stern TV - Mittwoch, 21.03.2012, 22:30 Uhr - live bei RTL, Moderation: Steffen Hallaschka
Köln (ots)
Autorin der Babyklappen-Studie bei stern TV: "Unzulässige Interpretation macht mich unglücklich"
Monika Bradna, die für das Deutsche Jugendinstitut eine Studie über Babyklappen durchführte, kritisiert die Auslegung derselben durch die Medien. "Diese unzulässige Interpretation macht mich unglücklich", sagt sie bei stern TV. Die Studie hatte untersucht, was nach der anonymen Geburt mit den Kindern passiert. Von rund 200 abgegebenen Kindern - etwa einem Fünftel aller Fälle - fehle jede Spur, hieß es in vielen Medien. "Das steht an keiner Stelle so in der Studie", betont Bradna.
Monika Bradna sieht die Babyklappe kritisch: "Jeder Kindergarten, jede Einrichtung braucht eine Betriebserlaubnis. Muss bestimmte Auflagen erfüllen, bestimmte Qualitätsstandards einhalten, um überhaupt Kinder in ihre Obhut nehmen zu können und in diesem Bereich kann im Grunde genommen jede Privatperson eine Babyklappe an sein Haus installieren und ohne das dort in irgendeiner Weise eine Kontrolle oder Aufsicht geführt wird."
Dem widerspricht Friederike Garbe, Leiterin des Agape-Hauses in Lübeck. "Bei uns hat das Ministerium in Kiel die Babyklappe überprüft und wir arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen." Garbe spricht sich ganz klar für Babyklappen aus. Auch sie hat den Fragebogen des Deutschen Jugendinstituts ausgefüllt. Garbe sagt, sie wurde falsch befragt, denn laut Studie könne auch sie nicht sagen, wo fünf von 14 abgegebenen Babys seien. Aber: Die seien nicht verschwunden, sondern durch das Jugendamt vermittelt worden. Die Studie sah es nicht vor, beim Jugendamt nachzufragen. Das holte stern TV nach. Die Antwort des Lübecker Jugendamtes: "Selbstverständlich kann das Lübecker Jugendamt bei jedem einzelnen Kind sagen, ob und von wem es adoptiert wurde."
Sozialpädagogin Bradna kritisiert auch die Anonymität der Mütter, denn bis dato können sie sich sicher sein, dass niemand ihre Identität erfährt. "Sowohl für die Babyklappe als auch für die anderen Angebote der Kindesabgabe stellt es ein Problem dar, wenn die Mutter tatsächlich anonym bleibt oder die leiblichen Eltern, dadurch hat das Kind keine Möglichkeit Näheres über seine Herkunft zu erfahren. Das kann dann wieder in der Folge schwierig werden für seine Identitätsentwicklung."
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