Tierschützer beklagt im Streitgespräch bei stern TV die Zustände in Mastbetrieben: "Tiere verdursten, weil sie sich nicht mehr bewegen können."
Köln (ots)
"Ein artgerechter Stall wäre deutlich leerer und die Hühner wären deutlich agiler", sagte Tierschützer Mahi Klosterhalfen live bei stern TV. "Durch die Gewichtszunahme in den Mastbetrieben sind die Tiere kaum noch mobil. Man schafft also nicht nur schlechte Bedingungen durch die Überzüchtung. Man nimmt den Tieren auch das, was sie ausmacht: das Scharren zum Beispiel."
Klosterhalfen reagierte damit auf einen Beitrag, in dem stern TV zuvor über das kurze Leben von Masthähnchen in Deutschland berichtet hatte: Vom Schlüpfen in der Brüterei bis zur Schlachtung vergehen danach höchstens 42 Tage - manche Tiere leben sogar nur einen Monat. In dieser Zeit müssen die Tiere rund vier Kilogramm Futter fressen und so mehr als das 60-fache ihres Gewichts zulegen: von 40 Gramm auf knapp zweieinhalb Kilogramm.
"Gerade am Ende der Mast finden Sie immer wieder Tiere, die unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, die nicht mehr zur Tränke kommen und verdursten müssen", berichtet Klosterhalfen, der sich mit der "Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt" für Tierrechte einsetzt.
Vorzeigeställe für Journalisten?
Als "pauschal vorgetragene Vorwürfe" wies Dr. Thomas Janning diese Darstellungen zurück. "Wir haben in der Geflügelwirtschaft hervorragende Verhältnisse", sagt der Geschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft. Und im Gespräch mit Steffen Hallaschka machte er auch deutlich: "Wir haben in der Geflügelwirtschaft 5000 Ställe und alle sind unmittelbar vorzeigbar."
Dass die Geflügelwirtschaft von guten Zuständen spricht, kann Klosterhalfen nicht verstehen: "Man muss sehen, das waren angekündigte Besuche. Was wir dabei nicht sehen, sind die toten Tiere, die man jedes Mal sieht, wenn man unangemeldet in Ställe geht, man sieht keine Tiere, die verletzt sind und die verdursten, weil sie sich nicht mehr bewegen können."
Die Herstellung von Hähnchenfleisch gleicht heutzutage auch deshalb einer Industrieproduktion, weil die Nachfrage so groß ist: In den letzten zehn Jahren ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Hähnchenfleisch stetig angestiegen, 2012 lag er bei elf Kilogramm. Dafür werden in Deutschland pro Jahr knapp 600 Millionen Hähnchen geschlachtet. In vielen Betriebe können pro Halle bis zu 50.000 Hühner gemästet werden. "Die Tiere werden darauf reduziert, nur noch zu fressen, zu trinken, nur noch Gewicht zuzunehmen", sagt Tierschützer Mahi Klosterhalfen. "Sie haben sonst gar nichts zu tun."
Wie sich so ein Leben anfühlt - stern TV wagt den Vergleich und zeigt ab der nächsten Woche das Experiment "Leben wie ein Huhn": Drei Probanden zogen für fünf Tage in einen speziellen Container. Jeder von ihnen hatte dort zwei Quadratmeter Platz und musste unter Dauerlicht rund um die Uhr essen. Ob sie durchgehalten haben - das Experiment nächste Woche live bei stern TV.
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