Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Kinderlosen-Abgabe
Rostock (ots)
Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz ist zu der bestürzenden Erkenntnis gelangt, dass Familien höhere Lasten tragen als Kinderlose. "Alle Transferleistungen wiegen nicht die echten Kosten für ein Kind auf", jammert er. Ja, was hat der Mann denn gedacht? Dass der Staat und die Sozialsysteme ihm von den Windeln bis zum Führerschein alle Kosten ersetzen, die er durch seine Kinder hat?
In unserem Sozialstaat entscheidet man sich nicht aus ökonomischen Erwägungen für ein Kind, und das ist auch gut so. Die Zahl der Neugeborenen wird sich nicht erhöhen, wenn der Staat eine Strafgebühr für Kinderlosigkeit eintreibt. Sie wird sich - wie oft muss man es noch sagen? - nur dann erhöhen, wenn Arbeit und Familie sich auf Dauer besser vereinbaren lassen.
Dass unser Gemeinwesen sich auf mehr Alte und weniger Junge einstellen muss, ist unbestritten. Unbestritten ist auch, dass es bedürftige Familien gibt. Wenn es den CDU-Politiker Marco Wanderwitz drängt, für sie etwas zu tun, dann soll er höhere Steuern für alle fordern - und die Familien, die es brauchen, davon profitieren lassen. Das wäre gerecht. Aus Wanderwitz' Sicht dürfte diese Überlegung allerdings einen entscheidenden Nachteil haben: Sie kommt ohne Sündenbock aus.
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