Ostsee-Zeitung: Kommengar zur Absenkung des Leitzinses durch die EZB
Rostock (ots)
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins auf den historischen Tiefstand von 0,5 Prozent gedrückt. Die Hoffnung: Die Banken in den Euro-Krisenländern kommen billiger an Geld und reichen es an die dahindümpelnden Volkswirtschaften weiter. Das Problem: Es funktioniert kaum. Zwar bekommen die Banken das Geld von der EZB fast umsonst hinterhergeworfen. Doch anstatt damit Unternehmergeist zu füttern und Konsum anzukurbeln, kaufen die Finanzinstitute lieber Hochzins-Anleihen von Krisenstaaten oder parken es bei der EZB - ganz nach dem Motto "sicher ist sicher". Zahlreiche Kreditkanäle in Südeuropa sind verstopft. Wenn Kleinunternehmer oder Mittelständler in Spanien oder Portugal überhaupt kurzfristig Kredit bekommen, zahlen sie dreimal so hohe Zinsen wie in Deutschland. Gäbe es den Euro nicht, wären die Zinsen hierzulande längst gestiegen. Stattdessen heißt es für die Deutschen: mitgefangen - mitgehangen. Ihre Tagesgelder, Riester-Verträge oder Lebensversicherungen verlieren an Wert, weil es kaum noch renditeträchtige Anlagen gibt. Die Altersvorsorge wird zum Steher-Rennen. In Ballungsräumen wiederum könnten Mieten und Hauspreise explodieren, weil viel Geld auf den Immobilienmarkt umgelenkt wird. Der Leitzins als Wunderwaffe der EZB hat ausgedient. Die wenigen, die am Spiel mit den Zinsen verdienen, sind wieder einmal die Banken.
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