PROGRAMMHINWEIS sperrfrist: Dienstag, 22. Juni 2004, 21.30 Uhr! PHOENIX-Dokumentarfilm-Preis 2004 für "One Shot"
Bonn (ots)
Köln/Bonn, 22. Juni 2004 - Der PHOENIX-Dokumentarfilmpreis 2004 geht an den israelischen Film "One Shot" der Regisseurin Nurit Kedar. Der Regisseurin gelang es zum ersten Mal, mehrere Scharfschützen der israelischen Armee zu interviewen. Ein Jahr lang hatte sie mit der Armee wegen der Drehgenehmigung verhandelt. Der Film ist konsequent subjektiv aus der Sicht der Scharfschützen gedreht, die Regisseurin enthält sich jeglichen Kommentars. Er besteht aus einer Mischung aus Interviews und Bildsequenzen, die die Soldaten bei ihren Kampfeinsätzen selbst gedreht haben. Wie gefährlich diese Einsätze sind, wird spätestens in dem Moment deutlich, als eine Kugel aus dem Gewehr eines palästinensischen Kämpfers die Kamera trifft. Die interviewten Männer sind alle Reservisten, die sich in einer teilweise erschreckenden Coolness über die Macht zu töten äußern. "One Shot", das ist der eine Schuss, der über Leben und Tod entscheidet, eine Gewissensentscheidung, die die Schützen in Sekundenschnelle oft allein treffen müssen, trotz aller Befehle. Bei allen vordergründig zur Schau gestellten Allmachtsgefühlen im Augenblick des Schießens und dem Streben nach professioneller Perfektion beim Geschäft des Tötens nagen an den Soldaten Ge- wissensbisse, Fragen nach Moral und Menschlichkeit ihres Handelns. Der Film von Nurit Kedar zeigt die Gratwanderung der Menschen hinter den Gewehren zwischen kaltblütigem Mord und heldenhaftem Kämpfertum, eine Parabel der unüberwindbar scheinenden Gewaltspirale auf beiden Seiten im Nahen Osten.
Die Jury urteilte: "Ein verstörender, provozierender Film."
Nach den bisherigen Preisträgern "Jung. Im Land der Mudschaheddin" (2001), "War Photographer" (2002) und Steven Silvers Schilderung des Genozids in Ruanda (2003) "The Last Just Man" ist "One Shot" der vierte Film, der mit dem PHOENIX-Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wird. In Ihrer Laudatio erklären die PHOENIX-Programmgeschäftsführer Dr. Klaus Radke und Bodo H. Hauser: "Der Film zeigt in beeindruckender Weise die Brutalität der Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern. Nurit Kedars Kamera fungiert wie eine Schleuse, es scheint, als ob die Schützen lange auf jemanden gewartet hätten, dem sie ihre Erinnerungen und Albträume erzählen könnten. Durch die Kameralinse werden die Zuschauer Zeugen eines schmerzhaften Prozesses der Selbsterkenntnis: dass sich hinter dem einstmals heroischen Kämpfer ein zutiefst verunsicherter Mensch verbirgt, der von den Todesbildern seiner Opfer gequält wird."
Der PHOENIX-Dokumentarfilmpreis ist mit 5.000,- Euro dotiert und wird im Rahmen der cologne conference verliehen. PHOENIX berichtet in seiner Tageszusammenfassung der Tag über die Preisverleihung in Köln.
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