PHOENIX Erstausstrahlung, Sonntag, 1. Juni 2003 Ein Paradies lechzt nach Wasser. Äthiopien am Tropf internationaler Geberländer
Bonn (ots)
Als erstes westliches Kamerateam drehten Afrika-Korrespondentin Birgit Virnich und das Team des ARD-Studios Nairobi bei den Afar. 14 Millionen Äthiopier sind vom Hungertod bedroht, am schlimmsten die Nomaden im Nordosten des Landes. Durst und Hunger treiben sie zu kilometerlangen Gewaltmärschen durch die sengende Hitze. Für Wasser und ihre monatliche Ration Mais oder Weizen, sieben Kilo pro Familie. Wegen des Irakkriegs sind die Hilfslieferungen der USA um die Hälfte gekürzt worden. Wasser, das höchste Gut der Wüstenmenschen, wird seit Wochen an Sammelstellen entlang der einzigen befahrenen Durchgangsstrasse ausgeteilt. Gelegentlich. Die stolzen und wehrhaften Afar hängen erstmals am Tropf der Regierung und internationaler Geberländer, allen voran den USA.
Politisches Missmanagement, Klimaverschiebungen - die Ursachen der Hungersnot sind vielschichtig, gehen über die klimatischen Ursachen hinaus. Äthiopien ist seit 30 Jahren abhängig von der internationalen Gebergemeinde. Längst spricht man von einer "kontrollierten Katastrophe", und ohne die Hilfsgüter gäbe es schon seit Monaten die Bilder von Sterbenden und aufgeblähten Kinderbäuchen. Der Druck wird immer stärker, Geld in die Infrastruktur des Landes zu investieren und die heimische Landwirtschaft so umzugestalten, dass es nicht immer wieder zu Katastrophen kommt. Kein Zweifel, dieses Land kann die Krise nicht alleine bewältigen. Die EU im Gegensatz zu den USA fördert auch die Nutzung lokaler Ressourcen. Die Amerikaner betreiben Agrarpolitik, auch mit Hilfsprogrammen für amerikanische Farmer. Der Weizen stammt z. B. aus Mid-West. Umdenken bei den Gebern wie bei den Nehmern scheint das Gebot der Stunde. Und so hat der Irak-Krieg auch die Nomaden in diesem biblisch anmutenden Winkel der Erde eingeholt.
Dokumentation von Birgit Virnich, ARD-Studio Nairobi
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