Neue Westfälische: Protestwelle an Hochschulen Studium Bolognese BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Langsam, aber allmählich endet die Zeit, da sich die Jugend der Generation Kohl angepasst und fleißig durchs Leben zu schlängeln versuchte. Vornehmlich der akademische Nachwuchs hatte lange die Losung für bare Münze gehalten, wonach jeder seines Glückes Schmied sei. Inzwischen mussten und müssen immer mehr die Erfahrung machen, dass dies ein Trugschluss war oder Gaukelei. Mit noch so guten Examensnoten enden immer mehr als Dauer-Praktikanten. Sie leisten beste Arbeit unter dem Hartz-IV-Satz. Generation Praktikum nennt man diese Gruppe. Das ist ein europäisches Phänomen. Und europäische Vorgaben und Beschlüsse sind es auch, die langsam, aber stetig das Fass zum Überlaufen bringen. Der Bologna-Prozess der Vereinheitlichung der Studienabschlüsse war nötig und sinnvoll. Die Ausführung aber ist miserabel geraten - in nahezu allen europäischen Staaten. Das erklärt auch die Woge des Protests, der immer mehr Hochschulen in immer mehr Staaten erreicht. Das Rad zurückdrehen aber wollen die wenigsten. Denn diese Generation der Studierenden denkt weit realistischer, als Politiker glauben und selbst handeln. Ein Beispiel nur. In NRW wird über Lehrermangel geklagt und gleichzeitig ein verschärftes Lehrerausbildungsgesetz in Kraft gesetzt. Doch schon heute ist die Zahl der Studienabbrecher eklatant hoch. Gelänge es, sie nur zu halbieren, stünden bis zu 2.000 zusätzliche Lehrer zur Verfügung. Natürlich kann die Besetzung von Unis nicht das letzte Wort sein und zum Dauerzustand werden. Darum gilt es, einen Dialog aufzunehmen. Da müssen sich auch Rektoren stellen und gegebenenfalls auch ihre Zwänge und Zweifel erläutern. Das lässt sich ebenso kurzfristig organisieren wie ein Einsatz der Polizei. Der wäre eine verzichtbare Innovation in 40 Jahren Universität Bielefeld.
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