PROGRAMMHINWEIS
Freitag, 16. März 2001
Bonn (ots)
17.45 Uhr Berlin Mitte - Politische Talkshow mit Maybrit Illner Thema: Mord an Ulrike - Wer schützt unsere Kinder?
Die Fahndung nach dem Mörder der zwölfjährigen Ulrike aus Eberswalde läuft weiterhin auf Hochtouren, doch bisher konnte der Täter nicht gefasst werden. Nachgedacht wird deshalb auch über großflächige Gentests. Einige Politiker haben sich sogar für Zwangs-Tests ausgesprochen.
Inzwischen hat die Polizei begonnen, Speichelproben für Gentests bei vorbestraften Sexualtätern und anderen Verdächtigen zunehmen. Eine Gen-Massenuntersuchung wie bei anderen spektakulären Kriminalfällen ist derzeit aber nicht geplant.
Bundesinnenminister Otto Schily, SPD, und der bayerische Innenminister Günther Beckstein, CSU, haben sich nach dem Mord an der zwölfjährigen Ulrike zwar gegen eine Datei mit den genetischen Fingerabdrücken aller Männer ausgesprochen, doch eine Prüfung, ob künftig beispielsweise "Spanner, Voyeure und Exhibitionisten" in einer Datei erfasst werden können, befürwortet.
Gegner der flächendeckenden Gentests führen ins Feld, dass weder Tests noch höhere Strafen einen hundertprozentigen Schutz vor Sexualtätern bieten würden. Sie plädieren dafür, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und den behandlungsfähigen Tätern gute Therapieprogramme anzubieten.
Wie können Kinder vor Missbrauch geschützt werden? Sind die bisherigen Therapieprogramme für Sexualstraftäter ausreichend? Gibt es Defizite in der Gutachter-Ausbildung? Kann der "Gentest für alle" Sexualdelikte in Zukunft verhindern? Folgt der Forderung nach dem "Gentest für alle Männer" der Ruf nach dem "Big Brother"-Staat?
Über den Schutz von Kindern vor Gewalttätern diskutiert Maybrit Illner mit dem bayerischen Innenminister Günther Beckstein, CSU, dem Stiftungsratsmitglied des "Bündnis für Kinder - gegen Gewalt", Irene Epple-Waigel, dem Professor für forensische Psychiatrie an der Universität Essen, Norbert Leygraf, dem niedersächsischen Justizminister und Kriminologen, Christian Pfeiffer, SPD, und der Publizistin Alice Schwarzer.
8.15 Uhr Ausgesiedelt und ausgegrenzt Ghetto Flugplatz Finsterwalde
Umgeben von Trümmern und Ruinen leben rund 1.000 Menschen auf dem ehemaligen Militärflughafen Finsterwalde. Ein Drittel von ihnen rußlanddeutsche Aussiedler, ein paar übriggebliebene Mosambikaner, die Mehrzahl Empfänger von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Die hier wohnen, sind stecken geblieben. Sie stehen am Kiosk, sitzen vorm Fernseher, basteln an alten Autos. Sie haben sich aufgegeben. Nur die Caritas kümmert sich noch um sie. Fünf ABM-Frauen betreuen die Ausgegrenzten in vier warmen Räumen. Beate Leis, äußerlich eher eine Punkerin mit roten Haaren, hat den Hut auf. Sie ist aus dem Westen gekommen, hat schon im Drogenmilieu gearbeitet und hilft jetzt denen, die in Finsterwalde ganz unten angekommen sind.
Film von Hans Sparschuh
Highlights zur Geschichte und Zeitgeschichte 20.15 Uhr Chronik eines angekündigten Krieges Eine Bilanz des Kosovo-Konflikts
Der Bundesregierung kam das Ende des Kosovo-Konflikts zum Abschluss ihrer EU-Ratspräsidentschaft sehr gelegen. Nach 38.000 NATO-Lufteinsätzen zog Slobodan Milosevic seine Truppen zurück, ohne zu kapitulieren. Es war ein Krieg ohne Gewinner, sein Ende brachte keinen verlässlichen Frieden.
Nur ein Bruchteil der NATO-Angriffe hat ihr Ziel erreicht; das belegen geheime Dokumente. Und die Bombardements haben die Massaker nicht gestoppt, sondern oft noch verschlimmert. Interne NATO-Papiere zeigen, dass das größte Militärbündnis der Welt nur mit einer Woche Krieg rechnete. Clintons voreilig erklärter Verzicht auf den Bodenkrieg ermutigte die Serben; Milosevic nannte seine Soldaten "die beste Armee der Welt". Fatal auch, dass die Kosovo-Befreiungsarmee UCK in Rambouillet politisch aufgewertet wurde. Sie hatte schon vor Kriegsbeginn eine verhängnisvolle Rolle gespielt und die Serben provoziert. Viele ihrer Kader - teils Soldaten, teils Banditen - gehorchen bis heute keinem zentralen Kommando und behindern den Friedensprozess.
Erstmals hat sich auch die Bundesrepublik aktiv an einem Krieg beteiligt, ohne dass ein klares völkerrechtliches Mandat vorlag. Interne Akten belegen, wie wenig die Deutschen zu sagen hatten.
Film von Hubert Seipl
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