Phoenix - Programmhinweis
Samstag, 25. November 2000
Bonn (ots)
Auslandsreportage 11.30 Uhr Flucht über den Himalaya Tibets Kinder auf dem Weg ins Exil
Seit der Besetzung Tibets durch China haben die Kinder Tibets keine Zukunft mehr. Das Schulgeld ist zu hoch für das verarmte Volk. Viele Eltern entschließen sich deshalb, ihre Kinder über die verschneiten Himalaya-Pässe in das indische Exil zu schicken, wo der Dalai Lama Ausbildungsstätten für tibetische Kinder aufgebaut hat. Schlecht ausgerüstet - mit Turnschuhen und gerade so viel Proviant, wie sie schleppen können - ziehen sie los. Das Grüppchen, das es bis zur Grenze schafft, ist oft kleiner als die Gruppe, die in Lhasa aufbrach. Immer wieder bleiben Kinder im ewigen Eis zurück - gestorben an Erschöpfung und Kälte. Im April dieses Jahres begleitete ein Filmteam des ZDF Pema, einen jungen Tibeter, auf der Suche nach einer Flüchtlingsgruppe in den Himalaya. Von Nepal aus ging Pema seinem Freund entgegen, der als Flüchtlings-Guide regelmäßig Kinder aus Tibet in das indische Exil bringt. Ein fast 6000 Meter hoher Pass irgendwo im Himalaya ist zwar kein besonders verlässlicher Ort für ein "Date", doch das Zusammentreffen gelang: Am 15. April stieß Pema auf die 13-köpfige Flüchtlingsgruppe, die bereits einen 10-tägigen Gewaltmarsch durch Eis und Schnee hinter sich hatte: sechs Erwachsene, fünf kleine Kinder, ein junger Mönch. Sie alle sind erschöpft und ausgehungert, ihr kranker Guide kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Doch bis Dharamsala, Wohnsitz des Dalai Lama im Norden Indiens, ist es noch ein weiter Weg. Film von Maria Blumen und Richard Ladkani (2000)
Auslandsreportage 18.45 Uhr Schöne neue Welt im Slum Wie Architekten Rios Elend bekämpfen
Sie gehören zum Stadtbild wie der berühmte Zuckerhut oder der Christus - Rios Favelas. Millionen leben in den schiefen Hütten dieser Viertel, meist unter menschenunwürdigen Bedingungen. Mit einem ehrgeizigen Projekt versucht die Stadt Rio diesen Zustand nun zu ändern. Durch die Favelas werden Straßen gezogen und teilweise neue Häuser gebaut. Ein bahnbrechendes Projekt, das deutsche Architekten kritisch begleiten. Eine Woche lang lebte eine Gruppe der Bauhaus Stiftung Dessau in einer Favela. Die Reportage begleitet die internationalen Architekten und Künstler, zeigt, wie die zwei Welten auf einander reagieren, was sie voneinander lernen können. Zudem wird deutlich, wie die baulichen Eingriffe in die Struktur der Favela das Leben der Menschen verändern. Film von Stefanie Gargosch (2000)
Geheimnisse unserer Welt 19.15 Uhr Höllenfahrten Desaster am Teufelstor
Dies ist die herzzerreißende Geschichte der von Gott geprüften Elisabeth Camm aus London, die 1852 der neuen Sekte der Mormonen beitritt und durch die Hölle gehen muss, um vielleicht ins Paradies zu kommen. In die Geschichte geht der heroische Treck der "Erleuchteten" als "Zug der zwanzigtausend Seelen" ein, zu denen Elisabeth Camm gehört. Da die Reise nach Utah für viele in Europa rekrutierte Gläubige zu kostspielig ist, ziehen Tausende ihre klägliche Habe unter unsäglichen Strapazen 2000 Kilometer mit Handkarren durch unwegsames Indianergebiet. Für allzu viele Mormonen wird der Weg ins "Königreich auf Erden" zum Todesmarsch. Die Geschichte von exaltiertem Wahn und grausamer Wirklichkeit wird auf höchst eindringliche Weise an Hand der Tagebücher und Briefe Elisabeth Camms in einer Mischung aus reportageartigen Inszenierungen und dokumentarischen Bildern erzählt. Die Zuschauer folgen dem Schicksalsweg der resoluten Frau, die ihren wohlsituierten Mann 1856 zur Auswanderung nach Amerika zwingt, von London bis Missouri, und begleitet den tragischen Treck der "Handkarren-Kompanie". Sie zerren den schweren Karren durch Wüste und Wasser, Morast und hüfthohen Schnee, reparieren Achsbrüche, leiden Hunger und verscharren ihre Toten am Wegesrand. Ein Blizzard überrascht die Kompanie, Elisabeths Söhnen erfrieren die Füße und ihr Mann stirbt an Entkräftung, als endlich Rettung in Sicht ist. Hat sich das Opfer für den Glauben gelohnt? Wie wird ein "erleuchteter" Mensch mit solchen Schicksalsschlägen fertig?
Film von Jens Peter Behrend und Eike Schmitz Fotos über www.ard-foto.de
23.15 Uhr Metamorphosen - Begegnungen mit dem Tod
Dieser Film porträtiert drei Menschen, die ganz persönliche Begegnungen mit dem Tod haben oder hatten. Dabei geht es nicht so sehr um den Moment des Sterbens, sondern um das Phänomen Tod, um dieses unbekannte Geheimnis, das unser Leben, unser Menschsein entscheidend mitbestimmt. Manina, eine 78-jährige surrealistische Malerin, begegnete dem Tod, als ihre Tochter im Alter von 20 Jahren in Los Angeles ermordet wurde. Die innere Stimme, "die mich malen ließ", gab ihr auch auf diesen großen Verlust eine Antwort. Ihre mythischen warmen Bilder spiegeln Ideen, suchen die Wahrheit hinter dem Offensichtlichen. Dr. Gunther von Hagens ist Mediziner und Professor der Anatomie an der Universität Heidelberg. Aber eigentlich ist er lieber Erfinder - und vielleicht Künstler. Sein Lebenswerk ist die Plastination, ein von ihm erfundenes Verfahren, bei dem einem toten, präparierten Körper Wasser und Fett entzogen wird und durch Silikongemische ersetzt wird.
Ein plastiniertes Präparat ist auf ewig haltbar, ob als hauchdünne Körperscheibe oder als Ganzkörper, mit geöffneten Gelenken oder freigelegtem Herzen - es geht ein in "die didaktische Ewigkeit". Helga Geier ist Krankenschwester und Gründerin von Wohngemeinschaften für HIV-infizierte Menschen. Vor 15 Jahren starb ihr Freund an Aids. Sie pflegte und begleitete ihn und viele ihrer gemeinsamen Freunde bis in den Tod. Und sie blieb bei dieser Arbeit, nicht aus Aufopferung, sondern weil sie durch diesen Job am "Nabel des Lebens" sitzt. Helga Geier weiß alles über Angst und Hoffnung, über Selbstbetrug und Lebenswillen. Der Film bezieht keine Stellung. Der Umgang mit der eigenen Endlichkeit ist persönlich und individuell. Vielleicht zeigen die Geschichten der Drei aber, wie wichtig und fruchtbar es sein kann, sich mit dem Tod zu befassen und seine persönliche Haltung dazu zu entwickeln. Treffend sagt es Manina: "Das Wundervolle am Tod ist, dass niemand etwas über ihn weiß. Und jeder hat die Freiheit, ihn entsprechend den eigenen Bedürfnissen zu erfinden".
Dokumentarfilm von Thomas Riedelsheimer
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