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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: Neue Westfälische, Bielefeld: KOMMENTAR Kirche und sexueller Missbrauch Zeit für Selbstbesinnung BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Die Diskussion über sexuellen Missbrauch
erschüttert die katholische Kirche - nicht nur in Deutschland: Immer 
mehr Fälle werden bekannt, die Institution mit dem Anspruch auf 
Alleinseeligkeit steht unter schwerstem Druck.
Pädophile im Priestergewand ist kein Problem der Neuzeit, sondern ein
seit Jahrhunderten unter den Teppich gekehrtes Problem. Dass es 
endlich ans Tageslicht dringt, hat vornehmlich etwas zu tun mit der 
sexuellen Revolution jüngster Jahrzehnte und der dadurch ausgelösten 
Aufklärung. Auch die katholische Kirche ist davon berührt worden. Als
Beispiel dafür steht der Leiter des Berliner Canisius-Kollegs, der 
schwerste Verfehlungen seiner jesuitischen Mitbrüder öffentlich 
gemacht hat und den Opfern Hilfe anbot.
Und so hebt sich Zentimeter um Zentimeter der Mantel des Schweigens. 
Schwerste seelische Verstümmelungen werden bekannt, ausgelöst von 
triebhaften Seelsorgern. Ruchlos wie deren Taten aber war das 
Schweigen der Kirche. Die Hilflosigkeit der Institution, die 
Keuschheit von ihren Dienern verlangt und jegliche Verstöße gegen das
Zölibat vertuschte, erregt zu recht Zorn und Wut. Wer sich auf höhere
Werte beruft, darf nicht so nieder handeln. Glaubwürdigkeitsverlust 
ist das Schlimmste, was den Bewahrern des Glaubens widerfahren kann.
Allein den Zölibat für die Übergriffe verantwortlich zu machen, wäre 
zu kurz gegriffen. Von einem Priester, der sich für erwachsene Frauen
interessiert, sind Übergriffe auf Kinder kaum zu erwarten. Doch die 
Moral der katholischen Kirche, die zu lustvoll gelebter Sexualität 
ein äußerst gespaltenes Verhältnis hat, ja ihr engste Grenzen 
auferlegt, taugt weder zum Begreifen des eigenen Fußvolkes, noch gar 
der eigenen Diener. So betrachtet hat die Kirche allen Grund zur 
Selbstbesinnung und neuer Standortsuche ihrer Moral und Ethik.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

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