Phoenix-Oster-Sonderprogramm
Mittwoch, 18. April 2001
Köln (ots)
14.00 Uhr Mädchengeschichten: Töchter der Gewalt
Wie überlebt eine 17-Jährige in einer Region, in der Gewalt und Missbrauch zum Alltag gehören? In der Mädchengang "Las Gatubelas" in Ayacucho in Peru ähneln sich die Geschichten. Viele haben ihre Eltern durch Drogenhandel oder im peruanischen Bürgerkrieg verloren. Die Mädchen haben sich so an Gewalt gewöhnt, dass sie sie gar nicht mehr wahrnehmen, weder als Opfer noch als Täter.
Film von Maria Barea
14.45 Uhr PHOENIX-Thema: Europa: Werden und Wandel
Wie weit ist der Bau des "Europäischen Hauses" gediehen? Aspekte und Statements zur europäischen Einigung:
Vortrag von Bundesaußenminister Joschka Fischer "Die Zukunft Europas und die deutsch-französische Partnerschaft"
"Nach der Reform: Zukunftsstrategien für Gesamteuropa" Podiumsdiskussion mit Romano Prodi, Präsident der Europäischen Kommission, Gerhard Schröder, Bundeskanzler, Hubert Vedrine, französischer Außenminister, Joschka Fischer, Bundesaußenminister, und Werner Weidenfeld, Politikwissenschaftler der Universität München.
Wirtschaft und Soziales 19.15 Uhr Weißes Gold aus Chile 2-teilige Reihe. 2. Teil: Der Weg aus der Salpeterkrise
Die 2-teilige Dokumentation geht den Spuren von Hermann C. Fölsch und Henry B. Sloman nach, die mit dem Abbau und Handel von Salpeter ihr Glück machten.
Die Salpeter-Vorkommen an der Westküste Südamerikas waren nicht unbegrenzt, und schon lange, bevor das "Weiße Gold" zur Neige ging, suchten Wissenschaftler nach Ersatz. Kurz Ausbruch des Ersten Weltkrieges begann die Badische Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshafen mit der industriellen Produktion von künstlichem Stickstoff. Der Krieg erhöhte den Bedarf an Schwarzpulver. Die englische Seeblockade unterbrach den Handel mit Chile-Salpeter und legte die Werke von Fölsch und Sloman still. Nach Ende des Krieges stieg die Einfuhr des Chile-Salpeters erneut. Die Weltwirtschaftskrise 1929 aber hatte verheerende Folgen für den Salpeter-Handel. Der chilenische Staat verpflichtete die ausländischen Unternehmer, einem neu gegründeten Salpeter-Trust beizutreten. Als dieser Verbund Konkurs ging, verloren die Familien Sloman und Fölsch ihren gesamten Besitz in Chile. Künstlicher Stickstoff hatte inzwischen den internationalen Markt erobert und den Chile-Salpeter fast vollständig verdrängt.
Film von Robert Krieg und Monika Nolte (2000)
20.15 Uhr Vineta - die versunkene Stadt Wie das sagenumwobene Atlantis der Ostsee vermarktet wird
Vineta, die sagenumwobene, versunkene Stadt ist wieder aufgetaucht. Nicht auf der Insel Usedom, nicht im polnischen Wollin. Nein, neuerdings ist Barth Vineta. Im Schlamm des Barther Boddens sollen die Reste des eint größten Marktplatzes Europas begraben sein. Der Barther Bürgermeister reibt sich die Hände. Die neue These führt zu kühnen Träumen über den Bekanntheitsgrad seiner Stadt und ungeahnten Vermarktungsstrategien für den kleinen Ort. Am Hafen wurde prompt ein Denkmal aufgestellt, das kleine Heimatmuseum nennt sich seit kurzem Vineta-Haus. Und kaum zu toppen: Der Bürgermeister von Barth hat den Namen "Vineta" vom Patentamt schützen lassen. Helle Empörung herrschte zunächst in den Amtsstuben auf der Insel Usedom. Denn der Sage nach ist Vineta vor 1.000 Jahren vor Koserow versunken. Und da ist es auch auf den ältesten Landkarten zu finden.
Auch Zinnowitz will Vineta für sich. Immerhin laufen hier seit 1997 mit großem Erfolg die Vineta-Festspiele. Im polnischen Wollin sieht man die neue These gelassen. Professor Filipowiak hat seit 50 Jahren hier nach Vineta gesucht und Erstaunliches vorzuweisen. Richtige Schätze, riesige Hafenanlagen und Hausgrundrisse aus dem 12. Jahrhundert sprechen für eine mächtige und reiche slawische Handelsstadt. Alle profitieren vom neuen Vineta-Boom. Was ist dran an dieser These? Zwei Berliner haben sie in die Welt gesetzt: Der Frühgeschichtler Klaus Goldmann und der Publizist Günter Warmusch. Seit 10 Jahren geht ihnen das Atlantis des Nordens nicht aus dem Kopf. Das Oderhochwasser vom Sommer 1997 brachte ihrer Meinung nach den Beweis: Vineta sei versunken im Barther Bodden. Andere Wissenschaftler halten die Idee für ziemlich verwegen.
Film von Gabriela Gielow und Hella Schmidt
21.45 Uhr Unter Roten Fahnen 5. Teil Spiel um die Macht - Maos Kulturrevolution
Die chinesische kulturelle Revolution wurde ausgelöst durch eine Auseinandersetzung über Wu Hans Theaterstück "Die Entlassung des Hai Rui aus dem Amt".
Mao, der glaubte, das Stück sei eine spöttische Parodie auf seine eigenen politischen Stil, fühlte sich provoziert.
Durch seine Ehefrau Jian Qing angestachelt, setzte er im Frühjahr 1966 die große proletarische Kulturrevolution in Gang. Rote Garden wurden ermutigt, Tempel zu zertrümmern, Häuser zu durchstöbern und alles zu verbannen, was von vor 1966 stammte. Die Folge davon war völliges Chaos und in manchen Teilen Chinas Bürgerkrieg.
In dieser Massenhysterie wurden Millionen Menschen zu Mitspielern in einem blutigen Krieg, dessen Drehbuch Mao schrieb. Seine Kulturrevolution sollte Kultur nicht neu definieren sondern war eine Schlacht, um Menschen und ihre Gedanken zu kontrollieren. Es war eine Schlacht um politische Macht
Film von Cenwyn Edwards
22.15 Uhr Preußen - Chronik eines Deutschen Staates Teil 5: "Heil Dir im Siegerkranz" - die Zeit des Wilhelminismus (1871-1918)
Historiker streiten darüber, ob man nach der Reichsgründung überhaupt noch von preußischer Geschichte sprechen könne. Dennoch hat keine Epoche das Bild Preußens mehr geprägt als die wilhelminische. Preußen geht nach 1871 im Deutschen Reich auf, aber die widersprüchlichen preußischen Wesenszüge leben weiter, werden verstärkt und verzerrt. Aus Loyalität wird Untertanengeist, aus Nationalgefühl wird hemmungsloser Chauvinismus, aus militärischem Denken wird Militarismus. Und Preußen selbst, das als verblassendes Königreich im Kaiserreich weiter existiert, wird von inneren Widersprüchen zerrissen.
Der Fortschritt marschiert, das Deutsche Reich wird zur führenden Industrienation, aber der Kaiser, der auch preußischer König ist, träumt von einer Herrschaft wie im Mittelalter. Das kann nicht gut gehen.
Film von Ute Bönnen, Axel Bornkessel, Gerald Endres, Lew Hohmann
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