Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Ostseerat
Rostock (ots)
Der Ostseerat hat sich zu einem eingefahrenen Gremium des Schulterklopfens rationalisiert. Von den nur alle zwei Jahre stattfindenden Gipfeln gehen kaum neue Ideen aus. Die Kooperation im Ostseeraum lebt in erster Linie von bilateralen Abmachungen. Und grenzüberschreitende Netzwerke entwickeln sich trotz des Ostseerats statt dank des Rats. Zuletzt wurden gar Forderungen laut, das Forum abzuschaffen. Der langjährige Außenminister und jetzige Präsident Estlands, Toomas Ilves, bezeichnete den Ostseerat als "unnötige Quasselveranstaltung". Und dass Russlands Premierminister Dmitri Medwedew in diesem Jahr lieber zum Ratstreffen der GUS-Staaten ins energiereiche Turkmenistan eilt, anstatt zum Gipfel nach Stralsund zu kommen, spricht für sich. Der Ostseerat muss aufpassen, nicht zu einem Kollegium der verpassten Chancen zu verkümmern. Dabei ist das Potenzial so enorm groß: An den Küsten der Ostsee wird fast ein Drittel der Wirtschaftsleistung Europas erbracht. Über 2000 Schiffe passieren täglich die Ostsee. Mecklenburg-Vorpommern setzt mehr als ein Viertel seiner Exporte in die Anrainer-Region ab. Der Ostseerat braucht neue Visionen. Dazu aber muss Stralsund mehr als ein Gipfel der schönen Bilder werden.
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