Phoenix-PROGRAMMHINWEIS
Mittwoch, 9. Mai 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX-Schwerpunkt: Ost-West vor neuer Rüstungsspirale?
Mit seiner Ankündigung in der vergangenen Woche, den Bau des Nationalen Raketenabwehrschildes (NMD) voranzutreiben, hat US-Präsident George W. Bush in der ganzen Welt Befremden ausgelöst. Die europäischen Verbündeten sind verunsichert. Moskau fürchtet um eine Aufkündigung des Rüstungskontrollabkommens von 1972. Selbst China warnt vor einem neuen Wettrüsten. US-Präsident Bush ist jedoch vom Bau des neuen Raketenschutzschildes fest überzeugt. Er sieht es als Schutzwall gegen Terrorsysteme, die die USA bedrohen. Nebenbei würde die neue Verteidigungsstrategie auch den Wirtschaftszweig "Rüstung" stärken.
Wie viel Einfluss haben die NATO-Partner auf Bushs Entscheidung, NMD in die Tat umzusetzen? Kann ein Raketenabwehrsystem wirklich im Kampf gegen Terrorregime helfen? Würde die Strategie der Amerikaner zu einem neuen Wettrüsten zwischen Ost und West führen?
Über diese und andere Fragen diskutiert Gaby Dietzen mit den verteidigungspolitischen Sprechern der Unionsfraktion und der SPD-Fraktion im Bundestag, Paul Breuer und Peter Zumkley, sowie den Journalisten Dimitri Pogorzehlzkiy und Rüdiger Moniac.
Interessiere Zuschauer können sich über PHOENIX-Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion beteiligen.
Zeitgeschichte 8.15 Uhr Protestgeneration Aufbrüche 1968
Am Nachmittag des 11. April 1968 wird Rudi Dutschke von dem 23jährigen Hilfsarbeiter Josef Bachmann durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Daraufhin kommt es nicht nur in der Bundesrepublik zu immer größeren Demonstrationen und Straßenschlachten, sondern auch in Washington, New York, Toronto, London, Amsterdam, Paris, Mailand, Tel Aviv, Belgrad, Oslo, Prag und Wien.
Die studentische Revolte hat die politische Kultur der Bundesrepublik in den 60er Jahren stärker geprägt als alle anderen Ereignisse. Ein neues Verhältnis zur dritten Welt, antiautoritäre Erziehung, basisdemokratische Bewegungen, die Situation der Frau in der Gesellschaft und eine Sensibilität für die Zerstörung der Umwelt sind nur einige der wichtigsten Resultate, die heute - wenn auch nicht unumstritten - Alltag sind.
Film von Marita Hübinger, Jürgen Miermeister und Ulrike Westernacher
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Traditionell oder modern? Der Streit um den richtigen Baustil
Die Säule, das markanteste Detail klassischer Architektur, hat wieder Konjunktur. Einst verpönt als bürgerlicher Firlefanz und bis zur dünnen Betonröhre abgespeckt, findet sie inzwischen wieder Eingang ins Repertoire der aktuellen Berliner Architektur. Und sie ist nur ein Indikator für einen umfassenderen Sinneswandel, der sich im Moment in Berlin, der Stadt der Moderne, vollzieht. Schon 1964 eröffnete Wolf Jobst Siedler mit seinem Bildband "Die gemordete Stadt" den Angriff auf eine immer mehr verflachende zeitgenössische Architektur, der die idyllischen Stuckwinkel der bürgerlichen Stadt zum Opfer fielen. Damals noch als reaktionär gescholten, findet diese Haltung inzwischen breiten Konsens. Zwar gibt sich die offizielle Senatsbaulinie immer noch modern und dem Schnörkel abgeneigt, das Hotel Adlon dient immer noch der Diffamierung traditioneller Architektur zugunsten gerasteter Steinfassaden, aber mit Schlagworten wie "Blockrandbebauung" und "Stadtreparatur" befindet man sich schon seit längerem auf dem Weg zurück. Begriffe wie "Gemütlichkeit", "Schönheit" und "Zeitlosigkeit" erobern die Architekturdebatten. Der Architekt Hans Kollhoff baut Kollonaden mit italienischem Flair, und auch private Bauherren schätzen wieder die Villa nach klassischem Zuschnitt mit Säulen und Dreiecksgiebeln. In keinem Bauwerk aber kristallisiert sich der Streit um Moderne und Tradition stärker als im Berliner Stadtschloss. Die von großen Teilen der Bevölkerung und selbst der Fachwelt befürworteten Pläne für einen Wiederaufbau zeigen, dass die moderne Architektur allein manche Sehnsüchte nicht befriedigt, die vielleicht nur der Rückgriff auf traditionelle Bauformen einlösen kann.
Film von Sabine Carbon
25. Todestag Ulrike Meinhof 14.00 Uhr Rückblende - Schlag gegen die RAF - Ulrike Meinhof, verhaftet am 15.06.1972
15. Juni 1972. Polizeibeamte in Zivil betreten ein Haus in de Walsroder Straße in Hannover-Langenhagen. Ein Lehrer hatte den Hinweis gegeben, in der Wohnung in der zweiten Etage hielten sich möglicherweise steckbrieflich gesuchte Terroristen auf. Wer genau, weiß man nicht. Die Beamten klingeln mehrfach. Eine Frau mit struppigen kurzen Haaren öffnet: Sie sieht keinem der Fahndungsfotos ähnlich. Doch in der Wohnung finden sich Waffen, Munition und Handgranaten. Die Frau wird im Polizeigriff abgeführt. Erst Stunden später wird ihre Identität ermittelt. Es ist Ulrike Marie Meinhof, die frühere Starkolumnistin, nach der seit Mai 1970 als Kopf der Baader-Meinhof-Gruppe fieberhaft gefahndet wurde.
Film von Heike Mund
14.15 Uhr StolzLand
70 Prozent der Deutschen sind laut einer aktuellen Emnid-Umfrage nicht (!) "stolz, Deutsche zu sein." Das höchste der Gefühle zum Land ist danach "Freude", jedem Dritten ist das Thema allerdings schlicht wurscht. Trotz dieser entspannten Emotionslage der Nation hat die CDU-Bundestagsopposition die Frge der inneren Haltung zur Heimat zu einem Kampf "Gut gegen Böse" hochdiskutiert. Sie versucht die Regierungsmitglieder als eine Bande vaterlandsloser Gesellen zu enttarnen. Sozialdemokraten und Grüne winden sich durch die ihnen aufgezwungene Debatte um ein besonderes, mit dem Staat verbundenes Volks- und Heimatgefühl. Ein gutes Jahr vor der nächsten Bundestagswahl haben CDU und CSU offenbar "ihr" Thema gefunden: Den Stolz auf die Nation.
Der Radio Bremen-Reporter Andreas Neumann hat auf einer Recherche-Reise die Nation StolzLand erkundet. Zwischen Rhein und Oder fand er Nüchterne und Begeisterte, Hochmütige und Erschrockene. "StolzLand ist eine neugierige Walk-Show zwischen Schwarzbrot und Schrebergarten, Reinheitsgebot und Dachau, Autosalon und D-Mark.
Film von Andreas Neumann und Gerhard Widmer
Wirtschaft und Soziales 19.30 Uhr Made in Germany 5-teilige Reihe. 2. Teil: Die Rache der Streber - Hasso Plattner und Dietmar Hopp
Dietmar Hopp und Hasso Plattner sind eigentlich Nachrichten-Techniker. Sie waren Studienkollegen und gingen nach dem Abschluss zu IBM. 1972 gründeten die beiden eine kleine Firma, die "Systeme, Anwendungen und Produkte" (SAP) in der Datenverarbeitung entwickelte. Die Idee dahinter: Computerprogramme für Industrie-Unternehmen zu vereinheitlichen, also eine bestimmte Software als Standard zu etablieren.
1993 überstieg der Jahresumsatz erstmals die Milliardengrenze, die Firma hatte mehr als 3000 Kunden - weltweit. Seit 1995 gilt SAP als Weltmarktführer. Hopp und Plattner zählen seitdem zu den Champions der Branche. Interessant ist auch die Unternehmenskultur, die die Gründer bei SAP geschaffen haben. Die Mitarbeiter sollen nicht in Hierarchien dienen, sondern gelten als "Unternehmer im Unternehmen". Doch gelegentlich gibt es auch im Streber-Paradies Probleme: Seit Sommer 1998 kränkelt die SAP-Aktie.
Film von Raimund Kusserow
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