PHOENIX-Programmhinweis
Freitag, 5. Januar 2001
Bonn (ots)
10.00 Uhr Die Odyssee der MIR Schwerelos und Altersschwach
Sie war der ganze Stolz der kosmischen Supermacht Sowjetunion. Rund 5000 Tage umkreiste sie in 370 Kilometern Höhe die Erde. Mehr als 100 Raumfahrer und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern nutzten sie als orbitales Laboratorium und Langzeitunterkunft. Sie überdauerte weltpolitische Krisen, wirtschaftliche Turbulenzen und sogar den Untergang der UdSSR. Doch mit der Talfahrt der russischen Wirtschaft geriet auch die MIR, das Prunkstück der sowjetischen Kosmonautik, ins Trudeln. In den vergangenen Jahren häuften sich die Pannen, Spötter sprachen schon von einem "fliegenden Schrotthaufen". Oft sah es so aus, als müsste die MIR sofort abgeschaltet werden. Wegen Geldmangel entschloss sich die russische Weltraumbehörde im vergangenen Jahr, die Raumstation endgültig aufzugeben. An einem vorprogrammierten Tag im Sommer 2000 sollten 11,5 Tonne Stahl im Sturzflug zur Erde rasen, beim Eintritt in die Atmosphäre verglühen oder nach dem Aufprall auf der Erdoberfläche im Ozean verschwinden. Die altersschwache MIR sollte dem internationalen Großprojekt "Alpha" weichen, an dem Russen, Amerikaner und Europäer gemeinsam arbeiten. Nun im Zuge wachsender nationalistischer Tendenzen in der russischen Politik, heißt es aus Moskau, die MIR, zu deutsch "Frieden", müsse unter allen Umständen am Leben erhalten werden. Eine neue Besatzung ist ins All geschickt worden, um die betagte Raumstation auf Vordermann zu bringen. Der Film schildert die Geschichte vom Aufstieg und möglichen Fall der orbitalen Zeitmaschine. Zu Wort kommen u.a. die Kosmonauten Valeri Poljakow, Sergej Krikalow und Wassili Ziblijew, Konstrukteure und Manager des MIR-Programms, US-Astronauten und NASA-Wissenschaftler, sowie die Besatzungsmitglieder der geplanten Alpha-Mission.
Film von Jürgen Ast und Karl-Heinz Eyermann (2000)
20.15 Uhr Indianer 4. Teil: Die Warao - Volk der starken Frauen
Die Warao gelten als unbesiegbar. Das Indianervolk, dass im Orinoko-Delta von Venezuela lebt, hat Christoph Columbus widerstanden, Kolonialherren getrotzt und Militärdiktaturen überlebt. Die Warao - das ist ein Volk, das nicht kämpft, sondern sich entzieht, und das Orinoko-Delta mit seinen Hunderten von Nebenflüssen bietet ihnen dazu bis heute den nötigen Schutz. Die Warao leben nicht am Wasser sondern im Wasser, auf Pfahlbauten, ohne Hinterland. Die Kinder lernen schwimmen noch bevor sie laufen können, und das Kanu ist das einzige Fortbewegungsmittel dieses Stammes. Die Menschen ernähren sich ausschließlich von Fisch, Ocumu, einer Art Sumpfknollenart, und Moriche-Palmen. Die Frauen genießen bei den Warao eine besonders privilegierte Stellung. Sie gelten als geduldige aber starke Persönlichkeiten, deren sanfte, matriarchale Führerschaft von niemandem im Stamm in Frage gestellt wird - auch nicht von den Männern. Äußerlich scheint es, als hätte die westliche Kultur in vielen Bereichen des Lebens der Warao Einzug gehalten. Doch der Schein trügt. Die Warao halten konsequent an ihrem Brauchtum fest. Sie huldigen den Geistern und Ahnen vergangener Zeiten und begehen ihre Riten und Feste wie vor Hunderten von Jahren. Ein Geheimnis der Warao liegt in ihrer Mythologie, in ihrem kosmischen Weltbild: Sie streben nach einem dauerhaften Gleichgewicht zwischen Mensch, Natur und Geistern und begreifen ihre Schöpfungsgeschichte nicht als einmaligen Akt, sondern als einen Prozess ständiger Entwicklung, der durch die weibliche Schöpfungskraft Diosos, der Schöpferin des Kosmos, in Bewegung gesetzt wurde. Die Warao sind ein Volk der Familienclans und der kleinen Dörfer, das im Gegensatz zu vielen anderen Indianer-Stämmen nicht vom Aussterben bedroht ist, sondern sich stetigem Zuwachs erfreut.
Film von Gernot Schley (2000)
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21.15 Uhr Crack - Die Teufelsdroge
1997 begleitete ein Kamerateam über mehrere Wochen die 14-jährige Crack-Raucherin Daisy in der Frankfurter Drogenszene. Damals war es der feste Wille des Mädchens, eine Entgiftung mit anschließender Therapie zu machen. Es sollte der Anfang eines drogenfreien Lebens werden. Jetzt - drei Jahre danach - haben wir uns auf die Suche nach ihr gemacht. Daisy hat die Stadt verlassen, aber die Teufelsdroge hält sie immer noch fest im Griff. Konstantin Wecker, Liedermacher aus München, hat ebenfalls Erfahrung mit Crack gemacht. Jahrelang konsumierte er Kokain, doch dann reichte dieser Kick nicht mehr aus. Schließlich wurde er auf Crack aufmerksam. "Nach dem ersten richtigen Zug war ich der Droge verfallen", erzählt er. "Ich kam von dem Gefühl nicht mehr los, das noch mal erleben zu wollen. Und dann ging es sehr schnell, dass ich in die Fänge dieser Droge geriet." Vor zehn Jahren gelangte Crack nach Deutschland. Crack, das ist Kokain mit Backpulver aufgekocht. Was mit einer überschaubaren Szene anfing, hat sich mittlerweile beängstigend ausgeweitet. In Frankfurt am Main stieg die Zahl der Konsumenten binnen weniger Jahre von 150 auf derzeit 1500 - Tendenz weiter steigend. Über ein Drittel der "Crackies", so bezeichnen sich die Konsumenten selbst, sind Kinder und Jugendliche. Für Mediziner stellt Crack eine weitaus größere Gefahr dar als etwa Heroin oder Kokain. Die meisten Konsumenten sind bereits nach der ersten Pfeife abhängig. Crack wird geraucht und nicht gespritzt. Daher ist die Konsumschwelle deutlich geringer als etwa bei Heroin. Da Crack geraucht wird, "knallt" es noch härter als Kokain. Über die Lunge gelangen die Suchtstoffe direkt und auf einen Schlag ins Gehirn. Der Konsument nimmt das als Euphorie wahr, die stärker ist als alles bislang Erlebte. Die ruhelose Jagd nach Crack wird zum alles beherrschenden Lebensinhalt. Viele Crackies schlafen nicht, essen nicht mehr und verelenden zunehmend. In Frankfurt am Main hat man auf das Problem Crack reagiert und das "Crack-Street-Projekt" gegründet. Insgesamt 6 Sozialarbeiter kümmern sich nur um die Crack-Süchtigen der Stadt. Die Polizei hat sich bei ihrem Kampf gegen Crack auf die Dealer-Szene konzentriert. Doch das Bemühen der Stadt Frankfurt in Sachen Crack führt zu merkwürdigen Ergebnissen. Da die Crackfälle gesondert erfasst werden, ist Frankfurt laut Statistik die Crackhauptstadt Deutschlands. In anderen Städten wird Crack statistisch unter Kokain erfasst, mit dem Resultat, dass diese Städte zum Teil leugnen, überhaupt ein Problem mit Crack zu haben. Tatsächlich aber gibt es beispielsweise auch in Hamburg eine große Crackszene.
Dokumentation von Markus Bonkowski und Ludwig P. Klug (2000)
Rückfragen: PHOENIX-Kommunikation Tel.: 0228/9548-193
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