PROGRAMMHINWEIS
Donnerstag, 12. Juli 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt: Wirtschaft auf Talfahrt - Schröder unter Druck
"Er redet sich ja immer ganz gut raus", meint zumindest die Cousine von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Inge Siegel aus Eisenach. Ob er sich in seiner Bilanz vor der Sommerpause tatsächlich herausredet, wird man sehen. Die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung werden es Gerhard Schröder auf jeden Fall schwer machen, eine Erfolgsbilanz zu ziehen: Das Wirtschaftswachstum soll nur noch 1 % betragen, die Arbeitslosenzahl deutlich zu verringern wird voraussichtlich bis zum Wahljahr 2002 nicht gelingen, und die Lohnnebenkosten sind nach Expertenmeinung auch noch zu hoch. Klassenziel verfehlt? Hat sich der Wirtschaftskanzler Schröder zu sehr auf den Motor der Konjunktur verlassen? Hat die Regierung tiefgreifende strukturelle Reformen auf dem Arbeitsmarkt verschlafen? Ist das Bündnis für Arbeit gescheitert? Aber darf man Gerhard Schröder nur an seiner Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik messen? Wie sieht die Zwischenbilanz aus, wenn man an Rentenreform, Zuwanderungsgesetz, Zwangsarbeiter-Entschädigung oder Bioethik-Debatte denkt?
Martin Schulze diskutiert mit Manfred Bissinger, DIE WOCHE, Günther Bannas, FAZ, und Stefan Andreas Casdorff, Tagesspiegel.
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Herings Steuerparadies Wo der Osten wirklich blüht
Die Sonne lacht über Wackerow und aus dem strahlend blauen Himmel schwebt ein Grossinvestor ein. Mit dem Hubschrauber landet er direkt auf dem Gemeinde-Acker. Ein Tag ganz nach dem Geschmack von Manfred Hering, seines Zeichens Bürgermeister von Wackerow. "Eigentlich haben wir hier nichts ausser der Hochspannung und der Westumgehung", kokettiert Hering. Aber Wackerow boomt. Das kleine Dorf in Ostvorpommern zieht Firmen magisch an.
Vater des Wirtschaftswunders ist der pfiffige Bürgermeister und seine Zauberformel heisst "Hebesatz einhundert". Mit dieser niedrigen Gewerbesteuer, die nur ein Viertel des bundesweit üblichen Satzes beträgt, hat Hering aus Wackerow ein blühendes Dorf mitten in der vorpommerschen Einöde gemacht, eine Steueroase eben. "Wir sind keine Geldwaschanlage, alles ganz legal", betont das Dorfoberhaupt. Gewusst wie: Die Gewerbesteuer ist eine der wenigen Abgaben, deren Höhe Städte und Gemeinden selbständig bestimmen können.
Vor 1990 bestand Wackerow aus gerade mal acht Häuschen. Das LPG-Dorf hatte damals weder Gas noch Abwasserleitungen und rundherum war nichts als Sumpfland. Im Laufe der Zeit haben sich 53 Unternehmen in Wackerow angesiedelt. Die Einwohnerzahl ist seit 1990 sprunghaft gestiegen: Von 200 auf fast 2.000. Während anderswo in Mecklenburg-Vorpommern die Landflucht zur Plage wird, hat sich die Bevölkerung des kleinen Dorfes also nahezu verzehnfacht. Die Arbeitslosenquote liegt weit unter dem Landesdurchschnitt bei knapp 7 Prozent.
"Muffelköppe werden Sie hier nicht sehen, hier hat jeder gute Laune", freut sich der Chef, wie Hering überall genannt wird. Auch die Betreiberin des firsch eröffneten Friseur-Salons schwärmt vom Steuerparadies. "Durch die niedrigen Abgaben könne wir niedrige Preise bieten", erklärt sie der Kundin. Vom Bäcker bis zum Geschäftsführer eines Grosshandels für Praxisbedarf sind sich am Ende alle einig "Hoch lebe Hering und der Hebesatz". Herings Steuerparadies - ein Film über ein kleines Dorf in Vorpommern, in dem mehr gejubelt als gejammert wird.
Film von Jens Fintelmann und Thomas Seekamp (2001)
14.00 Uhr 75 und kein bisschen älter! Die Queen und die Berliner
Am 21. April 2001 ist die britische Königin Elizabeth II. 75 Jahre alt geworden. Weil das Wetter im April in der Regel nicht so gut ist, nimmt die Queen ihre Geburtstagsparade traditionell erst im Juni ab. In diesem Jahr ist "Trooping the colour" auf den 16. Juni terminiert. Fünfmal hat die Königin bisher offiziell Berlin besucht und jedes Mal ist sie von den Berlinern begeistert empfangen worden. Der Autor lässt diese Besuche Revue passieren und königstreue Berliner haben Gelegenheit, ihre Sympathien für die Queen zu äußern. Film von Jörn Kalkbrenner (2001)
14.15 Uhr Leben für die Queen Bei der Leibgarde der englischen Königin
Vor dem Buckingham-Palast drängen sich die Neugierigen: Wachablösung. Unter lauten Kommandos wechseln die Soldaten ihre Positionen und stehen dann stundenlang still. Mögen sich die Touristen noch so verrückte Tricks ausdenken - die Männer mit den Bärenfellmützen verziehen keine Miene. Disziplin ist Ehrendsache, wer die Nase schnäuzt, riskiert seinen Job. Und deshalb sind Skandale bei der Palastwache seltener als in der königlichen Familie.
Seit 300 Jahren schützen sie König oder Königin. Bei Waterloo haben sie gegen Napoleon gekämpft und auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs gegen die Deutschen.
Auch heute bewerben sich viele junge Männer für den Dienst. Die Anwärter müssen unbescholten sein, hoch gewachsen und gesund. Sie können sich für drei Jahre verpflichten oder auch für neun, doch keiner dient länger als 22 Jahre.
Der Film zeigt den Werdegang eines Leibgardisten - von der Rekrutenausbildung bis zum Dienst als "Zinnsoldat" vor Buckingham Palace. Ist es noch immer die Oberschicht, die ihre Söhne zu dieser Eliteeinheit schickt, oder haben auch einfache Anwärter eine Chance? Könnendie "Guardsmen" bei all ihren Verpflichtungen ein normales Familienleben führen? Wie steht es um Rassismus und Homosexualität unter ihnen? Schließlich: Ist das nur eine "Schönwetter-Garde" oder tatsächlich eine schlagkräftige Einheit?
Für die Männer mit den Bärenfellmützen ist die farbenprächtige Parade zum 75. Geburtstag der Queen eine Bewährungsprobe. Wochenlang haben sie dafür geprobt, Schritte gezählt, Figuren geübt. Allein die rote Uniformjacke mit ihren Goldknöpfen wiegt fast drei Kilo - an warmen Tagen ist sie wie ein Backofen. Kein Wunder, dass gelegentlich ein Gardist in Ohnmacht fällt - der Stress ist einfach zu gross.
Film von Maria von Welser (2001)
Gesellschaft 19.15 Uhr Hinter verschlossenen Türen Die Chefermittler
Viereinhalbtausend Mitarbeiter hat das BKA heute, 50 Jahre nach seiner Gründung. Was tun die eigentlich? Auch wenn Deutschlands oberste Polizeibehörde naturgemäß viele Geheimnisse für sich behält, hat sie doch für diesen Film einen Blick hinter Stacheldraht und Eisentore gewährt. Das BKA ist u.a. zuständig für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Im Kampf gegen Rauschgifthandel und Menschenschmuggel greifen die Ermittler zu, suchen nach internationalen Strukturen und Handelswegen, um die Kriminalität möglichst schon vor den Landesgrenzen zu stoppen. Auch der Personenschutz von Politikern und Staatsgästen gehört zu den Aufgaben, und eine Sonderkommission "Zug" hat sich mit der Anschlagswelle eines Erpressers der Deutschen Bahn befasst, der im Weihnachtsreiseverkehr 2000 die Nation in Atem hielt. Film von Joachim Pohl (2001)
21.00 Uhr Unschuldig pleite Thüringer Handwerker kämpfen um ihr Recht
"Handwerk hat goldenen Boden" - das Sprichwort stammt aus einer Zeit, in der Aufträge noch per Handschlag besiegelt wurden.
"Als die Zahlungen ausblieben, wurde uns klar, dass die Auftragsfirma Konkurs machen würde," erzählt Margarete Lienke, eine Handwerksfrau aus Erfurt. Sie betreibt mit ihrem Mann eine Elektrofirma. Monika Schönemann und ihr Mann hatten einen Heizungsbaubetrieb, auch sie sind mit ihren Familien Opfer der inzwischen in Konkurs gegangenen Auftragsfirma.
Mit ihnen warten 30 weitere Handwerksbetriebe noch heute auf Gelder oder wurden in den Ruin getrieben. Die Firma der Schönemanns hat den Kampf nicht überlebt und die beiden leben heute von Sozialhilfe. Und sie haben nicht nur ihre Existenz verloren: Freunde und Bekannte haben sich zurückgezogen, zur finanziellen Not kommt auch die menschliche Enttäuschung. So wie ihnen geht es vielen Handwerkern in ganz Deutschland. Immer schlechtere Zahlungsmoral und immer mehr betrügerische Konkurse von Auftraggebern. Und die Kleinen bleiben zuerst auf der Strecke.
Seit vier Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Auftraggeber, der mit Landesfördermitteln Plattenbauten erwarb und sanierte, wegen Konkursverschleppung und Steuerhinterziehung.
Ein Film über Handwerker-Familien aus Thüringen und wie es dazu kam, dass sie unschuldig Pleite machten. Die Dokumentation stellt darüber hinaus die Frage, wo die Lücken im Gesetz sind und warum die Justiz so lange braucht, um solche Fälle aufzugreifen.
Film von Andrea Ufer und Wibke Kämpfer (2001)
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