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Neue Westfälische: Mehdorns Rücktritt Trotz allem kein Triumphgeheul ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Für Hartmut Mehdorn war die Forderung nach
Rücktritt kürzlich noch Majestätsbeleidigung. Von dem Sockel der 
Selbstüberschätzung ist er mittlerweile abgestürzt. Nachdem die 
Gewerkschaften auf seinen Abgang gepocht hatten, war Mehdorn nicht 
mehr zu halten. Der Herrscher der Bahn, der Napoleon als Vorbild 
nennt, hätte eine Chance gehabt, wenn er in dem Datenskandal Reue 
gezeigt und tatsächlich als Aufklärer mitgewirkt hätte. Doch dem 
Bahnchef blieb bis zum Schluss Selbstkritik ein Fremdwort. Mit seinem
ruppigen Führungsstil nach Gutsherrenart hat sich Mehdorn viele 
Sympathien verscherzt. Seinen Sturz hat er sich selbst eingebrockt. 
Denn auch wenn formaljuristisch noch nichts bewiesen ist: Höchstens 
Klein Fritzchen mag glauben, dass ein Kontroll-Fan wie Mehdorn von 
der massenhaften Jagd nach kritischen E-Mails in seinem Unternehmen 
nichts gewusst haben soll.
Ein lautes Triumphgeheul ist trotzdem nicht zu vernehmen. Denn der 
Bahnchef hat zweifellos große Verdienste. Er hat aus der 
schwerfälligen Behördenbahn, die einst Steuermillionen ohne Ende 
schluckte, ein modernes Wirtschaftsunternehmen geformt, das seit 2004
sogar schwarze Zahlen schreibt.
Doch der Nimbus des genialen Machers litt schon lange. Beim Streik 
der Lokführer schaltete Napoleon Mehdorn derart unbeirrbar auf stur, 
dass die Kunden gar keine Rolle mehr spielten. Geradezu fanatisch 
verfolgte er sein Ziel, die Bahn an die Börse zu bringen. Da entstand
der Verdacht, dass ihm Zahlen wichtiger waren als Qualität. Viel zu 
lange ignorierte die Bahn etwa die gefährlichen Risse in den 
ICE-Achsen.
Die Bahn braucht einen Chef, der nicht nur Willen und Härte zeigt, 
sondern auch Kooperationsbereitschaft und soziale Kompetenz. Dann 
klappt es in ein paar Jahren vielleicht auch mit der 
Teilprivatisierung und dem Gang an die Börse.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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