Neue Westfälische: Wahlkampf 2009 Überraschende Bewegungen ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Dieser Wahlkampf ohne zugespitzte Kontroversen oder eine greifbare Wechselstimmung plätschert dahin wie ein langer ruhiger Fluss. Dass trotzdem irgend etwas Wesentliches geschehen sein muss, verraten allein die Umfragewerte. Zum ersten Mal in der sogenannten heißen Phase des Wahlkampfs ist Schwarz-Gelb sowohl bei Forsa als auch bei Allensbach unter die 50-Prozent-Marke gesackt. Die Linke erreicht nach einer ausgedehnten Schwächephase wieder zweistellige Zahlen und zieht bei Forsa sogar mit der FDP gleich. Das liegt aktuell an den Landtagswahl-Erfolgen der Linken und an ihrer Forderung nach einem sofortigen Abzug der Truppen aus Afghanistan. Aber in diesen Zahlen spiegeln sich noch andere längerfristige Entwicklungen wider. Krisenängste plagen die Menschen immer weniger. Mag der Befund, dass konjunkturell wieder die Sonne strahlt, auch sehr verfrüht und außerordentlich gewagt sein: Gefühlt ist die Wirtschaftskrise bereits vorbei. Auch deshalb gewinnt die Linke hinzu. Dass sie in den Augen der Bevölkerung über keine Wirtschaftskompetenz verfügt, spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Dass die Krise ihren Schrecken verliert, ist hingegen für CDU und CSU keine so gute Nachricht. Krisenzeiten sind bekanntlich Kanzlerzeiten. Dass Schwarz-Gelb schwächelt, mag die Sozialdemokraten erfreuen. Ansonsten gibt es für die SPD kaum Grund zur Ausgelassenheit. Zweieinhalb Wochen vor der Wahl ist von einer Aufholjagd immer noch nicht das Geringste zu spüren. Größere Verschiebungen gibt es überhaupt nur bei den kleineren Parteien. Sie sind es, die für eine gewisse Spannung sorgen. In diesem trägen Wahlkampf-Fluss gibt es also doch Bewegung. Und das heißt, dass auch Überraschungen noch möglich sind.
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