Ostsee-Zeitung: Qual der Wahl - Kommentar zur Wahl des Bundespräsidenten
Rostock (ots)
Die Wahl des deutschen Staatsoberhauptes ist diesmal mit allerhand Unwägbarkeiten gespickt. Aber das ist nicht schlimm, sondern demokratisch. Und dass der populäre Amtsinhaber sich einer nicht ganz aussichtslosen Gegenkandidatin stellen muss, ist keineswegs eine Anmaßung, sondern demokratische Normalität. Ein Anachronismus ist es hingegen, dass das Staatsoberhaupt immer noch von einem Wahlgremium bestimmt und nicht direkt vom Volk gewählt wird. Die indirekte Wahl macht den Bundespräsidenten, neben seiner vergleichsweise geringen Macht, zu einer Art Kungel-Präsidenten, in diesem Jahr gar zu einem Bundestagswahl-Vorwegweiser. Es würde durchaus die Unabhängigkeit des höchsten Amtes stärken, wenn die Bürger und Bürgerinnen selbst die Qual der Wahl seiner Besetzung hätten.
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