Stasiunterlagen-Beauftragter Jahn: Versetzung ehemaliger Stasi-Mitarbeiter wird beiden Seiten gerecht/ Deutschland bei Aufarbeitung Vorreiter
Bonn (ots)
Bonn/Berlin, 13. Juni 2012 - Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, sieht seine Behörde bei der Versetzung der ehemaligen Stasi-Mitarbeiter "auf einem guten Weg". "Ich denke, dass das ein Weg ist, der Respekt zeigt gegenüber diesen Menschen, die in den letzten Jahren in dieser Behörde gearbeitet haben, der aber auch den Opfern gerecht wird", sagte er im PHOENIX KAMINGESPRÄCH (Ausstrahlung am Sonntag, 17. Juni 2012, 13.00 Uhr). Entscheidend sei, dass man gleichwertige und zumutbare Stellen finde. "Alles, was getan wird, muss rechtsstaatlich einwandfrei sein", betonte er. Es ginge gerade darum, dass die, die den Rechtsstaat früher als Stasi-Mitarbeiter mit Füßen getreten hätten, ein rechtsstaatliches Verfahren bekämen.
Bei der Aufarbeitung der Diktatur sieht er Deutschland weiterhin als Vorbild. "Ich sehe das Verfahren, wie wir es haben, als eine Vorreiterrolle. Weil wir genau diesen Spagat hinbekommen, zwischen Transparenz des staatlichen Handelns auf der einen Seite und Datenschutz auf der anderen Seite."
Jahn ist überzeugt, dass die neuen Medien das Ende der DDR beschleunigt hätten. "Die technische Entwicklung hätte die Demokratie gefördert", sagte er im KAMINGESPRÄCH. "Sie hätte es der Diktatur nicht mehr so einfach möglich gemacht, mit dem System der Angst die Menschen zu unterdrücken."
Die heutige Forderung der Bürger nach Beteiligung und Transparenz freut Jahn sehr. Da sei ein ostdeutsches Bewusstsein der friedlichen Revolution mitgenommen worden. "Das ist etwas, das wirklich eingeflossen ist aus der DDR der friedlichen Revolution in die Bundesrepublik Deutschland."
Im PHOENIX KAMINGESPRÄCH spricht Roland Jahn außerdem über die Fußball-Europameisterschaft, die politische Dimension von Sport und das Mediengesetz in Ungarn. Weitere Themen sind seine Biografie, sein kreativer Widerstand in der DDR und individuelle Verantwortung in der Diktatur.
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