PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Mittwoch, 12. April 2000
Köln (ots)
20.15 Uhr Schwerpunkt Einmal Sozialhilfe, immer Sozialhilfe?
In einer Konsumgesellschaft scheinen die Sozialhilfe-Empfänger die Opfer zu sein. Immer weniger Menschen sehen die Sozialhilfe als Übergangsstadium zur Rückkehr in die berufstätige Gesellschaft. Stattdessen gibt es eine zunehmende Zahl von Familien, die aus der Sozialhilfe-Falle nicht heraus kommen wollen oder können. Ganze Stadtteile sind inzwischen zu sogenannten Gettos der Chancenlosen geworden. Kann Sozialhilfe abhängig machen? Müssen die Betroffenen zur Arbeit gezwungen werden? Wird die Zahl sozialer Brennpunkte weiter zunehmen? Wie finden Sozialhilfe-Empfänger zurück ins Berufsleben?
Gaby Dietzen diskutiert darüber mit Artur Kebernik, Sozialarbeiter, ein Vertreter der Berliner Selbsthilfeinitiative "Hängematten e.V.", Prof. Thomas Olk, Armutsforscher, und Walter Köhl, Sozialamtsleiter in Leipzig. Interessierte Zuschauer können sich unter Telefon 01802-8217 oder Fax 01802-8213 an der Diskussion beteiligen.
21.00 Uhr Vater Staat mit leeren Händen Wie viel Sozialhilfe ist bezahlbar?
Wer ist hilfebedürftig, wer will den Staat ausbeuten? Alleinerziehende, Kranke, Alte - oft können sie ohne Sozialhilfe nicht überleben. Für manche Familien reicht das Gehalt, der Lohn nicht aus, mit Sozialhilfe wird aufgefüllt. Andere betrügen, beziehen Sozialhilfe und arbeiten schwarz. Die Kommunen, die die Sozialhilfe bezahlen müssen, haben in der Regel leere Kassen und können kaum noch die städtische Infrastruktur aufrecht erhalten. Sie kämpfen um jede Mark. Der Film zeigt Nöte und Tricks von Sozialhilfeempfängern in Berlin, berichtet über die Arbeit der Bezirks-Prüfdienste und lässt Experten für soziale und Arbeitsmarktsfragen zu Wort kommen.
Dokumentation von Erika Brettschneider
21.30 Uhr Aktenzeichen Im Sozialamt
Das Sozialamt in Gera. Langer Donnerstag. Über Zulauf kann sich dieses Amt nicht beklagen. Und dennoch herrscht eine merkwürdige Ruhe in den Gängen und Warteräumen. Wer hier ins Sozialamt kommt, der weiß keinen anderen Ausweg mehr. Für viele ist der Weg ins Amt auch heutzutage noch schwer. Es ist die Scham vor der eigenen Not, die auch in Gera manche veranlasst, keine Unterstützung zu beantragen. Denn um etwas zu bitten oder gar zu betteln, wie andere sagen, das waren sie einfach nicht gewohnt. Wir begleiten die Sozialarbeiterin Bettina Taubert beim "Außendienst". Bettina betreut ihre Fälle vor Ort. Seit drei Jahren trifft sie sich regelmäßig mit Hans Georg Langner und Erika Kluger. Sie hat die beiden in völlig verwahrlosten Verhältnissen kennen gelernt, sie lebten ohne Strom und Heizung in einem herunter gekommenen Bauernhaus. Heute leben ihre "Klienten" in einer renovierten Sozialwohnung. Jede Woche treffen sie sich, sortieren Rechnungen, vor denen ihnen graut, ebenso wie vor den Überweisungen, die sie sonst vergessen würden. Ohne Bettinas Hilfe wären die beiden wahrscheinlich immer noch ganz unten. Den Nachbarn war es damals egal. Bettina Taubert ist seit acht Jahren Sozialarbeiterin - und manchmal hat sie Angst, in Routine zu verfallen. "Man muss jeden Fall so angehen, als sei es der erste", sagt Bettina. Ihre Betreuung hört nicht mit einer Geldanweisung auf. Wer außer ihr redet schon mit denen, die im Abseits stehen...
Dokumentation von L. Rentner und A. Richter
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation Telefon 0221-220-8477 Fax 0221-220-8089 Seite 2/2
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