PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Sonntag, 17. Dezember 2000
Bonn (ots)
13.00 Uhr Wortwechsel Gabriele von Arnim im Gespräch mit Josef Joffe
Er gilt als meinungsstarker Kommentator, als starke Persönlichkeit und manchmal als unbequem. Josef Joffe, seit vier Monaten neben Altkanzler Helmut Schmidt und Marion Gräfin von Dönhoff Herausgeber der Zeit. Als sensationelle Führungsverjüngung hat die taz Joffes Berufung ins Allerheiligste des Hamburger Intelligenzblattes gefeiert, verringere sich doch mit Joffes Eintritt das Durchschnittsalter der Herausgeber von 80 auf 75 Jahre. Für Josef Joffe selbst ist seine neue Aufgabe eine "schweißtreibende Herausforderung: "Schließlich müsse er nun gegen sein ehemaliges Blatt, die Süddeutsche Zeitung, und die FAZ anschreiben." Überregionale Tageszeitungen, die der Zeit Bedeutung und Auflage genommen haben. Nicht nur deshalb galt Joffes Wechsel an die Spitze der Zeit als Herzensangelegenheit des Verlegers Dieter von Holtzbrinck.
Mitten in Deutschland 14.00 Uhr Ostdeutsche Wirklichkeiten Tod eines Fußballspielers Die Geschichte des Reinhard "Mäcki" Lauck
Reinhard Lauck, von Cottbus über "Union" zu "Dynamo Berlin" gekommen, brachte es auf 33 Fußball-Länderspiele für die DDR. Er stand in jener berühmten Mannschaft, die 1974 in einem Weltmeisterschaftsspiel die BRD sensationell mit 1:0 besiegte und zwei Jahre später in Montreal auch noch den Olympiasieg errang. Als er im Herbst 1997, nur 51 Jahre alt geworden, stirbt, steht im Programmheft seines einstigen Berliner Vereins, des 1. FC Union, ein Nachruf: "Mäcki Lauck war zuletzt ein einsamer Mann, der nur noch wenige Freunde hatte und dem Alkohol zunehmend verfallen war." Dieser Film erzählt die Geschichte des Arbeitersohnes aus dem Lausitzdorf Sielow, der im Nachkriegsdeutschland in bescheidenen Verhältnissen aufwächst. Reinhard Lauck, wegen seiner kurz geschorenen Haare "Mäcki" genannt, wird in der Fremde ein gefeierter Fußballstar. Wie viele seiner Berufskollegen hat er nach der Fußballkarriere mit Orientierungs- und Identifikationsproblemen zu kämpfen. Er wird, auch durch die "Wendewirren", arbeitslos, nachdem er sich als Fuhrparkangestellter, Kohlenschlepper und Arbeiter auf dem Bau versucht hat. Weggefährten u.a. von Cottbus über "Union" und "Dynamo" bis hin zu Nationalmannschaftsgrößen wie Jürgen Sparwasser und Wolfgang Overath, den "Mäcki" im 74-er Spiel ausschaltete, beschreiben den Menschen und Sportler Reinhard Lauck, dessen bedenklicher Zustand sich rumgesprochen hatte und dem trotz seines Bekanntheitsgrades niemand zu helfen in der Lage oder willens war.
Dokumentation von Walter Krieg
Schauplatz Europa 18.45 Uhr Entenfreunde in der Provence
Die Ente ist tot. Es lebe der Döschewo. Von 1948 bis 1990 wurde er gebaut - der 2 CV von Citroen, in Frankreich "la deuche", in Deutschland die "Ente" genannt.
Ihr Erfinder Pierre-Jules Boulanger dachte an die Bedürfnisse von Bauern, Handwerkern und Handelsreisenden, als er seinen Ingenieuren den Auftrag gab, einen Wagen für Vielfahrer auf dem Lande zu entwickeln. Ein Minimalauto, das auf alles Überflüssige verzichtete, einfach ein Regenschirm auf vier Rädern, gut gefedert, so dass man einen Korb Eier übers Feld fahren konnte, ohne eines zu zerbrechen. Außerdem sollte er geräumig genug sein, dass einem beim Einsteigen nicht der Hut zerquetscht wurde. Längst ist die Ente Kultobjekt. Die Fangemeinde des genialen Primitivautos geht quer durch alle Schichten. Der Döschewo verbindet alles: Bohème, Flower-Power, Establishment und savoir-vivre.
Dieser Film widmet sich Entenfreaks rund um Marseille. Dokumentation von Ulrike Becker (2000)
Geheimnisse unserer Welt 20.15 Uhr Höllenfahrten 4. Teil: Sturmfahrt 2000 - Arved Fuchs - Leben für das Abenteuer
Arved Fuchs wurde zu spät geboren. Er wäre so gerne einer der großen Entdecker gewesen. Obwohl es scheinbar nichts mehr zu entdecken gibt, geht der sanfte Draufgänger dennoch immer wieder auf große Fahrt und findet genügend weiße Flecken auf der Landkarte. 1994 gelang Fuchs gemeinsam mit Reinhold Messner, woran der berühmte Polarforscher Ernest Shackleton 80 Jahre früher unter dramatischen Umständen scheiterte: die erste Durchquerung der Antarktis. Mit einer stürmischen Fahrt zu Ehren seines großen Vorbilds Shackleton beginnt das Porträt von Deutschlands sympathischen Abenteurer, der vor allem durch seine Forschungsreisen durch eisige Regionen bekannt wurde. Anfang 2000 machte sich der Seebär in die Antarktis auf, um an eines der bewegendsten Survival-Dramen unserer Zeit zu erinnern: die legendäre Eisfahrt Shackletons und seiner schiffbrüchigen Mannschaft. Nach monatelanger Leidenszeit auf langsam schmelzenden Schollen war der willensstarke Anführer tausend Kilometer durch die sturmgepeitschte Wedell-See gesegelt und konnte nach wochenlanger Irrfahrt seine gestrandete Crew retten. Fuchs ließ Shackletons winziges Rettungsboot originalgetreu nachbauen und setzte im Januar mit vier Freunden an der Eiskante der Antarktis Sturmsegel. Mit wasserfesten Minikameras filmte die Crew der "James Caird" hautnah ihre Höllenfahrt auf den Spuren des englischen Nationalhelden. Dramatisch auch die Segelbilder, die ein Filmteam in den "kreischenden Sechzigern" von einem Fischerkahn aus drehte, der den Kurs der Abenteurer kreuzte. Eindrucksvoll die Szenen vom vereisten Gebirge der Antarktisinsel South Georgia, die Fuchs wie einst Shackleton in einem kühnen Unternehmen überquerte, um die geisterhaft verlassene Walfangstation Stromness zu erreichen.
Dokumentation von Georg Graffe (2000)
fotos über www.ard-foto.de
PHOENIX-Highlights 21.00 Uhr Die neue Seidenstraße - Mit Claus Richter unterwegs 3-teilige Reihe. 2. Teil: Der Highway am Himmel
Wir brechen unsere Zelte in der Takla Makan ab und reisen weiter auf der Südroute der Seidenstraße. Das erste Ziel ist die Stadt Khotan, für China ein magischer Name, wird er doch mit zwei Kostbarkeiten verbunden: Seide und Jade. Hier wird Seide in Fabriken, aber auch wieder in kleinen Familienbetrieben so produziert wie vor 4000 Jahren. Damals soll der Legende nach eine chinesische Prinzessin bei einem Spaziergang beobachtet haben, wie ein Seidenschmetterling aus seinem Kokon schlüpfte. Sie prüfte den Kokon und fand heraus, dass die seidenen Fäden eine Länge von mehreren Kilometern erreichten und dass man sie aufspulen konnte. Damit begann Chinas Seidenindustrie. Damals wie heute werden die Kokons vor dem Ausschlüpfen des Schmetterlings in heißes Wasser geworfen. Die Raupe stirbt und der sogenannte Seidenleim löst sich. Übrig bleibt der Seidenfaden. Dieses Verfahren konnte China über viele Jahrhunderte geheim halten und auf dem Weltmarkt dadurch ein Monopol behaupten. Erst durch Verrat gelangte das bestgehütete Industriegeheimnis aller Zeiten in den Westen. China aber ist einer der wichtigsten Seidenproduzenten geblieben, und gerade Kleinbetriebe rühmen sich, die beste Seide der Welt herzustellen, "leicht wie eine Wolke, durchsichtig wie Eis". In Khotan suchen heute wie in grauer Vorzeit die Jadesammler in den Flüssen, die von den Bergen in die Oase fließen, nach kleinen oder auch größeren Brocken jenes geheimnisvollen weißen oder schwarzen Steins, dem die Chinesen wundersame Kräfte zuschreiben. Von Khotan reisen wir auf der neuen Seidenstraße nach Kaschgar, dem alten und neuen Dreh- und Angelpunkt der Seidenstraße, mit dem berühmtesten Basar Asiens. Wer Kaschgar erreicht hat, der hat die Wüsten Gobi und Takla Makan überwunden, aber es warten die höchsten Gebirge der Welt. Die Seidenstraße teilt sich: Wir folgen zunächst der Südroute und gelangen auf Pässe in mehr als 4000 Metern Höhe.
Schauplatz Deutschland 21.45 Uhr Die Sattmacher Wie Wohlstandsreste zu den Armen kommen
"Wir profitieren vom Überfluss und vom Überschuss", sagt Annemarie Dose, Gründerin der "Hamburger Tafel". Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, bedürftige Menschen satt zu machen. Die Lebensmittel sind da, weiß Frau Dose aus Erfahrung und die Hilfsbereitschaft auch. Die Umverteilung muss nur organisiert werden und dafür sorgt die Architektenwitwe seit fünf Jahren. Täglich sind in der Hansestadt drei Kleinbusse der "Tafel" im Einsatz. Auf der Frühtour wird eingesammelt, was Supermärkte, Hotels, Großbäckereien aussortiert haben, Sachen, die sonst in der Mülltonne landen würden: Kistenweise Obst, Gemüse, Joghurt, Brot. Auf der Spättour werden die Wohlstandsreste weitergegeben an Notunterkünfte, Tagesstätten, Kinderläden. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter, unter ihnen ehemalige Manager und Makler, bezeichnen sich stolz als Großlieferanten zwischen denen, die zu viel und jenen, die zu wenig haben. Eine Reportage über eine glänzende Idee, die von immer mehr Bundesbürgern praktiziert wird: Mittlerweile gibt es 250 "Tafeln" in Deutschland. Film von Dörte Schipper und Gregor Petersen
Rückfragen: PHOENIX-Kommunikation Tel.: 0228/9548-193
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