PROGRAMMHINWEIS
Samstag, 9. Juni 2001
Bonn (ots)
13.55 Uhr Großbritannien - Die Insel Sark
Wer mit der Fähre die Insel Sark erreicht, der kommt im letzten Jahrhundert an. Pferdekutschen bestimmen das Straßenbild im letzten Feudalreich der westlichen Welt. Autos sind auf Sark verboten. Das ruhige Leben auf der Insel zieht viele Besucher an. Aber einwandern darf praktisch nur, wer einen Einheimischen heiratet. Die Kutscherin Sarah La Trobe-Bateman lernte vor 20 Jahren ihren Mann kennen und entschied sich, auf Sark zu bleiben. Für ihr neues Leben allerdings mußte sie eine richtige Prüfung ablegen.
Film von Jan Tenhaven (1997)
Mitten in Deutschland 18.00 Uhr BerlinBilder Ostkreuz
"Rostkreuz" nennt der Volksmund den S-Bahnhof an der östlichen Peripherie der Berliner City mit seinem hohen Wasserturm als Wahrzeichen: eine Landschaft aus Bahnsteigen, Treppen, Brücken, Gleisen - holprig, ohne Putz und Farbe, ohne Rolltreppen und Fahrstuhl und ohne Hoffnung auf gründlichen Umbau. Seit 1913 geht das im Prinzip so; 2002 soll die Sanierung beginnen.
Dabei steigen die Berliner hier seit Generationen um, auf dem Weg zur Arbeit oder "ins Jrüne". Mehr als 100.000 Menschen sind es heute pro Tag. Aber nicht nur der Bahnhof ist dringend sanierungsbedürftig, auch das angrenzende ehemalige Industriegebiet. Daraus soll ein modernes Zentrum für Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe werden. Die Stadtlandschaft um das Ostkreuz ist in Bewegung geraten: voller Kontraste, hässlich und anziehend zugleich, denn immer mehr vorwiegend junge Menschen ziehen in die vernachlässigten Friedrichshainer Mietskasernenviertel.
Film von Sabine Loll (2000)
Auslandsreportage 18.45 Uhr Mädchenmorde und Tempelprostitution Deutsche Hilfe für Frauen in Indien
Im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gibt es Dörfer, in denen bis zu 80 Prozent aller neu geborenen Mädchen ermordet werden - weil sie Mädchen sind! Die Jahresstatistik einer Abtreibungsklinik in Bombay sieht so aus: 100 abgetriebene männliche Babies, aber 6.900 weibliche. Im Bundesstaat Andhra Pradesh gibt es 25.000 Tempelprostituierte. Die Mädchen werden mit sechs Jahren der Göttin geweiht und müssen ab 13 Jahren Männern sexuell zu Diensten sein. Die Polizeistatistik zählt jährlich 7.000 Mitgiftmorde in Indien. Bei all diesen Schreckensmeldungen gibt es auch positive Entwicklungen. Die deutsche Hilfsorganisation Andheri-Hilfe leistet seit 15 Jahren zusammen mit indischen Frauengruppen effektive Entwicklungsarbeit. Franz Alts Reportage zeigt, was bisher erreicht wurde und welche Ziele die Andheri-Hilfe noch verfolgt. Film von Franz Alt (2001)
Mein Ausland 20.15 Uhr Harlem lebt!
Harlem, bekannt als das Schwarzenghetto New Yorks, Teil von Manhatten, direkt am Central Park gelegen. In die 129. Straße hat sich noch vor wenigen Jahren nicht einmal mehr die Polizei getraut. Doch das hat sich geändert. Denn Harlem liegt im Trend. Immer mehr Weiße aus der Mittelschicht ziehen hierhin. Ein Teil des "alten" Harlem ist der Victory Barber Shop, den Osbon Savage kurz nach dem 2. Weltkrieg eröffnet hatte, und der mittlerweile für viele Stammkunden zum zweiten Wohnzimmer geworden ist. Hier können sie den alten Zeiten nachtrauern. Die weibliche Version des Frisörladens ist, so die Besitzerinnen selber, "Harlems Heaven", ein Hutladen, in dem jeden Frau das himmlische Gefühl vermittelt bekommt, schön zu sein.
Und sonntags kommen die Touristen. Sie sehen sich das Wohnhaus Alexander Hamiltons an, einst Assistent von George Washington. Oder besuchen den Gottesdienst in der "Abyssinian Baptist Church". Ihr Geld hilft bei der dringend benötigten Renovierung des Gotteshauses.
Allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass man auch mit schwarzer Kultur Geld machen kann. Selbstbewusst wird präsentiert, dass Harlem nicht nur irgendwo in New York ist. Kein anderer Teil Manhattens hat sein eigenes T-Shirt. Aufbruchstimmung im ehemaligen Abbruchviertel.
Film von Caroline Imlau, ARD-Studio New York
Spuren der Geschichte 21.00 Uhr Die Nibelungen - ein deutscher Mythos
Die Nibelungen standen für Treue, Tugend und Redlichkeit. Sie waren ein politischer Mythos. Begonnen hatte es eher zufällig: Im 18. Jahrhundert fand ein junger Gelehrter die Handschrift des Nibelungenliedes, die Jahrhunderte lang unbeachtet geblieben war. Doch dann begann ihr Siegeszug. Der Nibelungenmythos wurde zum Propaganda-Instrument bis ins 20. Jahrhundert hinein. Seit Wagner kennen die Deutschen nicht mehr das Nibelungenlied, sondern nur noch den Ring der Nibelungen. Weltuntergang, Weltenbrand, Götterdämmerung - die Nibelungen wurden zum Katastrophenmythos. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden die Nibelungen aus der politischen Propaganda. Sie "überwintern" auf Opernbühnen, in Theaterstücken. Aus einem politischen Mythos wurde deutsches Leitkulturgut. Film von Frank Hertweck (2001)
Land und Leute
21.45 Uhr Szene Straße Die Herren der Straße - Abenteuer Autobahn
Am Beispiel des Frankfurter Kreuzes wird gezeigt, wie aufwendig die Pflege von Autobahnabschnitten ist. Viele Autofahrer nehmen diese notwendigen Arbeiten lediglich als Verkehrsbehinderung wahr, wenn sie im Stau hinter einer Wanderbaustelle stecken. Doch ohne diese Arbeit wäre das Chaos auf den Straßen bald perfekt, würden sich Müllberge im ungepflegten Gestrüpp am Fahrbahnrand und Schlaglöcher häufen. Die Arbeit auf solchen Baustellen ist hart und gefährlich. Immer wieder gibt es Unfälle, wenn Autorfahrer die Tempolimits nicht beachten. Kaum weniger riskant ist die Arbeit der Autobahnpolizei. Bei Begegnungen mit Rasern, Dealern oder Durchgeknallten braucht man starke Nerven. Film von Natascha Hein (2000)
Dokumentarfilm 23.15 Uhr Der Heringsexpress Geschichten aus der Nachkriegszeit
In diesem Film erinnern sich Zeitzeugen an die wilden Nachkriegsjahre. Sie erzählen davon, wie der Kampf ums Überleben half, die Erinnerungen an den Krieg zu verdrängen.
Norddeutschland, die Zeit der letzten Kriegstage bis zur Währungsreform 1948: "Tausche Schnaps gegen Fahrradreifen, Damenstrümpfe gegen Heringe". Die Menschen trauern, leiden unter Hunger und Wohnungsnot, suchen nach Neuorientierung. Zwischen der Elbe, der Altmark in Sachsen-Anhalt und dem niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg entwickelt sich ein reger Grenzverkehr. Zwei Besatzungszonen - die sowjetische und die britische - stoßen hier aufeinander. Wer von der einen in die andere Zone wechseln will, fährt zunächst mit der Kleinbahn bis ins Grenzgebiet. "Heringsexpress" heißt der Zug - der Fische wegen, die viele Reisende im Gepäck haben. Die Tauschbörse an der Grenze wird für manchen bald zum einträglichen Geschäft.
Film von Niels-Christian und Claus-Ivar Bolbrinker und Claus-Ivar Bolbrinker (1997)
00.38 Uhr Großbritannien - Unterwegs mit dem Königszug
Trotz Hochgeschwindigkeitszügen und High-tech, der Lieblingszug der Queen von England, der British Pullman Train, steht nicht auf dem Abstellgleis. Noch immer befördert der Zug aus den 20er und 30er Jahren Fahrgäste, die sich an einem nostalgisch-romantischen Ambiente erfreuen können. Alle Salonwagen waren in der Vergangenheit für das Königshaus und Staatsbesuche reserviert, nach ihrer Ausmusterung wurden sie von der Orient-Express-Gesellschaft gekauft und originalgetreu wiederhergestellt. Seitdem reisen zwar keine Könige mehr in diesem Zug, dafür können aber Bürgerliche jetzt königlich reisen und speisen. Film von Michael Lindenau (1999)
Rückfragen: Tel: 0228/9584-193, e-mail:presse@phoenix.de
Original content of: PHOENIX, transmitted by news aktuell