchs, die Rekrutierung aus den eigenen Reihen wird immer schwieriger. Politik spielt im Leben der Jugendlichen keine große Rolle, immer mehr verweigern inzwischen den Gang zur Urne. Dieser Abwärtstrend spiegelt sich auch in den Jugendparteiorganisationen wider. Seit Beginn der 80er Jahre wird der Anteil der Jugendlichen, die sich parteipolitisch engagieren, immer kleiner.
Brauchen die Parteien andere Programme, um für die Jugendlichen attraktiver zu werden? Welche Strategie brauchen die jungen Organisationen der Parteien, um mehr Jugendliche für Politik zu begeistern?
Darüber diskutiert Anke Plättner mit den Bundesvorsitzenden der Jugendparteien: Benjamin Mikfeld , Jungsozialisten, Daniel Bahr, Junge Liberale, Hildegard Müller, Junge Union, und Katja Husen, Grün-Alternatives Jugendbündnis.
Wie immer sind unsere Zuschauer eingeladen, sich über Telefon 01802-8217 oder Fax 01802-8213 an der Diskussion zu beteiligen.
21.00 Uhr Abgestempelt - Eine Clique gegen den Rest der Stadt
Als Sascha das erste Mal auf dem Marktplatz zusammengeschlagen wurde, hofft er noch, dass ihm jemand hilft. Aber weder die Leute, die auf den Bus warten noch die Jungs aus der Parallelklasse stehen ihm bei. Sie schauen weg. Die Male, die Sascha danach noch verprügelt wurde, kann er nicht mehr zählen. Warum ausgerechnet er? Für viele Jugendliche der Kleinstadt Z. in Brandenburg ist die Sache klar: Sascha ist eine "Zecke", weil er eine Lederjacke trägt und weil seine Kumpel lange Haare haben. Bis vor drei Jahren unterschied sich der 17-Jährige durch nichts von seinen Mitschülern. Auch er hatte eine Bomberjacke und brüllte schon mal rechte Parolen. Dann lernte er die Jugendlichen von der Jungen Gemeinde kennen, einer Clique, in der er sich zum ersten Mal zu Hause fühlte. Im alten Kloster haben sich all jene Jugendlichen zusammengefunden, die in ihren Schulklassen als "Linke" ausgegrenzt werden, weil sie anders aussehen als die Mehrheit: mit schulterlangen Haaren, Arafat-Tüchern oder grün gefärbten Haarsträhnen. Die Gewalt in Z. ist so alltäglich wie das Wegschauen der Erwachsenen. Der Treff im Kloster ist Saschas Zufluchtsort. Hier spielt er Gitarre und schreibt eigene Lieder, in denen er seinen Frust ablädt. Es sei schwer, wenn man in seiner eigenen Stadt nicht unbehelligt über den Marktplatz gehen könne.
Das Filmteam hat die Clique einige Wochen lang begleitet. Ihre Angst und Hilflosigkeit ist der Wut gewichen und dem Wunsch, sich einmal mit Fäusten zu wehren. Am Ende jedoch steht die bittere Erkenntnis, dass sie nichts ändern können, so lange sie von den Erwachsenen, den Lehrern, Eltern und Politikern im Stich gelassen werden.
Dokumentation von Jana Matthes und Andrea Schramm
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