China-Experte Bartsch warnt vor Abhängigkeit Chinas -"Kein neutraler Player in diesem Krieg"
Bonn/Berlin (ots)
Der Leiter External Relations des Mercator Institute for China Studies (MERICS), Bernhard Bartsch, warnt vor der Gefahr einer Abhängigkeit des Westens von China: "Die Gefahr ist groß, dass China, genau wie Russland, diese Abhängigkeiten gegen uns ausnützen würde - beziehungsweise tut das sogar schon", sagte Bartsch im phoenix tagesgespräch und appellierte: "Wir müssen uns unsere Abhängigkeiten mit China ganz genau ansehen und müssen sie dort, wo sie uns wirklich sicherheitspolitisch bedrohen, reduzieren." Das sei jedoch wesentlich schwieriger als im Fall Russlands, "wo es klar um Gas, Öl und Kohle geht. Bei China ist es eine Verflechtung auf Unternehmensebene und auf Zuliefererebene von Produkten, die zum Großteil auf den Weltmarkt von China kommen." Der Westen müsse, ebenso wie es China getan habe, die Abhängigkeiten analysieren und diversifizieren. Das Beispiel Japans zeige, dass dies möglich sei. "Das kostet aber auch", betonte der China-Experte des Mercator-Instituts.
Die Europäische Union und auch die neue Bundesregierung hätten sich auf das Verständnis festgelegt, dass China gleichermaßen Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale ist. "Wenn sich China auf Russlands Seite schlägt und Russland den Rücken frei hält in seinem Kriegszug gegen die Ukraine, dann ist genau das gemeint mit systemischer Rivalität. Wir wissen jetzt: Darauf müssen wir uns einstellen. Das ist ein Risiko, was unsere Wirtschaft und unsere Sicherheit betrifft", erklärte Bartsch gegenüber phoenix. Die autokratischen Großmächte China und Russland bedienten die Erzählung einer demokratischen Weltordnung. "Die versuchen die Begriffe zu kapern und unserem Narrativ quasi ein bisschen die Spitzen zu nehmen und ihrem eigenen Volk zu signalisieren: Demokratie ist etwas, das ihr auch bekommt. Das ist kein Privileg." Der Westen stehe nun vor der Herausforderung, diese Differenzen klar zu machen und sich "nicht einlullen zu lassen" davon, "dass China vielleicht das Gleiche will wie wir. Das will es in ganz, ganz vielen Bereichen nicht", so der China-Experte.
Bartsch glaubt nicht, dass China zu einer Beilegung des Russland-Ukraine-Konflikts beitragen kann: "China ist kein neutraler Player in diesem Krieg." Das Land habe klar entschieden, auf welcher Seite es steht. "Es steht auf Russlands Seite. Es versucht durchaus, den Schaden für sich zu minimieren und nicht Ziel von Sekundärsanktionen zu werden."
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