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Neue Westfälische: Große Koalition Zum richtigen Zeitpunkt ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Wer von einer großen Koalition große Reformen
erwartet hatte, wurde in den vergangenen vier Jahren schnell 
enttäuscht. Angela Merkel, die sich in ihrer Kanzlerschaft 
sozialdemokratisiert hat und sowieso lieber kleine Schritte als große
Sprünge mag, wollte den Menschen möglichst wenig Grausamkeiten 
zumuten. Als nachhaltige Reformwerkstatt kann man diese Koalition 
deshalb nicht bezeichnen. Immerhin reichte es für die Rente mit 67 
und die Schuldenbremse. Beide Projekte hätten kleine Koalitionen 
vermutlich nicht auf den Weg gebracht.
Rot-Schwarz war eher zufällig die richtige Konstellation zum 
richtigen Zeitpunkt. In der Finanz- und Wirtschaftskrise ist diese 
Koalition zweifellos zu großer Form aufgelaufen. Vor allem die 
Zusammenarbeit von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) hat den Menschen in einer unübersichtlichen, 
brenzligen Situation das dringend notwendige Vertrauen eingeflößt, 
dass es so schlimm schon nicht kommen werde. In Deutschland, wo aus 
historischen Grünen das Bedürfnis nach Sicherheit extrem hoch ist, 
hat die sachgerechte Kooperation der beiden Volksparteien jeden 
Anflug von Panik im Keim erstickt.
Die große Koalition ist aber kein Modell für die Ewigkeit. Sie neigt 
dazu, alle Politik mit einer Konsenssoße zu überziehen. Unterschiede 
werden so einplaniert. In einer Krise beruhigt das zwar, aber Politik
wird so tendenziell zum Schlafmittel.
Für die Lebendigkeit in der Demokratie wäre eine kleine Koalition 
oder ein Dreierbündnis auf jeden Fall besser. Doch sollte sich 
niemand einer Illusion hingeben. Die enormen Kosten der Krise werden 
in der nächsten Wahlperiode zu scharfen Verteilungskämpfen führen. Ob
eine andere als die große Koalition diese riesigen Herausforderungen 
tatsächlich besser meistern kann, ist keineswegs garantiert.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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