"200 Tage für den Neubau der Welt" 2. Teil: Von Berlin nach Hiroshima, PHOENIX-Programmhinweis für Sonntag, 6. August 2006, 22.15 Uhr (Achtung, neuer Termin!)
Bonn (ots)
Am 8./9. Mai 1945 ist in Europa der Krieg zu Ende, aber noch gilt es, Japan zu besiegen und sich über die Neuordnung der Welt zu einigen. Als die Verhandlungen in Potsdam beginnen, sind die Prioritäten der drei Großmächte völlig unterschiedlich: Die Amerikaner führen Krieg in Asien und bemühen sich um sowjetische Unterstützung, die UdSSR eliminiert die polnischen Oppositionellen, um ein sowjetisch bestimmtes Regime einzusetzen, und Churchill will den Wahlkampf in Großbritannien gewinnen. Ende April 1945 ist Harry S. Truman seit knapp zwei Wochen Nachfolger des verstorbenen Franklin D. Roosevelt als Präsident der Vereinigten Staaten. Schon gleich nach dem Fall Berlins spiegelt die Form, in der sich die deutsche Kapitulation vollzieht, das besondere Kräfteverhältnis zwischen den Alliierten wider. In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai unterzeichnet Eisenhower in Reims die Kapitulation, Stalin hingegen setzt durch, dass die endgültige Ratifizierung am 9. Mai von General Shukow im sowjetischen Hauptquartier in Berlin vorgenommen wird. Während sich die Konferenz von Jalta in einem Rahmen verblassten Glanzes abgespielt hatte, bot die vom 21. Juli bis zum 2. August dauernde Potsdamer Konferenz ein apokalyptisches Ambiente. Hier, unweit des völlig zerstörten Berlins, mussten erstens das Schicksal Deutschlands beschlossen und zweitens Frieden und Demokratie in Europa hergestellt werden. Weitere Verhandlungspunkte waren der konkrete Eintritt der UdSSR in den Krieg gegen Japan und die Gebietsansprüche Stalins in Asien. Die Fertigstellung der Atombombe überschattete die Konferenz. Japan wurde in der "Potsdamer Erklärung" zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert. Vier Tage nach der Konferenz fiel die Atombombe auf Hiroshima. Wiederum drei Tage später wurde der Vernichtungsschlag gegen Nagasaki geführt, woraufhin Japan kapitulierte. Das Ergebnis der Potsdamer Konferenz ist ein Kompromiss: In der Deutschlandfrage behalten die Alliierten die Oberhand, Polen jedoch kann nicht gehalten werden und fällt an Stalin. Das Schicksal des Landes kündigt die endgültige Beherrschung Osteuropas durch die Sowjets an. In diesem Licht erscheint die Potsdamer Konferenz wie eine Initialzündung für die jüngere Geschichte Europas, die über ein halbes Jahrhundert vom Gleichgewicht des Schreckens und vom Kalten Krieg bestimmt wurde. Dokumentation von Jean-Christophe Rosé (2005)
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