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Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Trauerfeier für Robert Enke

Rostock (ots)

Der Selbstmord von Robert Enke hat ein Loch
gerissen in die Scheinheiligkeit des Profisports, vor allem die der 
Fußball-Bundesliga; und er hat ihn gleichzeitigseiner Masken beraubt.
Bescheiden nehmen sich wenige Antworten aus neben den vielen Fragen, 
die dieser Suizid aufwirft. Eines wurde klar: Es wird sich etwas 
ändern müssen.
"Die Welt ist nicht im Lot", wie Niedersachsens Ministerpräsident 
Christian Wulff gestern bei der Trauerfeier sagte. Das stimmt - und 
die Fußballwelt schon gar nicht. "Wir brauchen keine fehlerfreien 
Roboter." Auch das ist sicherlich ebenso richtig wie die Feststellung
des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, dass Fußball nicht alles sei, 
aber eben "ein starkes Stück Leben".
Die bittere Wahrheit ist: Die Angst des Robert Enke, abgestempelt zu 
werden zu einem Versager, zu einem Schwächling, nur weil er an der 
Seele krankte, sie war nicht unbegründet. Das System duldet keine 
depressiven Akteure in seiner Mitte; es verhöhnt sie und spuckt sie 
aus. Man muss davon ausgehen, dass Robert Enke nicht der einzige 
depressive Spieler in der Bundesliga war und ist. Vielleicht finden 
andere jetzt den Mut, sich zu outen. Man muss ihnen helfen, auch von 
den Stehplätzen aus. Dies ist eine unangenehme Wahrheit: Vieles im 
Profifußball ist ein Spiegelbild der richtigen Welt.

Pressekontakt:

Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de

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