PHOENIX-Programmhinweis
Samstag, 18. November 2000
Bonn (ots)
13.30 Uhr Moderne Menschen Vera Friedrich - die Aktfotografin
Sie hat die Spielregeln der Geschlechter umgedreht: eine Frau spricht auf offener Straße Männer an, rückt ihnen im Fotostudio mit der Kamera zu Leibe, macht sie zum Objekt weiblicher Begierde. Vera Friedrich sagt, das wahre erotische Bild liegt im Auge des Betrachters. Sie fotografiert männliche Nackedeis mit großem Erfolg: Ihr Fotokalender ist ein Verkaufsschlager. ihr Buch mit Männerfotografien in de USA ein Bestseller, darüber hinaus in 80 Ländern der Welt zu haben - ihre Fotos sind in "Vogue" und "Cosmopolitan" zu sehen. Vera Friedrich lebt und arbeitet in Wiesbaden. Der Film beobachtet sie und ihre Modelle bei der Arbeit in ihrem Studio und bei einem Foto-Shooting in New York.
Film von Gero Gemballa
fotos über www.ard-foto.de
Geheimnisse der Welt 19.15 Uhr Höllenfahrten Verschollen im Grand Canyon
Wie so oft in der Geschichte der Entdecker ist auch dies zugleich eine Geschichte heroischer Leistungen und menschlichen Versagens. "Als erster seinen Fuß auf einen Flecken setzen, den noch nie jemand vorher betreten hat und neue Erkenntnisse sammeln, das lässt den Forscher unkalkulierbare Risiken auf sich nehmen", schreibt der Forscher John Wesley Powell. Am Ende der Höllenfahrt landeten die Boote der halb verhungerten Flussfahrer in der Unterwelt eines gigantischen Felsenlochs, aus dem es für sie kein Entrinnen zu geben schien. Heute bestaunen jährlich fast fünf Millionen Besucher das Weltwunder Grand Canyon, das Powell "Schlund der Hölle" schimpfte. 1869 machte sich der Forscher mit neun Pfadfindern auf, das Geheimnis um den Lauf des schluchtenreichen Colorado zu lüften, der für einige Abenteurer zum Fluss ohne Wiederkehr wurde. Das Film-Team hat nach Powells alten Plänen robuste Boote mit wasserdichten Schotts bauen lassen, fand erfahrene Flussveteranen, die in die Rollen der wagemutigen Pioniere schlüpften und drehte einen spannenden Film über das letzte große Abenteuer der amerikanischen Entdecker-Geschichte. Wie die Pioniere so kämpften sich auch ihre Nachfolger durch Dutzende reißender Stromschnellen, schleppten die schweren Dingis in knochenbrecherischen Portagen um tosende Wasserfälle, schwitzten in der glühenden Hitze der Felswüste und froren in eiskalten Regenstürmen. Boote zerschmetterten an Klippen, Proviant und Ausrüstung gingen verloren, aber keiner der heutigen Abenteurer musste mehr unter der beklemmenden Angst der Entdecker vor den Schrecken des Unbekannten leiden, die hinter der nächsten Flussbiegung lauerten.
Dokumentation von Wolfgang Ebert fotos über www.ard-foto.de
Mein Ausland 20.15 Uhr Australien
Australien steht noch unter Schock, erholt sich nur langsam davon: Es wurde plötzlich vom Rest der Welt ernst genommen! Als das olympische Feuer Anfang Oktober erlosch, hatte "Sydney 2000" gerade die höchste aller Auszeichnungen vom scheidenden IOC-Präsidenten Samaranch erhalten - die besten Spiele aller Zeiten! Das war natürlich auch für ehemalige Olympia-Madigmacher in Australien das Signal zum Aufspringen - downunder und doch topp! Der australische Schriftsteller Thomas Keneally (u.a. "Schindlers Liste") lächelt ob all dieser fast erschrockenen Reaktion auf die Lobeshymnen milde. Für ihn ist Australien trotz allem noch der pubertierende 16-Jährige, mit leichter Akne im Gesicht - aber, so sagt Keneally: "Mir ist es lieber , wir sind uns unserer Selbst nicht so 150 Prozent sicher, ein paar Selbstzweifel sind immer gesund." Uwe Kröger nimmt in dieser Ausgabe von "Mein Ausland" rund zehnmal Anlauf, um Australien auf die Schliche zu kommen. Nord, Süd, Ost, West, Stadt, Outback, Meer, Ernstes, Bizarres, Komisches. Junge Aborigines und ein DotCom-Millionär, mit Trucker Bob unterwegs auf dem Stuart Highway, mit Crocodile Man Jackie auf Krokodil-Jagd in Arnhem-Land, ein junges chinesisch-angelsächsisches Couple und der ausgeflippteste Club Sydneys. Die zeitlosen Surfer von Byron Bay, die, sobald die Freundin mal weg hört, mit sonderbarem Leuchten in den Augen erklären, dass Surfen manchmal besser sei als Sex. 45 Minuten Annäherung an einen riesigen Kontinent mit nur 20 Millionen Menschen, die sich auf ein historisches Experiment eingelassen haben: die Schaffung einer wahrhaft multikulturellen Gesellschaft, in der nicht alles zu einem Einheitsbrei verkocht wird, sondern wo die Zutaten Eigenart, Geschmack, Farbe und Duftnote beibehalten werden.
Diese Vielfalt fügt sich zu einem einzigartigen Bouquet, oder, wie es der in Teheran geborene, in Amerika und Europa aufgewachsene, in Sydney zum DotCom-Millionär aufgestiegene Ramin Marzbani sagt: "Das macht den Salat erst gut!" Und er kann sich keine Stadt der Welt vorstellen, in der er seine Töchter lieber aufwachsen ließe als in Sydney.
"Mein Ausland" diesmal ein ziemlich greller Streifzug mit vielen Funden, die nur eines bewirken: noch größere Neugier auf Australien.
Film von Uwe Kröger, (2000)
23.15 Uhr Die Akte B. Alois Brunner - Die Geschichte eines Massenmörders
Als Ende Juni 1945 die Alliierten in Nürnberg über die Verbrechen des Dritten Reiches zu Gericht sitzen, fehlt neben vielen anderen Verantwortlichen auch die Nummer 13, ein Mann, der auch später nie zur Rechenschaft gezogen wurde: Alois Brunner, Eichmanns "bester" Mann. Dieser Film verfolgt den Lebenslauf eines der hochkarätigsten Naziverbrecher und zeigt, wie es ihm gelingen konnte, ungeschoren davon zu kommen. Die Fluchthelfer Alois Brunners waren alte Kameraden und neue Freunde. In Deutschland, in Österreich, in Amerika, in Syrien. Das Netzwerk reicht bis in den deutschen und den amerikanischen Geheimdienst. In seiner Dimension ist der Fall Brunner nur mit dem Fall Klaus Barbie zu vergleichen - doch kaum einer kennt den Mann, der nachweislich für die Ermordung von mindestens 120.000 Menschen verantwortlich ist. Drei Jahre haben die Autoren weltweit Spuren verfolgt, Überlebende ausfindig gemacht, Zeugen befragt, Dokumente zusammen getragen. Der Film zeichnet das Porträt eines Menschen, der ein fanatischer Judenjäger war und einer der Hauptvollstrecker der "Endlösung". Alois Brunner, am 8. April 1912 in Rohrbrunn/Burgenland geboren, war zunächst als Leiter der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" in Wien allein verantwortlich für die Deportation von über 47.000 Wiener Juden. Er bekennt stolz, Wien "judenrein" gemacht zu haben. Adolf Eichmann schickt seinen Freund überall dorthin, wo die Deportationen zu "zögerlich" verliefen: nach Griechenland, nach Frankreich und in die Slowakei. So löscht Brunner in nur sechs Wochen in Saloniki die größte jüdische Gemeinde Südeuropas aus. In Paris sorgt er persönlich wenige Tage vor dem Rückzug der deutschen Truppen eigenhändig für die Deportation von 1327 jüdischen Kindern. Noch im April 1945 organisiert Brunner einen letzten Transport von Bratislava nach Theresienstadt. Danach taucht er unter. Der Film "Die Akte B." zeichnet die Stationen seiner abenteuerlichen Flucht nach - von Österreich über Deutschland nach Syrien. Die Bemühungen, Brunner zu fassen, waren immer sehr bescheiden. Obwohl alle mit der Akte B. befassten Staatsanwaltschaften wussten, wo Brunner sich aufhielt, konnte der Massenmörder ein unbehelligtes Leben führen. Die Autoren verfolgen akribisch die Spuren von Alois Brunner, nennen die Helfer und Helfershelfer und enttarnen die Unterstützung Brunners durch verschiedene Geheimdienste.
Dokumentarfilm von Georg M. Hafner und Esther Shapira
Rückfragen: PHOENIX-Kommunikation Tel: 0228/9584-193
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