Erstausstrahlung: "Franz Müntefering - Aufstieg und Fall eines SPD-Vorsitzenden", Film von Hubert Seipel, PHOENIX-PROGRAMMHINWEIS für Montag, 14. November 2005, 20.15 Uhr
Bonn (ots)
Seine Ankündigung löste ein politisches Beben aus: Franz Müntefering steht nicht mehr als Vorsitzender seiner Partei zur Verfügung. Der Film ist ein aktuelles Portrait des Noch-Vorsitzenden der Traditionspartei, das Hubert Seipel für PHOENIX produziert hat.
Er war kurzfristig die Ikone der Sozialdemokraten. Nach Willy Brandt der wohl beliebteste Parteivorsitzende - und mit 20 Monaten im Amt auch der, der am kürzesten an der Spitze der Partei stand. Er war auch keiner aus der Garde der prominenten Enkel von Brandt, die sich allesamt selbst bekriegten und Franz Müntefering war für die Genossen der lebendige Beweis, dass es in der SPD auch einfache Leute mit Volksschulabschluss bis an die Spitze schaffen können. Einer, der wie kaum ein anderer das Image bediente, ohne ausgefeilten Karriereplan der Partei zu dienen. Auch wenn er einräumt, dass es "wohl kein Zufall war, dass er immer zu rechten Zeit an der richtigen Stelle bereit stand". Hubert Seipel porträtiert Franz Müntefering als einen Mann, der wie kein zweiter sozialdemokratische Tugenden verkörpert, der aber auch auf der Ochsentour nach oben immer einsamer und misstrauischer wurde. Und der sich mit seinem Rücktritt - ob nun bewusst oder unbewusst - just zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Unzufriedenheit in der Partei über ihre Oberen spürbar zuspitzt. Münteferings Kraftakt, die SPD als Volkspartei zu retten - die unter Kanzler Gerhard Schröder zehntausende von Mitgliedern verloren hat - und gleichzeitig an der Regierung zu bleiben, war immer ein riskanter politischer Spagat. Dass er im SPD-Vorstand die Abstimmung über den Posten des Generalsekretärs verloren hat, hat allerdings wenig mit einer Verschwörung der Parteilinken oder mit einem Generationskonflikt zu tun. Die Niederlage war vielmehr der Ausdruck der Partei, die sich gegen den autoritären Stil des Führungsduo Schröder und Müntefering wendete: Inhalte und Personal vorzugeben, und dann die Partei pro forma darüber abstimmen zu lassen. Seipels Fazit: Dass Müntefering sein Amt niedergelegt hat, wird ihn für viele in der Partei überlebensgroß machen. Der Abgang wird der Partei aber auch die Chance einräumen, sich darüber klarer zu werden, was sie will. Und das schneller, als den Genossen lieb ist.
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