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Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Gibraltar

Rostock (ots)

Wenn's um Gibraltar geht, verstehen Briten wie Spanier wirklich keinen Spaß. "Hände weg von unserem Felsen!" tönt es in der Londoner Presse. Das Auslaufen einer kleinen Royal-Navy-Flotte zum Manöver vor Gibraltar wird zur Machtdemonstration aufgebauscht. Spaniens Außenminister wiederum fabuliert über ein Bündnis mit dem fernen Argentinien, das bis heute nicht über die Niederlage im Falklandkrieg 1982 hinweggekommen ist. Sorry - perdona! Worum geht's hier eigentlich? Um Betonblöcke im Meer, die spanische Schleppnetzfischer verärgern? Um nervende Kontrollen an der Festland-Grenze zu Gibraltar? Um eine tiefe nationale Wunde, die ausgerechnet ein deutscher Prinz in britischen Diensten den Spaniern beifügte, als er 1704 Gibraltar eroberte? Sicher, das alles spielt eine gewisse Rolle in diesem aufgeheizten Konflikt zwischen zwei Nato-Staaten. Die Frage ist nur, wer heizt ihn auf? Wer hat Interesse daran, den Felsen von Gibraltar zum Stein des Anstoßes für Muskelspiele zu machen? Und warum gerade jetzt? Spanien steckt in einer der größten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Die öffentlichen Kassen sind leer. Dass da mit Gibraltar quasi vor den Augen Madrids ein britisches Überseegebiet agiert, welches Steuervermeidung professionell organisiert, wo dubiose Glücksspiel-Unternehmen und Briefkastenfirmen agieren, kann Spaniens Verdruss schon eher erklären. Doch das Land leidet nicht nur an einer verheerenden Wirtschafts- und Bankenkrise. Sein parteipolitisches System ist diskreditiert. Ministerpräsident Rajoy und seine konservative Regierungspartei PP stehen nämlich in Verdacht, schwarze Kassen geführt zu haben, die von Bauunternehmen gefüttert wurden. Im Gegenzug wurden denen vermutlich staatliche Großaufträge zugeschanzt. Bewiesen ist nichts. Doch die Schwarzgeld-Affäre droht ausgerechnet im bizarren Streit um Gibraltar in den Hintergrund zu rücken. Rajoy wird's freuen. Dabei weiß er genau, dass Gibraltar britisch bleiben wird. Und wenn die Legende stimmt, mindestens solange die berühmten Berberaffen ihren 426 Meter hohen Fels bewohnen.

Pressekontakt:

Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de

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