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Neue Westfälische (Bielefeld): Steinmeier nimmt eine Auszeit Glaubwürdigkeit schafft Gewicht CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots)

Dieser Schritt von Frank-Walter Steinmeier verdient keine Anerkennung - er verdient Hochachtung. Der gebürtige Lipper ist sich selber treu geblieben mit der Entscheidung, seiner kranken Ehefrau eine Niere zu spenden und sich für den gemeinsamen Genesungsprozess eine Auszeit von der Politik zu nehmen. Steinmeier steht mit seinem ganzen Leben nicht für den großen Auftritt, nicht für große Worte, denen keine Taten folgen, sondern für Verlässlichkeit. In der Spitzenpolitik, wo es meist um den eigenen Vorteil geht, ist das nicht so häufig der Fall. Kein Wunder: Topämter werden oft an jene Kandidaten vergeben, die schauspielerisches Talent haben und die Versprechungen machen, die sich später als Luftnummer erweisen. Und die spitzbübisch lächelnd darüber hinweggehen. Genau das machte Steinmeier im vergangenen Jahr die Kanzlerkandidatur so schwer. Dazu ist er nicht geeignet. Sein Wort, häufig lange überlegt und abgewogen, gilt. Das war der Grund, weshalb Altkanzler Gerhard Schröder seinen treuen Adlatus Steinmeier von Hannover mit nach Bonn und später nach Berlin in die Bundespolitik nahm - und es nicht bereuen musste. Steinmeier macht sich nicht davon, wenn es ernst wird. So wie er die Kanzlerkandidatur der SPD in schwieriger Situation übernommen hatte, steht er nun seiner kranken Frau mit eigenem Risiko an Leib und Leben zur Seite. Auch wenn er es nicht in sein Kalkül mit einbezogen haben mag, weil jetzt nur die Gesundheit des Ehepaars Steinmeier zählt: Nach seiner Rückkehr an die Spitze der SPD-Bundestagsfraktion wird ihn diese Entscheidung stärker, wichtiger und mächtiger machen. Dieses Pfund an privater Glaubwürdigkeit wird sich auf sein politisches Amt auswirken und ihm niemand mehr nehmen können. Bis es soweit ist, bleibt nur, der Familie Steinmeier alles Gute zu wünschen.

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