Ostsee-Zeitung: Ostsee-Zeitung (Rostock) zu Bundespräsident Christian Wulff, seit einem Jahr im Amt
Rostock (ots)
Bei dem vor einem Jahr ins Amt gewählten Christian Wulff fällt vor allem seine allgegenwärtige Unauffälligkeit auf. Der einstige niedersächsische Ministerpräsident, der eher aus Verlegenheit nach dem Köhler-Rückzug von Angela Merkel aufs Schild gehoben wurde, sucht noch nach eigenen und neuen Akzenten. Freilich hat der 52-Jährige mit dem Image des idealen Schwiegersohnes mit einigen Sätzen für Aufmerksamkeit gesorgt. Dass der Islam zu Deutschland gehöre, war solch eine präsidial richtige und notwendige Aussage. Aber das war es dann auch schon fast. Als der neue CSU-Bundesinnenminister diese Äußerung im Handstreich einkassierte, gab es keine Gegenwehr aus dem Schloss Bellevue. Wulff gibt den verbindlich abwartenden Präsidenten. Das Draufhauen auf die Kaste der Politiker, worin sich sein Vorgänger Köhler gefiel, liegt ihm gar nicht. Wie auch, er ist ja ein Spross seiner Partei. Interessanterweise ist jetzt gerade so etwas wie die Häutung des Bundespräsidenten Christian Wulff zu erleben. Er moniert Merkels Hopplahopp des Atomausstiegs, lobt die Grünen, die in dieser wichtigen Frage einen Sonderparteitag abhielten, während seine einstigen Unionsfreunde es mit Machtworten der Kanzlerin bewenden ließen. Könnte es wirklich sein, dass der immer etwas hölzern wirkende Christian Wulff sein Image als Parteisoldat abstreifen will, dass er Volkes Stimme spricht, ohne ihm nach dem Munde zu reden?
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