PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Donnerstag, 15. Juni 2000
Köln (ots)
18.45 Uhr Im Namen des Öls Machtkampf im Kaukasus
Der Kalte Krieg, den Europa Anfang der 90-er Jahre überwunden hat, lebt wieder auf - im Kaukasus. Es ist ein Kampf um geopolitische Interessen, um unerhörte Erdöl- und Erdgasvorkommen, um wirtschaftliche Einflusszonen - ein Kampf um die Vorherrschaft in der Welt. Mit dem Pipeline-Projekt von Baku ins türkische Ceyhan, im November 1999 in Istanbul unter Federführung Bill Clintons feierlich verabschiedet, sind Amerikaner, Europäer und Türken in die frühere russische Einflusszone vorgerückt. Moskau versucht währenddessen verzweifelt, seinen Einfluss in der Region zu bewahren - mit dem Krieg in Tschetschenien. Aber es gibt noch mehr Mitspieler im kaukasischen Pipeline-Monopoly. Von Osten grüßt China, das mit einer Pipeline nach Kasachstan seine bislang größte Auslandsinvestition aufbietet. Und der Iran lockt mit wesentlich kürzeren Transportwegen für das kaukasische Öl. Aber Washington will dem Regime in Teheran nicht trauen.
Amerikanische Analysen nennen diesen neuen Kalten Krieg im Kaukasus ein "Great Game" - ein großes Spiel. Die wirtschaftlichen und strategischen Interessen des Westens und Russlands treffen hier diametral aufeinander. Den kaukasischen Völkern werden wieder einmal die Nebenrollen zugewiesen. Korrespondent Peter Frey und sein Team reist in das Pulverfass Kaukasus und fragt: Wer profitiert in diesem Spiel, wer hat das Nachsehen?
Welche Rolle spielt Europa ? Die Reise führt von Baku am Kaspischen Meer bis nach Soupca am Schwarzen Meer, wo eine gerade fertig gestellte Pipeline endet. Aber auch die Lage in Georgien und Armenien, der Nordkaukasus mit Daghestan und Tschetschenien werden unter die Lupe genommen. Es entsteht die Nahaufnahme einer Region, in der orientalische Gastfreundschaft und die verpönte Blutrache, religiöse, kulturelle und ethnische Gegensätze so scharf aufeinander prallen wie in keinem anderen Teil der Welt.
Dokumentation von Peter Frey, Dirk Sager u.a.
20.15 Uhr Schwerpunkt Russland - Mit Putin aus der Krise?
Wladimir Putin ist für zwei Tage zu den deutsch-russischen Konsultationen nach Berlin gekommen. Themen wie ein Schuldenerlass für Russland, die Belebung der Wirtschaftsbeziehungen, die Sicherheitspolitik und die im Krieg verschleppten Kulturgüter stehen im Mittelpunkt der Gespräche. Die Bundesregierung stellt sich auf einen harten, aber berechenbaren Pragmatiker ein.
Putin hat sich zum Ziel gesetzt, den Wandel vom rückständigen Entwicklungsland zum Wirtschaftsriesen voran zu treiben - mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu zehn Prozent , dazu sozialem Ausgleich und Bestrafung von Korruption.
Wie soll das gehen angesichts der hohen Staatsverschuldung Russlands? Welchen Weg geht Russland unter Putin? Weisen seine harte Vorgehensweise gegen Tschetschenien oder die Razzia in einem Medienkonzern auf eine neue Ära der Diktatur hin? Nur einige der Fragen, die Martina Sagurna mit ihren Gästen diskutiert. An der Runde nehmen teil: Wolfgang Leonhard, Publizist und Politologe, Piotr Fedossow, Politologe und Berater im Föderationsrat, Andrej Gurkow, Deutsche Welle, und Thomas Roth, ARD- Korrespondent in Moskau. Interessierte Zuschauer können sich unter Telefon 01802-8217 oder Fax 01802-8213 an dem Gespräch beteiligen.
21.00 Uhr Blut und Eisen Der unaufhaltsame Aufstieg des Wladimir Putin
Das Szenario ist verblüffend: Fast zeitgleich mit dem Überfall auf die russische Provinz Dagestan durch tschetschenische Rebellen beginnt der politische Aufstieg des bis dahin allenfalls Insidern bekannten russischen Geheimdienstchefs Putin. Und kaum hat Jelzin ihn nicht nur zum russischen Ministerpräsidenten ernannt, sondern ihn auch als seinen Nachfolger ins Gespräch gebracht, eskaliert der Konflikt im Kaukasus und führt schließlich zum Einmarsch der russischen Truppen in Tschetschenien. Der zweite, noch blutigere und brutalere Tschetschenienkrieg hat begonnen. Putins Kurs aus Blut und Eisen gegen die Tschetschenen macht ihn erst richtig populär. Als innerhalb von zwei Wochen in Moskau und zwei anderen Städten durch Attentäter Wohnhäuser in die Luft fliegen und fast 400 Menschen dabei umkommen, ist die "Erklärung" schnell zur Hand - tschetschenische Terrorkommandos sollen dahinter stecken. Letzte Beweise werden nie geliefert, aber die Angst vor neuen Attentaten schürt die Kriegsstimmung in der Bevölkerung und macht Putin mit seinem eisernen Kurs noch populärer. Am 31.12. tritt Jelzin überraschend zurück und Putin wird amtierender russischer Präsident. Niemand zweifelt daran, dass er - auf Grund des Tschetschenienkrieges - auch tatsächlich zum russischen Präsidenten gewählt wird. War ds alles ein innerhalb der Kremlmauern entworfener "Plan X"? Thomas Roth und Ina Ruck zeichnen dieses verblüffende Szenario nach, das Schritt um Schritt Wirklichkeit wurde. Im Fortgang des Films (und des Krieges) entwickelt sich ein Portrait des kommenden russischen Präsidenten, das ständig mit der brutalen Realität des Krieges konfrontiert wird. Ist es das, was uns künftig aus dem größten Land dieser Erde erwartet?
Dokumentation von Thomas Roth und Ina Ruck
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation, Telefon 0221-220-8477, Fax 0221-220-8089 Seite 2/2
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