Schlöndorff: Umgang mit Nazizeit heute unverkrampfter
Mit Der
Untergang kann ich künstlerisch nicht viel anfangen
Bonn (ots)
Für den Regisseur Volker Schlöndorff ist der künstlerische Umgang mit Themen der Nazizeit heute sehr viel einfacher als noch vor einigen Jahren. In der PHOENIX-Sendung Im Dialog (Ausstrahlung heute, Freitag, 21 Uhr) sagte der Filmemacher: Je größer der Abstand ist, jetzt nach 60 Jahren, umso unverkrampfter kann man da auch rangehen. Seit der Wiedervereinigung gehe man mit dieser Sache in einem anderen deutschen Selbstbewusstsein und etwas sicherer um. Wenn wir diese Themen behandeln, heißt das nicht, dass wir uns mit dieser Zeit identifizieren. Wir wissen, es gibt inzwischen zwischen der Nazizeit und uns im Grunde keine Berührungspunkte mehr, außer dass wir immer noch derselben Nation angehören, so der Filmemacher. Daher könne man sich damit befassen, ohne dass es wieder heiße Nestbeschmutzung. Das Bild vom guten Deutschen, Schindler, und das Bild vom bösen Deutschen, dem Nazi - beide Bilder beziehen wir im Grunde aus dem Ausland. Deshalb finde ich, dass so Filme wie Der Untergang, mit dem ich künstlerisch nicht viel anfangen kann, aber trotzdem sehr wichtig sind, weil wir zumindest diese Mythen oder Entmystifizierungen selbst betreiben sollten, so Schlöndorff. Er glaube, dass eben auch in 50 und in 100 Jahren diese Zeit noch als Rahmen genommen werde, um exemplarische Situationen und Dramen zwischen Menschen darzustellen. Heute werde ihm immer wieder die Frage gestellt, warum er keine politisch engagierten Filme mehr mache, so Schlöndorff. Und dann sage ich: Es gab eine Zeit, wo uns die Gesellschaft und das Publikum das geradezu abverlangt haben. Heute seien die künstlerische Aspekte beim Filmemachen vor allem eng mit den ökonomischen verbunden. Wenn ich zwei, drei Filme mache, die dem ökonomischen Anspruch nicht genügen, dann mache ich eben keinen vierten mehr. Und wenn man als Künstler weiter arbeiten wolle, müsse man sich auch danach orientieren. Filme nur zur künstlerischen Selbstbefriedigung zu machen, dafür ist das Medium einfach zu teuer, so der Regisseur.
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