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Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Polizeiausbildung in Afghanistan

Rostock (ots)

Kaum weniger als acht Jahre sind die Deutschen für
die Ausbildung der Polizei in dem zentralasiatischen Land 
federführend zuständig. Das Ergebnis aber ist mager. Ja, es steht im 
Widerspruch zu allen deutschen Sekundärtugenden von Gründlichkeit bis
Effizienz. Noch bis 2008 waren in Afghanistan, das sieben Mal so groß
wie Deutschland ist, nicht mehr als 60 deutsche Polizisten vor Ort. 
Gegenwärtig sollen es 123 und bald - sage und schreibe - 200 sein. 
Allein in der Hansestadt Bremen sind über 2500 Mann im Einsatz.
Angeblich wurden von dieser Handvoll Deutscher 30 000 afghanische 
Kollegen ausgebildet. Doch schon 2008, als es 22 000 Mann gewesen 
sein sollen, sprach der Ex-Chef des Bundeswehrverbandes, Bernhard 
Gertz, von einer "dreisten Lüge" und "getürkten Zahlen". Als 
ausgebildet gilt jeder, der mal ein Klassenzimmer von innen gesehen 
hat - meist nur für wenige Wochen. 70 Prozent der Polizeischüler sind
ohnehin Analphabeten und froh, überhaupt wieder einen Job zu haben, 
der ein bisschen Geld einbringt.
Darüber hinaus ist der Job gefährlich. Lebensgefährlich. Die meisten 
Polizisten sind im paramilitärischen Einsatz, bewachen Gebäude, 
richten Straßenkontrollen ein oder jagen Drogenschmuggler. Kein 
Wunder, wenn jedes Jahr 1500 Männer und Frauen durch Anschläge der 
Taliban oder durch Kriminelle sterben - mehr als bei der afghanischen
Armee.
Doch nun wird alles besser! Die Bundesregierung will knapp 80 
Polizeiausbilder mehr schicken. Doch was, wenn Ehefrau oder 
Personalrat Nein sagen? Fällt der "Strategiewechsel" dann ins Wasser?

Pressekontakt:

Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de

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