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Neue Westfälische: KOMMENTAR Bundesverfassungsgericht prüft Hartz-IV-Sätze Kinder haften für ihre Eltern NICOLE HILLE-PRIEBE

Bielefeld (ots)

Dass Armut in Deutschland zu einer Erbkrankheit
geworden ist, hat viel mit Hartz IV zu tun. Die Frage war von Anfang 
an: Wer will das? Und: Welches Menschenbild haben Politiker, die mit 
ihrer Gesetzgebung wissentlich und willentlich ganze Familien vom 
Rest der Gesellschaft abkoppeln? Kein gutes.
Schon der Name ist Programm: Bis heute hat es niemand geschafft, die 
frühere Sozialhilfe vom schlechten Ruf ihres Taufpaten Peter Hartz, 
eines verurteilten Rechtsbrechers, zu befreien. Neben dem damaligen 
Vorstandsmitglied der Volkswagen AG saßen unter anderem ein 
Abteilungsleiter der Deutschen Bank, ein Mitglied der 
Unternehmensberatung Roland Berger, der Direktor von McKinsey und 
andere Wirtschaftsbosse in der Hartz-Kommission. Gemeinsam haben sie 
beschlossen, Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, 
besonders zu fördern und zu fordern. Mit anderen Worten: ihnen so 
wenig Geld aus den Sozialkassen zukommen zu lassen, dass sie 
gezwungen sind, schnell wieder eine Arbeit zu finden. Gleichzeitig 
wurde der Arbeitsmarkt flexibilisiert, und die Löhne fielen mit 
Lichtgeschwindigkeit so tief, dass Arbeit in Zukunft arm machen 
sollte. Ein Teufelskreis, unter dem besonders Alleinerziehende, für 
die es kaum eine realistische Chance zur Vereinbarkeit von Familie 
und Beruf gibt, und gering Qualifizierte leiden. Und ihre Kinder. In 
der Öffentlichkeit wurde gleichzeitig das Bild des saufenden, 
asozialen Hartz-IV-Empfängers verbreitet, der durch Talkshows tingelt
und keinen Satz geradeaus reden kann.
Heute sagen ganze Klassen jugendlicher Hauptschüler: "Wenn ich groß 
bin, werde ich Hartz IV" - weil es tatsächlich ihre einzige 
Perspektive ist. Sie sind in einem System aufgewachsen, das nichts 
für sie bereithält. Noch nicht mal eine Vorstellung, einen Traum von 
Zukunft. Das war politisch so gewollt. Armes Deutschland.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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