Landeszeitung Lüneburg: Landarztquote spaltet die Mediziner Vize-Präsidentin der Bundesärztekammer Dr. Martina Wenker kontert die Kassenärztliche Vereinigung: "Quote wäre das Aus für den freien Arztberuf"
Lüneburg (ots)
Von Joachim Zießler
Lüneburg/Hannover. In der Diagnose ist sich Niedersachsens Ärzteschaft noch einig: Ärztemangel bedroht zunehmend die medizinische Versorgung. Besonders auf dem flachen Land sei die Fieberkurve besorgniserregend. Aber über die richtige Therapie streiten sich die ärztlichen Standesorganisationen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) würde eine Landarztquote verschreiben, also bis zu zehn Prozent der Studienplätze für Bewerber reservieren, die sich zur Niederlassung in einem unterversorgten Raum verpflichten, wie jetzt KVN-Chef Mark Barjenbruch betonte (wir berichteten). Diese Maßnahme wäre nicht mehr als ein Placebo, sagt Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, gegenüber der Lüneburger Landeszeitung, allerdings ein gefährliches: "Eine Landarztquote wäre das Aus für den freien Arztberuf", warnt Dr. Wenker, die die mehr als 40 000 Ärzte in Niedersachsen vertritt. Und weiter: Solche Forderungen kann nur stellen, wer ein staatlich gelenktes Gesundheitssystem im Sinn hat." Dass Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland die Landarztquote auf den Weg gebracht hat und Bayern sowie die niedersächsische SPD nachziehen möchten, ficht sie nicht an. "Es wäre weltfremd, einen 18-jährigen Studienanfänger dazu zu vergattern, für zwölf Jahre in einem unterversorgten Gebiet tätig sein zu müssen." Eine Landarztquote könnte allenfalls "ein Baustein sein, wenn wir irgendwann genug Medizinstudienplätze haben", sagt die Vize-Vorsitzende der Bundesärztekammer. In einer Mangelsituation macht eine Quotierung keinen Sinn, weil dadurch nur der Mangel von einem Bereich in den anderen verschoben wird. Sinnvoller wäre es, den Beruf des Hausarztes auf dem Land attraktiver zu gestalten - etwa über die Schaffung von Teilzeitarbeitsmöglichkeiten oder eine Zulage.
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