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Phoenix-Programmhinweis
Donnerstag, 31. Mai 2001

Bonn (ots)

20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt:
   Schluss mit Genuss - Raucher am Pranger?
"Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" steht seit Jahren auf allen
Tabakverpackungen, doch allen Warnungen der Gesundheitsminister zum
Trotz ist der Nikotinkonsum wieder  angestiegen. Für ein Drittel der
Europäer gilt Rauchen nach wie vor als Genuss.
Die Europäische Union (EU) will den Rauchern diesen Genuss
vermiesen. Mit höheren Tabaksteuern, Streichungen der Beihilfen für
Tabak-Bauern und gezielten Werbeverboten sagt die EU-Kommission den
Rauchern den Kampf an. Gleichzeitig wurden die zulässigen Höchstwerte
für Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid in Zigaretten herabgesetzt.
Begriffe wie "mild" oder "light" auf den Tabakschachteln wird es mit
in Kraft treten des Gesetzes ab September 2002 nicht mehr geben.
Dafür soll ein drastischer Warnhinweis wie "Rauchen ist tödlich" auf
jede Zigarettenschachtel gedruckt werden, der ein Drittel der
Verpackung beansprucht.
Stehen die Raucher endgültig am Pranger? Welche  wirtschaftliche
Macht kann die Tabakindustrie noch ausspielen?  Ist die Richtlinie
der richtige Weg oder macht das Verbot den Blauen Dunst erst richtig
interessant?
Das diskutiert Martin Schulze  mit Johannes Spatz, Forum
Rauchfreies Berlin, Carlo Thränhardt, ehemaliger
Hochleistungssportler und passionierter Raucher, Reinhard Pauling,
Verband der Cigarettenindustrie, und Axel R. Bunz, Vertretung der
EU-Kommission Berlin.
Interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer können sich über die
PHOENIX-Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion
beteiligen.
8.15 Uhr Frankensteins Erben
   Wie Genforscher den Tod besiegen wollen
Nachdem in Großbritannien zum ersten Mal in Europa ein Gesetz zum
Klonen menschlicher Embryozellen verabschiedet wurde, ist eine
hitzige Debatte über die Möglichkeiten und Gefahren der Genforschung
entbrannt.
Für den Biophysiker Gregory Stock versetzt der rasante Fortschritt
der Molekulargenetik den Menschen in die Lage, sich nach eigenen
Vorstellungen zu gestalten. Als Herrscher über die Evolution wird er
perfekte Kinder erschaffen und Krankheitsplagen wie Krebs, Parkinson
und Diabetes besiegen. Hormoncocktails sollen Greise jugendfrisch
halten und letztendlich den Tod besiegen.
Für den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sind die
Experimente und Zukunftsvisionen der Genforscher eine "Perversion des
menschlichen Denkens". Er warnt davor, dass die Biotechnologien die
menschliche Natur zerstören werden - wenn der Mensch Schöpfer spiel
und versucht, beser als Gott zu sein.
Eine Kontroverse, deren Hintergründe die Dokumentation untersucht.
   Markus ist 17. Seit Jahren kämpft er gegen den tückischen
Blutkrebs. Nun ist er am Ende - Markus will nicht mehr leben, denn
sein Körper ist ja nur noch eine ausgebrannt Hülle, sagt er -
zerfressen von der aggressiven Chemotherapie und von den
Nebenwirkungen der Medikamentencocktails.
Was wir für Markus bräuchten, sagt sein Arzt, sind Medikamente,
die für ihn "maßgeschneidert" wären, die also gezielt an den Stellen
seiner genetischen Strukturen ansetzen, die den Krebswildwuchs bei
Markus ausgelöst haben. Solche Wundermittel wird es bald schon geben,
meinen die Manager und Wissenschaftler von Biotech-Firmen, die sich
auf die so genannte Pharmako-Genetik spezialisiert haben: Zum
Beispiel "Lion-Biosciences" in Heidelberg und "GPS" - Genome
Pharmaceutical Corporation bei München.
"Sicherheitsbereich - Zutritt verboten!" steht auf der Tür, die in
ein Labor führt. Roboterarme befüllen Analyseautomaten mit
Bakterienlösungen. Darin enthalten: Krebszellen, die man Patienten
wie Markus entnommen hat. Computer vergleichen die DNA-Erbsubstanz
dieser kranken Zellen mit der von gesunden. Welche Gene und Proteine
sind dafür verantwortlich, dass Markus Zellen plötzlich
"durchgedreht" haben? Wenn das erforscht ist, dann könnte die Medizin
mit Genen heilen und eine Impfung gegen Krebs anbieten. Dabei würden
bestimmte Gene in das Immunsystem eingeschleust, die seine
körpereigene Abwehr alarmieren und den Gegenangriff auf die
Krebszellen auslösen.
Wissenschaftler in den USA gehen bereits einen anderen Weg. Sie
setzen verstärkt auf die Gentherapie: Nicht die Entwicklung neuer
Medikamente ist hier das Ziel, sondern die Bekämpfung bzw. die
Vermeidung von Krankheiten durch den gezielten Eingriff in das Erbgut
des Menschen. Dies geschieht mit der Fortentwicklung jener Technik,
mit der das Klonschaf "Dolly" erzeugt wurde.
Um all die Krankheiten zu besiegen, die die meisten Todesopfer
fordern - Krebs, Infektionen, Herz-Kreislauf-Defekte, Diabetes -,
züchten Wissenschaftler in den USA und Großbritannien embryonale
Stammzellen im Labor: Künstlich befruchtete Eizellen, aus denen sich
auch Babys entwickeln könnten. Aus den Stammzellen lassen sich Stoffe
züchten, um Parkinson und Herzinfarktpatienten zu behandeln - oder
Stoffe, die den Alterungsprozess von Zellen stoppen, den Menschen
also unsterblich machen.
Aus Stammzellen ließe sich letztendlich auch ein Mensch klonen.
Italienische und amerikanische Wissenschaftler haben dies
angekündigt: Um das "genetische Abziehbild" eines Menschen zu
erzeugen, das ihm dann als "Vorratslager für Ersatzmaterialien"
dienen könnte. Organe, Haut, Nerven wären züchtbar und würden vom
Körper nicht abgestoßen.
Eine Vision, die derzeit in Deutschland - Experimente mit
Stammzellen sind hier verboten - zwischen Politikern,
Wissenschaftlern und der Kirche immer heftiger diskutiert wird. Denn
wer mit Embryonen experimentiert, der sortiert auch aus,
unterscheidet zwischen "gutem" und "schlechtem" Leben.
Für Christian Judith sind diejenigen, die so etwas gutheißen, die
"Erben Frankensteins", die sich einen neuen Menschen zusammenbasteln
wollen. Er ist körperlich schwerstbehindert. Christian hat am Aufbau
der Dresdner Ausstellung "Der (im)perfekte Mensch" mitgewirkt. Wenn
er Schüler durch die Ausstellung führt, stoppt er jedes Mal vor einer
Spiegelwand: "Schaut mich an", sagt er: "Ein Krüppel! Einer, den die
sogenannten Fortschritte in der Gentechnik irgendwann aus dem
Schöpfungsprogramm streichen werden - abschaffen!" Dagegen kämpft er.
Weil er "das Recht auf Unvollkommenheit" beansprucht.
Film von Thomas Euting
Rückfragen: 
Tel: 0228/9584-193, e-mail:  presse@phoenix.de

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