Phoenix-Programmhinweis
Freitag, 22. Juni 2001 /
Bonn (ots)
21.00 Uhr PHOENIX- vis-à-vis: Klaus Töpfer zu Gast bei Martin Schulze Klaus Töpfer steht im Taucheranzug am Rhein, springt in die Fluten und durchquert schwimmend den Strom: Das war 1988 und Töpfer war kurz zuvor zum Bundesumweltminister ernannt worden. Mit dieser symbolischen Geste sollte zeigen, dass der Rhein wieder sauber ist. Ohne rebellisch zu sein, schwamm der gebürtige Schlesier auch sonst gerne gegen den Strom oder hatte schwierige Aufgaben zu bewältigen.
Er ließ sich als Spitzenkandidat der CDU mit wenig Erfolgsaussichten gegen Oskar Lafontaine im Saarland aufstellen. 1986 lehnte er nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl den Ausstieg aus der Atomenergie ab. Ein Jahr später war er Umweltminister, machte sich für Tempolimit stark und lehnte es ab, das angeschlagenen Duale System staatlich zu unterstützen. Er vertrat eine Kreislaufwirtschaft und forcierte den Ausstieg aus Produktion und Verbrauch von FCKW und Halogen. Schon Anfang der 90er Jahre sprach er sich für eine Energiesteuer aus und scheiterte.
1994 übernahm Angela Merkel das Umweltministerium. Töpfer wurde Chef des Bauministeriums. Dort konnte sich Töpfer als Umzugsbeauftragter der Bundesregierung für den Wechsel nach Berlin profilieren. Er hielt den Finanz- und Zeitplan ein und ließ sogar Pläne für die Nutzung der Bonner Regierungsgebäude nach dem Unzug erarbeiten.
Als Kofi Annan Töpfer anbot, für die Vereinten Nationen (UN) als Chef des Umweltprogramms nach Nairobi zu gehen, zögerte der CDU-Politiker nicht lange. Seitdem ist der weltweite Klimaschutz Hauptanliegen des Einzelgängers. Trotzdem mischt er sich auch schon mal in deutsche Debatten ein: Die Kampagne seiner Partei gegen die Ökosteuer hielt er für kurzsichtig, weil den Bürgern bewusst werden muss, dass Energie künftig teuerer werden muss. Zuletzt wurde Töpfer als möglicher Kandidat der CDU für das Bürgermeisteramt in Berlin gehandelt. Als ehemaliger Bundesumweltminister sprach er sich für das von der rot-grünen Regierung geplante Dosenpfand aus. Die Entscheidung des US-Präsidenten George W. Bush, den Kohlendioxid-Ausstoß von Kraftwerken zu senken, bezeichnet Töpfer als "Besorgnis erregenden Rückschlag für den weltweiten Klimaschutz". Töpfer ist ambitionierter Skatspieler und Fußballfan.
60. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion 8.15 Uhr Das letzte Gefecht Die Seelower Höhen - Erkundung eines Schlachtfeldes
Hans Joachim Schumann erinnert sich an den 11. April vor fünfzig Jahren, als ob es gestern gewesen wäre. Er war Augenzeuge, als deutsche Soldaten den Turm der Kirche von Seelow in die Luft sprengten, um de russischen Artillerie kein Ziel zu bieten. Die kleine Stadt auf der Anhöhe über dem Oderbruch glich in den Apriltagen des Jahres 1945 einem Heerlager. Die Zivilbevölkerung war evakuiert, die deutschen Verteidiger bereiteten sich auf den Ansturm der Roten Armee vor. Der damals 15Jährige hatte sich im Gasthof des Vaters versteckt und war so der Evakuierung entgangen.
Mit dem Namen Seelower Höhen verbinden sich Erinnerungen an jene Tage im Frühjahr 1945, als im Oderbruch wochenlang die Erde bebte, der Geschosshagel die Bruchlandschaft umpflügte und über 33.000 sowjetische und polnische sowie 12.000 deutsche Soldaten wenige Wochen vor Kriegsende ihr Leben lassen mussten. Mit der Erstürmung der Seelower Höhen (14. bis 18. April 1945) erzielte die Rote Armee den entscheidenden Durchbruch auf ihrem Marsch nach Berlin.
Die Schlacht um die Seelower Höhen hatte schreckliche Spuren hinterlassen. Der Oderbruch, einst der "Gemüsegarten" Berlins, musste neu urbar, die bis zu 90 Prozent zerstörten Dörfer mussten wieder bewohnbar gemacht werden. Noch heute erinnern Munitionsfunde und Unfälle mit Sprengkörpern an diese furchtbare Zeit.
Die Reportage begleitet Veteranen der Wehrmacht und der Roten Armee über das Schlachtfeld von einst. Sie fragt Überlebende der Zivilbevölkerung nach ihrer Erinnerung an das Inferno vor 50 Jahren. Sie sucht nach Spuren in der Landschaft. Und sie beschreibt in der monumentalen Gedenkstätte am Osthang der Seelower Höhen - zu DDR-Zeiten eine Wallfahrtsstätte des antiimperialistischen Kampfs der Roten Armee -, wie heute, nach dem Anzug der Russen, mit dem Gedenken umgegangen wird.
Film von Heinz Hemming (1995)
17.45 Uhr Berlin Mitte Politische Talkshow mit Maybrit Illner zum Thema: "Berliner Machtpoker - Wohin treibt die CDU?"
Mit Peter Struck, SPD-Fraktionsvorsitzender Guido Westerwelle, FDP-Vorsitzender Christian Wulff, stellv. CDU-Vorsitzender Kerstin Müller, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen und Arnulf Baring, Politologe
Neue 3-teilige Reihe Zeitgeschichte 20.15 Uhr Forscher für den Krieg 1. Teil: Giftgas - Der unsichtbare Tod
Im Zentrum dieser dreiteiligen BBC-Reihe stehen Massenvernichtungswaffen, die in einer unheiligen Allianz zwischen Forschern und Militärs entwickelt wurden. In dieser Folge geht es um chemische Waffen, deren Entwicklung auf den deutschen Wissenschaftler Fritz Haber zurückgeht. Er experimentierte zu Beginn des Ersten Weltkrieges mit tödlichen Gasen und entwickelte Chlorgas und später Phosgen und Senfgas - Gase, die unter seiner Aufsicht auf den Schlachtfeldern in Ost und West zum Einsatz kamen. Als der Krieg zu Ende und Deutschland geschlagen war, befürchtete Haber, als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt zu werden, doch das Gegenteil war der Fall. Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt er 1919 den Nobelpreis. Er arbeitete danach weiter an Giftgasen und entwickelte Zyklon B., mit dem die Nazis im Zweiten Weltkrieg in den Vernichtungslagern Massenmord verübten. Weitere chemische Kampfstoffe waren Tabun und Nervengas. Seit 1993 werden Chemiewaffen weltweit geächtet und vernichtet - wenn auch immer wieder Stimmen laut werden, die eine Produktion von Giftgas in Russland vermuten. Auf jeden Fall ist Giftgas weiterhin eine Bedrohung: leicht und kostengünstig herzustellen und absolut tödlich.
Film von Lisa Jones (2001)
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